Hostelfassade soll übermalt werden
Die Fassade des "Happy Go Lucky"-Hostels in Berlin ist weiter bunt. Der Inhaber hat eine Frist, es zu übermalen, verstreichen lassen. Der Bezirk will nun eine Firma beauftragen, dann droht allerdings eine Klage.
An der Fassade des Berliner Hostels "Happy Go Lucky" am Stuttgarter Platz ist nach wie vor die großflächige Streetart des irischen Künstlers Dom Browne zu sehen.
Eigentümer Alexander Skora hat eine Frist, die ihm das Bezirksamt Charlottenburg-Wilmersdorf gesetzt hatte, verstreichen lassen: Demnach hätte die Fassade bis einschließlich Sonntag, 1. Oktober beige oder grau übermalt werden müssen.
Dem Bezirksamt lagen auch keine Absichtsbekundungen vor, wonach die Eigentümergesellschaft selbst "die Fassadenbemalung entfernen wird bzw. entfernen lassen wird". Das teilte das Amt dem rbb in der Woche vor dem Ende der Frist auf Nachfrage mit. Das Bezirksamt werde daher "nach Fristablauf voraussichtlich ein Unternehmen mit der Ersatzvornahme beauftragen müssen", hieß es weiter. Ein konkreter Ausführungsbeginn stehe noch nicht fest.
Passiert ist bis zum Auslaufen der Frist erst einmal nichts, gearbeitet wird an der Fassade aktuell auch nicht. Der Streit um die bunte Hostelfassade spitzt sich derweil weiter zu.
Der Eigentümer des Hostels, Alexander Skora, hatte die Fassade vor elf Jahren orangefarben streichen lassen. 2016 verzierte sie der irische Künstler Browne mit Smileys, Herzen und einem stilisierten Schriftzug mit dem Namen des Hostels.
Auf Anfrage leitete Skora dem rbb am Mittwochnachmittag zur auslaufenden Frist weiter, dass eine Anwaltskanzlei dem Bezirksamt rechtliche Schritte androhe, sollte es die Fassade überstreichen lassen. Das Schreiben der Kanzlei liegt dem rbb vor. Sie handelt demnach unter anderem im Auftrag des Künstlers Browne und des Unternehmers Alan Wolan.
Wolan, Chef eines Marketing-Unternehmens in Los Angeles, hat alle Verwertungsrechte an dem Kunstwerk erworben. Er und Skora kennen sich schon mindestens seit dem Jahr 2000. Damals war Wolan Geldgeber für ein von Skoras entwickeltes Reality-Fangspiel für Erwachsene.
"Sollte das Kunstwerk (z.B. durch Übermalen) zerstört werden, so stehen Schadensersatz-, Schmerzensgeld- und Restitutionsansprüche des Künstlers sowie der Sleep Cheap Hotels Investment GmbH und Herrn Wolans im Raum", heißt es in dem Brief vom Mittwoch, der an die Bezirksbürgermeisterin von Charlottenburg-Wilmersdorf, Kristin Bauch (Grüne), adressiert ist. Der Bezirk hat sich noch nicht öffentlich zu dem Schreiben und möglichen Konsequenzen daraus geäußert.
Der Frist zum Übermalen war ein jahrelanger Rechtsstreit vorausgegangen: Zuerst war es um "unzulässige Werbung" gegangen, weil der Eigentümer den Namen seines Hostels auf die Fassade geschrieben hatte. Am Ende steht die Entscheidung des Berliner Verwaltungsgerichts, wonach das - so wörtlich - "schreiend bunte" Streetart-Gemälde den Blick auf ein nahes denkmalgeschütztes Haus beeinträchtigt.
Bei einer "Verunstaltung des Ortsbildes" sei die "Kunstfreiheit nicht schrankenlos", heißt es in dem Urteil.
Sendung: rbb24, 28.09.2023, 16:00 Uhr
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