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Audio: Antenne Brandenburg | 18.09.2023 | Nico Hecht | Quelle: picture alliance/SvenSimon

Jugendstudie

Interesse an politischer Beteiligung sinkt bei Brandenburger Jugendlichen

Politisches Engagement ist für Brandenburger Jugendliche nicht mehr so wichtig wie noch vor einigen Jahren, das zeigt die neue Jugendstudie. Viele meinen, es soll "Schluss mit dem Gerede über unsere Schuld gegenüber den Juden" sein.

Jugendliche in Brandenburg sind kaum noch bereit, sich politisch zu engagieren. Das ist ein Ergebnis der Brandenburger Jugendstudie 2022/23, die am Montag in Potsdam vom Landesbildungsministerium vorgestellt wurde. Selbst die Bereitschaft sich an Wahlen zu beteiligen, ist demnach rapide gesunken.

Nur wenige Jugendliche (12,2 Prozent) können sich laut der Studie vorstellen, selber in einer politischen Bewegung aktiv mitzuwirken. Gut 60 Prozent wollen außerdem unter keinen Umständen einer Partei beitreten.

Nur etwas mehr als die Hälfte (51,8 Prozent) der befragten 12 bis 23 Jahre alten Brandenburger Jugendlichen kann sich vorstellen, künftig an einer Wahl teilzunehmen. Der Wert sei im Verlgleich zur letzten Befragung 2017 um gut 20 Prozentpunkte gefallen, hieß es.

Nur ein Drittel fühlt sich von Politik beachtet

Die Jugendlichen fühlen sich in ihren Orten zwar, bei Angelegenheiten die auch sie betreffen, gehört, allerdings sagen nur 35 Prozent, dass ihre Interessen von der Politik dann auch beachtet werden.

Gleichzeitig fühlten sich 8,7 Prozent sehr fremdbestimmt, der höchste Wert seit 1996 (3,3 Prozent). "Dies verwundert nicht nach den Erfahrungen mit den Corona-Maßnahmen, die sehr tief in die Entscheidungsfreiheit der jungen Menschen eingriffen", sagte Andreas Pöge von der Uni Potsdam, der Autor der repräsentativen Studie.

Nicht in Arbeit oder Ausbildung

"Es ist ein Klischee, dass diese jungen Menschen faul sind"

Wie umgehen mit jungen Menschen, die weder zur Schule gehen, noch eine Ausbildung oder einen Job haben? Der Wissenschaftler Christian Brzinsky-Fay hat sich mit der Gruppe auseinandergesetzt. Er sagt: Druck sei meist kontraproduktiv.

Knapp die Hälfte will Ende der Schuld gegenüber Juden

Laut der Studie ist bei den Jugendlichen die Anfälligkeit für rechtsextreme Einstellungen seit 2017 leicht gesunken. Die Mehrheit ist demnach der Meinung, man solle Ausländer willkommen heißen (64,9 Prozent), sie seien eine Bereicherung für Deutschlands Kultur (50,5 Prozent) und sollten auf dem Arbeitsmarkt gleiche Chancen bekommen (89,1 Prozent). 44,1 Prozent hingegen finden, es gebe in Brandenburg zu viele Migranten.

Die knappe Hälfte (47,2 Prozent) meint, dass "Schluss mit dem Gerede über unsere Schuld gegenüber den Juden" sein solle. Jeweils ein knappes Viertel (24 Prozent) ist der Meinung, der Nationalsozialismus habe "auch seine guten Seiten gehabt" und die Deutschen seien "anderen Völkern überlegen" (22,8 Prozent). Diese Einstellungen seien vor allem an Oberschulen und Oberstufenzentren verbreitet.

Großteil der Jugendlichen zufrieden

Während nach den Ergebnissen der Studie dem Ziel "Aktiv am politischen Leben teilnehmen" die geringste Bedeutung zugemessen wird, ist das Bedürfnis nach materieller Sicherheit gestiegen. "Viel Geld verdienen" und "Materiell abgesichert sein" war für 87,1 Prozent beziehungsweise 94,1 Prozent ein Lebensziel, vor sechs Jahren lagen diese Werte bei 79,1 Prozent beziehungsweise 89,2 Prozent.

Insgesamt zeigen sich laut der Studie aber mehr als 95 Prozent der Jugendlichen "zufrieden" oder "eher zufrieden" mit ihrem Leben in Brandenburg. 87,5 Prozent sehen auch ihre beruflichen Chancen optimistisch. Die drei bedrohlichsten Entwicklungen für die Jugendlichen in Brandenburg sind die Inflation, mangelnde Energieversorgung und der Klimawandel.

Sendung: Antenne Brandenburg , 18.09.2023, 15:30 Uhr

 

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