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Video: rbb24 Abendschau | 09.10.2023 | Material: Kerstin Breinig | Quelle: picture alliance / Schoening

"Klassischer Femizid"

Ehemann nach Mord an Ex-Frau in Berlin-Pankow zu lebenslanger Haft verurteilt

Ein 43 Jahre alter Afghane, der 2022 in Berlin-Pankow seine Ex-Frau getötet haben soll, wurde am Montag zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe verurteilt. Das Berliner Landgericht sprach den Mann wegen Mordes schuldig.

Rund eineinhalb Jahre nach dem tödlichen Messerangriff auf eine sechsfache Mutter ist der Ehemann zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe verurteilt worden. Das Berliner Landgericht sprach den 43-jährigen Afghanen am Montag des Mordes schuldig. Der Mann hatte die 31-Jährige, die sich Wochen zuvor von ihm getrennt hatte, aus Rache auf offener Straße in Berlin-Pankow mit 13 Messerstichen attackiert.

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Weil er seine Ex-Frau und Mutter von sechs Kindern getötet haben soll, muss sich ab Dienstag ein Mann vor dem Berliner Landgericht verantworten. Nach Gewalttätigkeiten und Trennung der Frau soll er sie im April auf offener Straße im Pankow erstochen haben. Von Ulf Morling

Richter spricht von "klassischem Femizid"

Es habe sich um einen "klassischen Femizid" gehandelt, sagte der Vorsitzende Richter. Der Angeklagte habe Rache nehmen wollen, weil sich die ebenfalls aus Afghanistan stammende Frau nach ihrer Ankunft in Deutschland mehr und mehr seinen Ansprüchen widersetzt habe.

Er habe nicht akzeptieren wollen, dass sie ein eigenständiges Leben führen wollte, so der Richter. Mit dem Urteil folgte das Gericht dem Antrag des Staatsanwalts. Femizid bedeutet, dass Frauen aufgrund ihres Geschlechts getötet werden - also weil sie Frauen sind.

Der Ehemann soll der Frau am 29. April letzten Jahres in Berlin-Pankow aufgelauert und sie auf offener Straße attackiert haben. 13 Schnitte und Stiche habe er der Frau zugefügt, ihr dann einen tiefen Schnitt in den Hals versetzt.

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Seit knapp 30 Jahren vertritt Anwältin Christina Clemm Frauen, die Opfer von Gewalt durch Männer wurden. In ihrem neuen Buch zieht sie aus ihrem beruflichen Alltag eine ernüchternde Bilanz: "So gut wie nichts" habe sich verbessert.

Frau stellte zweimal Anzeige

Der Mann hatte die Tat im April 2022 als "Unfall" bezeichnet. Es habe Streit um die Kinder gegeben, er habe die Kontrolle über sich verloren. Die Verteidiger hatten auf einen Schuldspruch wegen Totschlags plädiert. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.

Der 43-Jährige soll seine Frau im Jahr 2008 in seiner Heimat nach islamischem Recht geheiratet haben. Die Familie kam nach jahrelanger Flucht Anfang 2020 nach Deutschland. In Berlin habe die Frau zweimal Anzeige gegen den Mann erstattet, weil er sie geschlagen habe. Nach der Tötung kam es zu Kritik an der Polizei und an Behörden. Es sei bekannt gewesen, dass sich die Frau in Gefahr befunden habe, kritisierten Frauenrechtsorganisationen.

Sendung: rbb24 Inforadio, 09.10.2023, 16:00 Uhr

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