Heftige Gewitter
"Downburst", "Superzelle" und "Nowcast" - was sich bei dem einem oder anderen Gewitter derzeit abspielt, ist nicht mehr einfach nur ein Unwetter. Sondern etwas, das sich nach heftigem Hollywoodfilm anhört - und im Zweifelsfall auch so anfühlt.
Rasend schnell hat sich am Dienstagabend ein Unwetter über der Stadt Brandenburg an der Havel zusammengebraut und mit Macht entladen. Ein Sprecher der dortigen Feuerwehr sagte dem rbb, Vergleichbares habe er noch nicht erlebt. Zahlreiche Bäume wurden umgeknickt, Dächer wurden abgedeckt, eine Frau unter einem Baum geborgen.
Viele Bewohner der 73.000-Einwohner-Stadt zeigten sich überrascht von der Intensität des Gewitters. Der Deutsche Wetterdienst (DWD) hatte zwar vor dem Unwetter gewarnt, eine amtliche Gefahrenmitteilung kam aber erst am frühen Morgen.
Diese sei aber auch erst möglich gewesen, als das gesamte Ausmaß des Unwetters absehbar gewesen sei, so Feuerwehrmann Hendrik Hänig von der Regionalleitstelle.
ARD-Wetterexperte Sven Plöger konkretisierte im rbb Spezial vom Mittwochabend noch einmal: Es habe sich bei dem Gewitter über Brandenburg an der Havel am Montagabend um eine Superzelle gehandelt, in deren Rahmen es zu einem sogenannten Downburst gekommen sei: ganz extremen Windböen. Diese hätten an diesem Abend Geschwindigkeiten von 147 Kilometern pro Stunde erreicht.
Als Downburst wird laut DWD ein extrem starker Fallwind aus einer Gewitterzelle bezeichnet. "Dieser Fallwind prallt aus der Höhe auf den Boden auf und wird dann nach verschiedenen Seiten abgelenkt. Dies geht oft gleichzeitig mit sehr heftigem Niederschlag und/oder Hagel einher."
Die auftretenden Böen in einem solchen Downburst erreichen dabei Orkanstärke, oft im Bereich von 120 bis 140 Kilometern pro Stunde. Im Extremfall können sogar Geschwindigkeiten von 180 bis 200 Stundenkilometern erreicht werden.
Genau vorhersagen könne man solche Ereignisse nicht gut, sondern nur im sogenannten Nowcasting, so Plöger weiter. Hier würden am Tag selbst einzelne Gewitter verfolgt und die betroffene Bevölkerung entsprechend gewarnt. Mit viel Vorlauf gehe das nicht, da könne man nur das grundsätzliche Potenzial des herannahenden Gewitters angeben.
Eine konkrete Vorhersage sei im Prinzip erst dann möglich, wenn sich das Gewitter bereits gebildet hat. "Also eine halbe Stunde bis eine Stunde zuvor", so ARD-Wetterexperte Frederik Raff gegenüber rbb|24. Vorher könne man zwar das Gefahrenpotiental abschätzen, was aber wo genau passieren würde, sei 12 bis 24 Stunden vorher nicht absehbar.
"Insbesondere, wenn wir auf Bezirks- oder Städteebene eingehen wollen, dann müssen wir Nowcast betreiben und aktuelle Mess- und Radardaten beobachten." Gewitter, so Raff, seien verhältnismäßig kleinräumige Wetterphänomene, die auf kleinste Veränderungen in ihrer Entwicklung reagieren können.
Durch den Klimawandel werde es vermehrt zu solchen Unwetter-Ereignissen kommen, sagte Sven Plöger im rbb Spezial. "Es ist mehr Energie in der Atmosphäre drin. Und wenn mehr drin ist, kann mehr freigesetzt werden."
Sendung: rbb24, 17.08.2023, 16 Uhr
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