Bäder-Schließungen
Schwimmen lernen ist für viele Brandenburger Kinder immer schwieriger. Hallen schließen, weil sie saniert werden müssen. Der Landes-Schwimmverband fordert von der Politik Konzepte - und mehr Geld für den Unterricht.
Der Landes-Schwimmverband Brandenburg kritisiert, dass es immer weniger Bäder für den Schwimmunterricht gibt. Es gebe von vielen Vereinen die Rückmeldung, dass Bäder schließen müssen oder bereits geschlossen haben, sagte der Bäderbeauftragte des Verbandes, Jan Truglitschka, am Donnerstag rbb24 Brandenburg aktuell.
Die Politik müsse Konzepte vorlegen und signalisieren, dass mehr Geld für die Schwimmbäder bereitgestellt werde, sagte er weiter. Das wasserreiche Brandenburg steuere auf eine Generation von Nichtschwimmern zu.
Genau das fordert auch Schwimmtrainer Christian Hahn vom Schwimmverein Senftenberg (Oberspreewald-Lausitz). "Gefühlt legen die Kommunen zu wenig Geld zurück, um auftretende Probleme direkt und schnell lösen zu können."
Hahn stand zuletzt an einem Sonntagmorgen, 8 Uhr, im Freizeitbad Lauchhammer (Oberspreewald-Lausitz). Gewünscht hat sich das Training zu so früher Uhrzeit niemand, aber nur zu dieser Zeit waren noch Bahnen in der Ausweichhalle für den Senftenberger Schwimmverein frei, dessen eigene Halle bis zum Jahr 2026 saniert wird. Für den Unterricht haben Eltern, Großeltern und der Trainer eine halbe Stunde Autofahrt auf sich genommen.
"Ich kriege schon wieder Gänsehaut, wenn ich das erzähle", so Christian Hahn, "aber es ist derzeit die einzige Möglichkeit für uns, zu trainieren - gerade, was die Kinder betrifft."
Bärbel Strecker ist eine derjenigen, die ihre Enkel nach Lauchhammer gefahren hat. Sie hat selbst jahrelang im Schwimmverein Senftenberg trainiert und habe den Eindruck, dass Schwimmenlernen, auch an den Schulen, kaum noch möglich ist, sagt sie.
"Wir haben die Situation, dass wir drei Jahre Pandemie hatten, da konnte nicht trainiert werden", so Strecker. In Senftenberg sei im April 2022 die Hallenschließung dazu gekommen. Ihr älterer Enkel hätte eigentlich schon in der Pandemiezeit Schwimmunterricht haben sollen. "Für mich [als Schwimmtrainerin, d. Red.] ist immer wichtig gewesen, dass die Kinder maximal sieben Jahre alt sein sollten, um schwimmen zu lernen", so Strecker. "Wenn man mit neun Jahren anfängt, ist das viel zu spät, weil Unsicherheit und Ängste dazukommen. Die hat man in jüngeren Jahren noch nicht."
Weil Schulschwimmen Sonntagmorgens nicht möglich ist, hatte beispielsweise die Stadt Senftenberg im vergangenen Schuljahr den Unterricht für alle 3. Klassen ans Schuljahresende verlegt. Die Grundschüler waren für eine Woche ins Freibad Großräschen (Oberspreewald-Lausitz) gegangen. Auch für das aktuelle Schuljahr ist das eine Option. Solche Ausweichmöglichkeiten werden vom Schwimmzentrum des Landkreises koordiniert. Die Stadt Senftenberg unterstützt die Vereine laut eigenen Angaben jährlich mit 25.000 Euro.
Schwimmtrainer Christian Hahn bedauert es, dass nicht Alternativen zum Hallenunterricht geprüft würden, wie beispielsweise temporäre Schwimmbäder. "Das wäre für uns zumindest eine Alternative, dass Schulsport gewährleistet werden kann."
Ähnlich ist die Kritik der Bäderbeauftragten des Landes-Schwimmverbands, Jan Truglitschka Truglitschka, bei rbb24 Brandenburg Aktuell. Bei Planungen werde zu oft an konventionelle Schwimmbad-Bauten gedacht. Es gebe in anderen Ländern Konzepte, um Schwimmbäder in modularer Bauweise zu errichten. Auch der Landes-Schwimmverband habe das entsprechende Know-how und sei bereit, es den Kommunen zur Verfügung zu stellen.
Neben Senftenberg sind auch in mehreren anderen Städten wie Frankfurt (Oder), Schwedt (Uckermark), und Spremberg (Spree-Neiße) Schwimmhallen wegen Reparatur- und Sanierungsarbeiten teilweise langfristig nicht nutzbar. Ende September soll auch das Bad in Strausberg (Märkisch-Oderland) vorübergehend schließen. Laut der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) haben rund 25 Prozent der Grundschulen keinen Zugang mehr zu einem Schwimmbad.
Hinzu kommen Schließungen, die nicht vorhersehbar sind, wie zuletzt in Cottbus. Dort konnte nach einem großflächigen Stromausfall in der Stadt das Freizeitbad "Lagune" mehrere Tage nicht öffnen, weil laut dem Unternehmen durch den Stromausfall Komponenten der Gebäudeleittechnik kaputtgegangen sind.
Die Lagune stellt nach eigenen Angaben Bahnen für das Schulschwimmen von insgeamt 35 Schulen zur Verfügung. Dazu zählen unter anderem die Cottbuser Grundschulen und weiterführenden Schulen.
Sendung: rbb24 Inforadio, 22.09.2023, 07:30 Uhr
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