Toter nach Polizeieinsatz
Medard Mutombo starb vergangenes Jahr nach einem Polizeieinsatz. Die Ermittlungen dazu wurden zunächst eingestellt – doch jetzt schwenkt die Generalstaatsanwaltschaft um. Sie reagiert damit auf die Beschwerde von Mutombos Bruder. Von Johanna Sagmeister
Die Berliner Generalstaatsanwaltschaft hat entschieden, die Ermittlungen gegen mehrere Polizeibeamte nach dem Tod eines 64-Jährigen nach einem Polizeieinsatz wieder aufzunehmen. Das teilte die Staatsanwaltschaft rbb|24 mit. Der an Schizophrenie erkrankte Medard Mutombo sollte im September vergangenen Jahres von Polizeibeamten in eine geschlossene Psychiatrie im Bezirk Spandau gebracht werden. Doch der Einsatz eskalierte: Medard Mutombo kollabierte und starb drei Wochen später in der Charité.
Sein Bruder Mutombo Mansamba erhob daraufhin schwere Vorwürfe gegen die Polizeibeamte, warf ihnen rechtswidrige Gewalt vor und erstattete Strafanzeige. Warum Medard Mutombo zusammenbrach, ist bis heute ungeklärt. Die Staatsanwaltschaft stellte die Ermittlungen im April dieses Jahres ein, unter anderem, weil sie kein Fehlverhalten der Polizeibeamten erkennen konnte.
Daraufhin sprach die Anwältin des Bruders, Regina Götz, von Ermittlungsversagen und legte Beschwerde gegen die Ermittlungen der Berliner Staatsanwaltschaft ein. Es sei von Anfang an halbherzig ermittelt worden. Unter anderem verwies sie darauf, dass für die Ermittlungen nicht alle beteiligten Polizeibeamten verhört wurden. Insgesamt waren zwölf Polizisten an dem Einsatz beteiligt.
Nun bestätigt der Sprecher der Berliner Staatsanwaltschaft, Sebastian Büchner, gegenüber rbb|24: "Auf die Beschwerde des Bruders des Verstorbenen und die Entscheidung der Generalstaatsanwaltschaft Berlin hin sollen nach Wiederaufnahme des Verfahrens die Ermittlungen fortgeführt werden."
Um welche Ermittlungen es sich nun im Einzelnen handelt, möchte er nicht mitteilen, "weil anderenfalls der Untersuchungszweck gefährdet wäre", so Büchner. "Ungeachtet dessen kann jedoch mitgeteilt werden, dass die Ermittlungen auf bislang nicht erkennbar hinreichend geklärte Fragen erstreckt werden sollen."
Rechtsanwältin Götz sieht sich in ihrer Beschwerde bestätigt: "Die Wiederaufnahme zeigt, dass wir gute Argumente hatten und dass vor allem bei den Zeugenvernehmungen noch Nachholbedarf besteht", sagt Götz. "Ich hoffe, dass die Staatsanwaltschaft jetzt gründlicher ermittelt."
Der Bruder des Verstorbenen, Mutombo Mansamba, sagt, die Wiederaufnahme des Verfahrens gebe ihm neue Kraft. "Ich hoffe, dass der Staatsanwalt den Fall meines Bruders unvoreingenommen und fair behandelt", sagt er. Er hofft, dass die Ermittlungen zu einer Anklage führen, damit der Tod seines Bruders vor Gericht vollständig aufgeklärt werden kann.
Sendung: rbb 88.8, 21.08.2023, 18 Uhr
Beitrag von Johanna Sagmeister
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