Potsdam-Mittelmark
Unterschriftensammlung in Kleinmachnow: Die Anwohner fordern vom Bürgermeister Maßnahmen gegen Wildschweine, die durch den Ort ziehen und Gärten verwüsten. Der Berliner Wildtierexperte rät zu Gelassenheit.
Sie graben Vorgärten um, verwüsten Beete und suhlen sich tagsüber sogar auf einem Kinderspielplatz: Zur Eindämmung einer Wildschweinplage in Kleinmachnow (Potsdam-Mittelmark) südlich von Berlin fordert die Bevölkerung jetzt mehr Anstrengungen der Gemeinde.
Ein Zusammenschluss von Bürgerinnen und Bürgern kritisierte, Bürgermeister Michael Grubert (SPD) unternehme zu wenig. "Das Problem mit den Wildschweinen wird von Jahr zu Jahr drängender. Und wir haben das Gefühl, da tut sich nichts", sagte Thomas Roemert, der in der Initiative gegen die Wildschweinplage engagiert ist.
Die Gruppe wollte am Donnerstagabend deshalb Unterschriften an die Gemeindevertretung übergeben. Zuvor hatte die "Märkische Allgemeine Zeitung" darüber berichtet.
"Die Gemeinde tut das, was ihr möglich ist", sagte eine Sprecherin. "Teilweise sind uns die Hände gebunden." Für einen Abschuss von Wildschweinen im Ort etwa sei wegen der Risiken keine Genehmigung zu bekommen. Die Sprecherin beklagte aber auch, dass einige Menschen in Kleinmachnow Futterstellen für die Wildtiere anlegten. Das Problem mit den Wildschweinen sei in der Gemeinde aber tatsächlich gravierend, hieß es. "Die wohnen schon hier in Kleinmachnow."
Die Bürgerinnen und Bürger beschwerten sich bei Bürgermeister Grubert und schrieben: "Die Lebensqualität in Kleinmachnow wird massiv eingeschränkt." Auf einer Internetseite sind mehrere Videos zu sehen, auf denen Wildschweine grunzend durch eine Wohnsiedlung im Ort laufen, eine Mülltonne plündern und sich von bellenden Hunden nicht beeindrucken lassen. Es herrscht auch die Sorge, dass eine Begegnung mit den Wildschweinen auch gefährlich werden kann.
Probleme mit dem Schwarzwild gibt es in der von Wald geprägten 20.000-Einwohner-Gemeinde Kleinmachnow seit Jahren. Sie sind auch aus dem benachbarten Stahnsdorf bekannt. Vor Jahren war unter Auflagen erlaubt worden, dass Jäger Wildschweine im Ort schießen.
Der Berliner Wildtierexperte Derk Ehlert rät in der Diskussion zu Gelassenheit. Von einem gesunden Wildschwein gehe keine Gefahr aus, sagte Ehlert der Deutschen Presse-Agentur. Er habe es in den vergangenen 20 Jahren noch nicht erlebt, dass ein Wildschwein von sich aus einen Menschen angegriffen und verletzt habe. Es habe sich bei Einzelfällen um Angriffe etwa von kranken oder angefahrenen Tieren gehandelt. Ehlert rät jedoch, Abstand zu Wildschweinen zu halten und Tiere nicht einzuengen.
Es sei auch nicht so, dass "Tausende Wildschweine durch Kleinmachnow rennen", stellte der Experte der Berliner Umweltverwaltung klar. "Wildschweine kommen auf die Grundstücke, nicht weil sie uns ärgern wollen, sondern weil sie Nahrung suchen." Grundstücke sollten eingezäunt und Tore verschlossen werden.
Sendung: rbb24 Brandenburg aktuell, 05.10.2023, 19:30 Uhr
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