Verbraucherschützer kritisieren neue Regelung bei Spartickets
Deutschlands Verbraucherschützer haben das Vorhaben der Deutschen Bahn kritisiert, ihre Spartickets im Fernverkehr nur noch bei Angabe einer Handynummer oder einer E-Mail-Adresse zu verkaufen. Die neue Regelung soll ab Oktober gelten.
Die Verbraucherzentrale begrüßt die generelle Bereitschaft zur weiteren Digitalisierung bei der Deutschen Bahn. "Der Digitalisierungszwang beim Verkauf von Fahrkarten am Schalter macht aus unserer Sicht keinen Sinn", sagte Marion Jungbluth vom Verbraucherzentrale Bundesverband gegenüber rbb Super.Markt. "Die Deutsche Bahn sollte Digitalisierung zum Vorteil der Verbraucherinnen und Verbraucher machen. Doch mit dieser neuen Regelung schafft die Bahn eine Barriere für die Schwächsten in unserer Gesellschaft, darunter ältere Personen oder Menschen mit Beeinträchtigungen. Die neue Regel ist definitiv unsozial", so Jungbluth weiter.
Mehr Bahnen und Busse, mehr Rad- und Fußverkehr: So steht es im Entwurf des neuen Mobilitätsgesetzes, das die Brandenburger Regierung am Dienstag beschlossen hat. Nun muss der Landtag darüber beraten. Kritikern geht das Gesetz nicht weit genug.
Barriere für die Schwächsten
Die Bahn verweist darauf, dass Tickets zum Flexpreis weiterhin ohne die Angabe von Handynummer oder E-Mail-Adresse buchbar sind. Tickets zum Flexpreis sind aber deutlich teurer als die zum Sparpreis. "Es besteht die Gefahr, dass diese Leute praktisch nicht mehr mit der Bahn reisen werden, das heißt sie werden von Teilhabe ausgeschlossen", sagt Marion Jungbluth. Sie geht zudem davon aus, dass der Flexpreis als nächstes von der neuen Regel betroffen sein wird.
Daten für bessere Reiseinformationen
Die Deutsche Bahn teilte am Mittwoch mit, Spartickets im Fernverkehr ab dem 1. Oktober auch in den Reisezentren und bei Agenturen nur noch bei Angabe einer Handynummer oder einer E-Mail-Adresse zu verkaufen. "Wir stellen weiter auf Online-Tickets um, weil wir die Kunden besser über ihren Reiseverlauf informieren wollen", sagte ein DB-Sprecher.
Die Änderung betrifft zunächst nur die Tickets zum Sparpreis der Bahn. Beim Kauf am Automaten gilt die neue Regelung nicht - allerdings wird auch nur ein sehr geringer Teil der Spartickets im Fernverkehr über diesen Weg verkauft. Auch für Fahrgäste, die schon jetzt über die Smartphone-App oder auf der DB-Website Tickets buchen, wird sich nichts ändern - hier sind die Kontaktdaten bereits im Kundenkonto hinterlegt.
Die Strecke des RE1 zwischen Frankfurt (Oder) und Brandenburg an der Havel zählt zu den meistgenutzten Verbindungen in Brandenburg. Heike Hoffmann ist eine ständige Begleiterin. Michael Lietz war mit ihr einen Tag lang unterwegs.
Jeder dritte Reisende mit Verspätung
Die Bahn informiert Kunden seit einiger Zeit verstärkt per SMS oder E-Mail über ihren Reiseverlauf. Die Fahrgäste sollen nicht in letzter Sekunde überrascht werden, wenn auf ihrer Reise etwas schiefläuft. Dazu braucht der Konzern aber die Kontaktdaten der Menschen in Verbindung mit ihren aktuellen Reiseplänen. Der Service ist für die Fahrgäste oft sehr wichtig, weil immer wieder Zuge unpünktlich sind.
Fast jeder dritte Bahnreisende kam in Deutschland im vergangenen Jahr mit einer Verspätung von mindestens 15 Minuten ans Ziel. Das geht aus einer Auswertung des Bundesverkehrsministeriums auf Anfrage der Grünen hervor. Nur 70,6 Prozent der Reisenden im Fernverkehr hatten demnach keine oder nur eine geringe Verspätung.