Streit um Palästina-Flagge
An einer Neuköllner Schule kam es zu einer Auseinandersetzung. Ein Lehrer und zwei Schüler gerieten aneinander, nachdem einer der beiden eine Palästina-Flagge auf dem Schulhof gezeigt hatte. Jetzt laufen Befragungen zu dem Vorfall.
Nach der gewalttätigen Auseinandersetzung am Montag zwischen einem Schüler und einem Lehrer an einem Neuköllner Gymnasium im Zusammenhang mit dem Nahost-Konflikt läuft an der Schule die Aufarbeitung. Nach Angaben der Bildungsverwaltung wurden die Vorgänge am Dienstag zunächst in einer Dienstbesprechung der Lehrkräfte an der Schule thematisiert. Es folgten sogenannte Klassenleitungsstunden mit den Schülerinnen und Schülern, in denen ebenfalls darüber geredet wurde.
"Dabei wurden die Vorfälle auf dem Schulhof ebenso angesprochen wie die Auswirkungen der terroristischen Hamas-Attacke allgemein auf die Welt und konkret auf das Miteinander in Berlin und in der Schule", sagte ein Sprecher der Bildungsverwaltung. "Es wird zeitnah ein Gespräch von Schulaufsicht und Schulleitung mit den zwei Schülern, die derzeit noch suspendiert sind, und deren Eltern geben", kündigte er an. "Auch die Schulpsychologie bietet in der Schule Unterstützung an."
Wie die Polizei dem rbb mitteilte, soll es zu einem Schlagabtausch zwischen einem 61 Jahre alten Lehrer und einem 15 Jahre alten Schüler gekommen sein, nachdem ein anderer Schüler eine Palästina-Flagge auf dem Schulhof des Ernst-Abbe-Gymnasiums zeigte.
Der Lehrer soll den 14-Jährigen mit der Flagge ermahnt haben und versucht haben, ihm diese wegzunehmen. Der 15-jährige Schüler gab dem Lehrer laut Polizeiangaben daraufhin einen Kopfstoß, woraufhin ihn der Lehrer geohrfeigt haben soll.
Der Schüler trat den 61-Jährigen danach in den Bauchbereich, wie es weiter hieß. Um 9:30 Uhr wurde die Polizei vor Ort gerufen und nahm gegenseitige Strafanzeigen wegen Körperverletzung auf.
In Videos, die auf Instagram und X (ehemals Twitter) kursieren, ist zu sehen, wie der Lehrer den Schüler ohrfeigt und dann von ihm getreten wird und umfällt. Der Lehrer ist nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur krankgeschrieben.
Die Elternvertretung des Ernst-Abbe-Gymansiums wollte als Reaktion auf den Vorfall eine Kundgebung am Mittwoch vor der Schule unter dem Motto "Kein Platz für Rassismus, kein Platz für Gewalt" organisieren. Diese hat die Polizei mittlerweile verboten - dabei soll es sich nach rbb-Informationen um eine Vorsichtsmaßnahme handeln.
Elternvertreterin M. El-Houschi sagte rbb|24 am Dienstag, dass die Gewalt vom Lehrer ausgegangen sei. Kein anwesender Schüler könne einen Kopfstoß des Schülers bestätigen. "Der Schüler befand sich in Notwehr."
Das sei zudem nicht der erste Vorfall. "Der Lehrer hat vor zwei Wochen eine Schülerin weinend aus der Klasse rausgeworfen, die eine Halskette mit der Palästina-Flagge trug", sagte El-Houschi. "Er sagte, sie solle die Kette einstecken. Sie hat nicht verstanden, wieso. Er ist provokativ hinter ihr hergelaufen, als sie auf die Toilette wollte und hat sie weinend zur Schulleitung gebracht."
Zu der Kundgebung und den Vorwürfen gegen den Lehrer wollte sich die Senatsverwaltung für Bildung nicht äußern. "Wir warten die Polizeilichen Ermittlungen ab. Um disziplinarrechtliche Folgen gegen den Lehrer einzuleiten, muss uns der Sachverhalt vorliegen." Schulaufsicht und Schulleitung seien dazu mit den Betroffenen im Austausch.
Wie der Bezirksbürgermeister Martin Hikel (SPD) dem rbb bestätigte, wird die Schule derweil seit Dienstag von Security-Mitarbeitern bewacht, damit Schulfremde keinen Zutritt auf das Schulgelände haben könnten.
Sendung: rbb24 Abendschau, 10.10.2023, 19:30 Uhr
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