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Audio: rbb24 Inforadio | 04.09.2023 | Jessica Wiener | Quelle: dpa/Klaus-Dietmar Gabbert

Weniger Bürokratie

Bundesumweltministerin Lemke will Abschüsse von Wölfen erleichtern

Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne) will Abschüsse von Wölfen erleichtern. "Wenn Dutzende Schafe gerissen werden und verendet auf der Weide liegen, dann ist das eine Tragödie für jeden Weidetierhalter und eine ganz große Belastung für die Betroffenen", sagte Lemke der "Welt". "Daher brauchen sie mehr Unterstützung und Sicherheit", so Lemke weiter.

Sie wolle dazu Ende September konkrete Vorschläge vorlegen. "Mein Ziel ist klar: Abschüsse von Wölfen nach Rissen müssen schneller und unbürokratischer möglich sein", unterstrich Lemke.

Die Umsetzung des Vorhabens ist jedoch kompliziert: In Deutschland sind die Bundesländer für das Wolfsmanagement verantwortlich. Bisher genießen Wölfe einen hohen Schutzstatus, sowohl nach Bundes- als auch nach EU-Recht. In einigen Regionen wird aber angezweifelt, ob der Schutzstatus aufgrund größerer Populationen noch gerechtfertigt ist.

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Woidke und Vogel für zügigere Abschüsse

Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) begrüßt die Pläne von Lemke. "Wir brauchen einfachere Lösungen für die Situation, wo ein Wolf so nah an die Menschen, auch an die Nutztiere heranrückt, dass es gefährlich werden kann", so Woidke der rbb-Welle Antenne Brandenburg. "Es ist momentan viel zu kompliziert und wenn Frau Lemke das vor hat, so hat sie meine volle Unterstützung. Wir brauchen diese Regelung." Wenn man artgerechte Haltung von Weidetieren wie Schafen oder Kühen weiter im Land haben wolle, müsse man dem Wolf klare Grenzen setzen.

Landwirtschaftsminister Axel Vogel (Bündnis 90/Grüne) teilte auf rbb-Anfrage mit, Brandenburg fordere seit Längerem, dass Wölfe, die in bestimmten Regionen Probleme machten, so schnell wie möglich getötet werden können. Die derzeitigen bundesrechtlichen Vorgaben seien dazu nicht ausreichend geeignet. Bislang ist eine Bejagung erst nach einer möglichst genauen Bestimmung per DNA-Analyse möglich. Vogel hatte das Verfahren in einem DPA-Pressegespräch als "bürokratisches Monsterverfahren" bezeichnet.

FDP fordert "zeitgemäßen Umgang mit dem Wolf"

Auch aus der FDP kommt dazu ein Vorstoß, wie die "Welt" weiter berichtet. Demnach fordern die agrar- und forstpolitischen Sprecher der FDP in Bund und Ländern in einem Zehn-Punkte-Katalog "einen zeitgemäßen Umgang mit dem Wolf".

So müssten Bundes- und Landesregierungen "die Spielräume der europäischen Gesetzgebung" nutzen, um den Wolfsbestand auf ein ökologisch, ökonomisch und sozial verträgliches Maß zu reduzieren. Das Bundesnaturschutzgesetz müsse künftig so ausgestaltet werden, "dass Genehmigungen zur Entnahme schnellstmöglich rechtssicher erteilt werden" könnten, hieß es.

Vor allem in Brandenburg, aber auch in Niedersachsen und Mecklenburg-Vorpommern, ist die Zahl der Wölfe in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen - und damit auch die Zahl der Angriffe auf Weidetiere. Das Bundesamt für Naturschutz gibt in seinem Wolfsmonitoring die Zahl der bundesweit nachgewiesenen Wölfe mit etwa 1.200 an [bfn.de].

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EU will Wolfsmonitoring auswerten

Auch EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen (CDU) hatte sich schon Ende Juli grundsätzlich offen für eine Absenkung des strengen Schutzstatus des Wolfes gezeigt. Am Montag nun kündigte sie an, bis zum 22. September systematisch Daten aus ganz Europa zu Wolfspopulationen zusammenzutragen. Eine Meldestelle sei eingerichtet. Eine Auswertung dieser Daten soll spätestens Ende des Jahres abgeschlossen sein. Dann soll entschieden werden, ob ein Vorschlag zur Herabsetzung des Schutzstatus gemacht wird.

Sendung: rbb24 Inforadio, 04.09.2023, 09:40 Uhr

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