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Quelle: dpa/Peer Grimm

Galeries Lafayette

Ein Stück französischer Luxus in Berlin

Die Galeries Lafayette in der Friedrichstraße könnten der Berliner Zentral- und Landesbibliothek weichen - so stellt es sich der Kultursenator vor. Ein Rückblick auf die Berliner Geschichte des französischen Luxuskaufhauses. Von Jonas Wintermantel

Die Friedrichstraße ist weiträumig abgesperrt, vor dem Eingang scharen sich die Massen. Eisige Temperaturen um den Nullpunkt und Schneeregen halten die Berlinerinnen und Berliner am Morgen des 29. Februar 1996 nicht davon ab, zu Tausenden zur Friedrichstraße zu pilgern, um ihr neues Luxus-Kaufhaus – die Galeries Lafayette auf der Friedrichstraße – zu begutachten.

Auf 8.000 Quadratmetern und fünf Etagen wird hier künftig Luxus geboten – Dior, Chanel, Yves Saint Laurent, Pasteten und Macarons - ein Stück französisches Lebensgefühl in der neu entstehenden Mitte von Berlin. Die Galeries Lafayette sind eines der ersten Warenhäusern ihrer Art im ehemaligen Ost-Berlin.

Quelle: dpa/Hubert Link

Ein Stück Paris mitten in Mitte

Die Galeries Lafayette werden einer der ersten Leuchttürme in der wiedererwachenden Friedrichsstraße. In den 1990er Jahren ist die Straße im ehemaligen Grenzgebiet noch eine Dauerbaustelle – Dutzende Baukräne spicken die Skyline im gesamten Innenstadtgebiet.

In einem internationalen Wettbewerb setzt sich der französische Architekt Jean Nouvel mit seinem Plan für das neue Quartier 207 ("Q207") durch. Es entsteht ein prunkvoller Glasbau mit meterhohen Decken, viel Platz, einem vertikalen Garten im Eingangsbereich und dem inzwischen berühmt gewordenen gläsernen Lichtkegel im Inneren.

Das Gebäude setzt nur wenige Jahre nach der Wende ein Zeichen im ehemaligen Ostteil der Stadt: Die Zeit des Sozialismus ist vorbei, auf der Friedrichstraße weht ein neuer Wind des Konsums – und der duftet nach frischen Croissants und Baguettes.

Berliner Kultursenator

Einzug der ZLB ins Lafayette-Gebäude könnte 589 Millionen Euro kosten

Kultursenator Chialo treibt den vorgeschlagenen Umzug der Berliner Zentral- und Landesbibliothek in die Friedrichstraße voran. Mit dem Besitzer des Quartiers 207, in dem noch die Galeries Lafayette Mieter sind, verhandelt er schon über einen Kaufpreis.

Der lange Weg nach Berlin

Die Idee eines Luxus-Kaufhauses mit Namen Lafayette in Berlin ist zu dieser Zeit keineswegs neu. Bereits in den 1920er Jahren gab es Überlegungen, eine Filiale in Berlin zu eröffnen – am Leipziger Platz. Dort, wo heute die "Mall of Berlin" steht. Der "Schwarze Freitag" 1929 machte den Franzosen jedoch einen Strich durch die Rechnung.

In späten DDR-Zeiten beginnen Planung und Bebauung des Areals mit dem Zweck, aus der Friedrichstraße eine sozialistische Prachtstraße zu machen. Die "Passagen Friedrichstadt" sind eines der letzten großen Bauprojekte in Ost-Berlin. Mitte der 1980er Jahre beginnen die Bauarbeiten, doch nach der Wende kommt alles anders: zunächst der Baustopp, dann der Abriss des Rohbaus in den Jahren 1991 und 1992. Ende 1992 wird schließlich der Grundstein für die neuen "Friedrichstadt-Passagen" gelegt.

Die Galeries Lafayette in Berlin sind bis heute die einzige deutsche Dependance der französischen Kaufhaus-Kette und eine von wenigen Standorten jenseits des französischen Mutterlandes. Weitere Filialen stehen in Dubai, Casablanca, Jakarta und Luxemburg.

Mietvertrags-Verhandlungen

Galeries Lafayette wollen nicht für Landesbibliothek weichen

Was wird aus dem Kaufhaus in der Friedrichstraße? Die Galeries Lafayette wollen bleiben, derweil laufen schon erste Gespräche zwischen Vermieter und dem Land Berlin. Womöglich zieht die Zentral- und Landesbibliothek in das Gebäude ein.

Lafayette vor dem Aus - das große Hin und Her

Nach 27 Jahren an der Friedrichstraße scheint nun endgültig Schluss zu sein mit französischem Lebensgefühl in Mitte.

Im Jahr 2022 übernimmt das New Yorker Immobilienunternehmen Tishman Speyer das Quartier 207 mit einem Plan. Denn vom großen Aufbruch der 1990er Jahre ist in den Friedrichstadt-Passagen nicht mehr viel zu spüren. Die Corona-Pandemie und die schwindende Bedeutung des Einzelhandels in den Innenstädten macht auch den Galeries Lafayette zu schaffen, zahlreiche Läden stehen leer. Über einen geplanten Auszug von Lafayette wird zu diesem Zeitpunkt schon seit einigen Jahren gemunkelt. Tishman Speyer kündigt eine grundlegende Modernisierung des Gebäudes und eine Neupositionierung an.

Ende August 2023 überrascht der Berliner Kultursenator Joe Chialo (CDU) mit einem eigenen Vorstoß: Er schlägt das Quartier 207 als neuen Standort für die Zentral- und Landesbibliothek (ZLB) vor und spricht von einer "Jahrhundert-Chance" für Berlin. Seit Jahren hatte die Stadt nach einem neuen Standort für die Bibliothek gesucht.

Die Idee löst zunächst Verwirrung auf mehreren Seiten aus. Die Galeries Lafayette melden sich zu Wort: Se planten derzeit nicht, das Kaufhaus aufzugeben. Man befinde sich in Verhandlungen mit dem Eigentümer, um den Mietvertrag auch über das reguläre Vertragsende Ende 2024 zu verlängern. Der Eigentümer Tishman Speyer widerspricht: Von einer Vertragsverlängerung könne keine Rede sein, sagte ein Unternehmenssprecher. Vielmehr liefen bereits Gespräche mit der Kulturverwaltung über den Einzug der ZLB.

So könnte die ZLB im Quartier 207 aussehen. | Quelle: RenderVision

Konzeptverfahren

Wettbewerb zur Nachnutzung des ICC soll im nächsten Sommer starten

Chialo macht Pläne im Kulturausschuss konkret

"Wir haben die Möglichkeit für eine außergewöhnliche Chance für Berlin" sagt Chialo am 25. September einleitend in der Sitzung des Kulturausschusses im Abgeordnetenhaus. Gleichzeitig stellt er ein erstes Angebot für einen Kaufpreis vor. Demnach beliefen sich die Kosten für den Kauf des Gebäudes und den Einzug der Bibliothek einem ersten Angebot zufolge auf 589 Millionen Euro.

Sendung: rbb24 Inforadio, 25.09.2023, 16:20

Beitrag von Jonas Wintermantel

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