Angesichts sinkender Geburtenzahlen in Brandenburg und des hohen Durchschnittsalters der Hebammen sorgt sich Familienministerin Ursula Nonnemacher (Grüne) um die Geburtshilfe auf dem Land.
Von den etwa 600 im Bundesland beruflich aktiven Geburtshelferinnen werde in den kommenden zehn Jahren etwa ein Drittel das Rentenalter erreichen, heißt es in einer Studie, die das Gesundheitsministerium in Auftrag gegeben hatte. Dies bringe die Geburtskliniken "in berlinfernen Regionen zunehmend in Schwierigkeiten", sagte die Ministerin am Montag bei der Vorstellung eines Gutachtens. "Denn niedrige Geburtenzahlen in einer Klinik beeinträchtigen die Wirtschaftlichkeit und schränken die Ausbildungsmöglichkeiten ein", so Nonnemacher weiter.
Im Dialog mit allen Beteiligten müssten daher Wege gefunden werden, um die Versorgung zu stabilisieren.
Weniger Geburten - weitere Schließungen drohen
Gleichzeitig ist die Zahl der Geburten in Brandenburg zuletzt gesunken. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes lag sie im vergangenen Jahr - im Vergleich zu den beiden Vorjahren - um rund 1.600 niedriger (bei 17.400). Dabei sei die Zahl der Geburten im Berliner Umland zwischen 2010 und 2020 um 3,9 Prozent gestiegen, während sie in den berlinfernen Regionen um 2,3 Prozent zurückging.
Bevölkerungsprognosen sehen für die kommenden Jahre einen Geburtenrückgang auf ganz Brandenburg zukommen, heißt es aus dem Ministerium. Bis 2030 geht - laut der mittleren Prognose - die Geburtenzahl im Vergleich zu 2019 um elf Prozent zurück, mit regional sehr unterschiedliche Ausprägungen: Während im Berliner Umland ein Minus von vier Prozent erwartet werde, seien es in berlinfernen Regionen bis zu minus 17 Prozent.
Schwangere mit einer Frühgeburt in Brandenburg müssen ab 2024 für eine Spezialklinik wohl in ein anderes Bundesland reisen. Grund dafür sind höhere Anforderungen an die Stationen. Die Brandenburger Gesundheitsministerin will dies nicht hinnehmen.
Wegen der sinkenden Geburtenzahlen und Personalmangels drohten weitere Schließungen von Geburtskliniken warnte die Projektleiterin des Hebammen-Gutachtens, Monika Sander. "Während im Berliner Umland die Erreichbarkeit von Geburtskliniken sehr gut ist, müssen Schwangere in berlinfernen Regionen schon heute teilweise deutlich weitere Wege zur nächsten Klinik zurücklegen."
Neben der Sicherung des Hebammen-Nachwuchses seien neue Konzepte in den ländlichen Gebieten dringend erforderlich, mahnte Sander: "Dazu zählen etwa digitale, telemedizinische Angebote, ein Ausbau des Rettungswesens für geburtshilfliche Notfälle, aber auch zusätzliche Angebote von Unterkünften in Kliniken für Schwangere und ihre Familien."
Zurzeit drei von 25 Geburtshilfen geschlossen
Aktuell verfügen in Brandenburg laut Mitteilung des Ministeriums insgesamt 25 Krankenhausstandorte über eine Geburtshilfe. Davon sind allerdings drei Geburtshilfen zurzeit geschlossen: Rathenow (seit Januar 2021), Templin (seit Mitte April 2023) und Eisenhüttenstadt (seit Juli 2023).