Wahrzeichen am Alexanderplatz
Nach dem Brandenburger Tor haben Mitglieder der "Letzten Generation" das nächste Berliner Wahrzeichen beschädigt. Die Weltzeituhr auf dem Alexanderplatz wurde am Dienstag von Aktivisten besetzt und beschmiert.
Mitglieder der Klimaschutzgruppe "Letzte Generation" haben die Weltzeituhr auf dem Alexanderplatz in Berlin-Mitte mit oranger Farbe beschmiert. Mehrere Mitglieder der Gruppe versprühten die Farbe am Dienstagmorgen gegen 9 Uhr aus vier Feuerlöschern auf die bekannte Touristenattraktion, die danach fast komplett orange war. Auch die Säule, auf der die Uhr steht, und der Boden unter der Uhr, bekamen viel Farbe ab.
Auf Fotos ist zu sehen, dass zwei Aktivisten auf der Plattform oberhalb der Uhr sitzen. Sie halten ein Plakat hoch mit der Aufschrift: "Uns läuft die Zeit davon: Weg von fossil, hin zu gerecht". Dazu teilte die Gruppe mit: "Die Bundesregierung verschwendet kostbare Zeit mit fadenscheinigen Klimaschutzmaßnahmen und verlogenen Lippenbekenntnissen." Nach Angaben eines rbb-Reporters waren am Dienstagvormittag rund 30 Polizisten vor Ort.
Die Polizei rückte zudem mit einem Kran an, um die Demonstrierenden vom Denkmal herunter zu holen. Von neun Personen seien die Personalien aufgenommen worden. Das Bezirksamt Mitte hat unterdessen Anzeige gegen die Beteiligten erstattet.
Der Berliner Regierende Bürgermeister Kai Wegner (CDU) und Innensenatorin Iris Spranger (SPD) kritisierten die Aktion in einer gemeinsamen Pressemitteilung auf das Schäfste. "Das Maß ist übervoll." Seit zehn Tagen seien Polizistinnen und Polizisten der Stadt "zum Schutz jüdischen und israelischen Lebens" im Einsatz, so das Statement. "Und während dieser Belastung begehen Straftäterinnen und Straftäter der sogenannten Letzten Generation Sachbeschädigungen, Nötigungen – Straftaten. Ihr Bekenntnis, für das Gemeinwohl agieren zu wollen, ist unglaubwürdig, wenn sie den Schutz israelischen und jüdischen Lebens mit ihren Aktionen gefährden", so Wegner und Spranger mit. "Statt sinnloser Aktionen hätten sie jetzt die Chance, sich klar zu menschlicher Rücksichtnahme und humanitären Werten zu bekennen."
Die Weltzeituhr, ein Werk des DDR-Formgestalters Erich John, steht nahe dem Bahnhof Alexanderplatz und wurde 1969 der Öffentlichkeit übergeben. Sie zeigt die Zeitzonen der Erde und darin liegende Städte. Oberhalb der Uhr in Form einer dicken Scheibe zeigt ein Modell das Sonnensystem. Die Uhr steht unter Denkmalschutz.
Im Interview mit dem rbb hatte John gesagt, dass er sowohl eine Uhr, als auch einen Treffpunkt entworfen habe. "Ich dachte, es muss etwas sein, das deutlich macht, dass Berlin eine Weltstadt ist", so John.
Die Aktivisten der Letzten Generation hatten am Montag zum Semesterbeginn Gebäude der Technischen Universität (TU) und der Freien Universität (FU) ebenfalls großflächig mit oranger Farbe besprüht. Einige Täter wurden von der Polizei festgenommen. In der vergangenen Woche gab es bereits mehrere Farbaktionen der Gruppe an anderen deutschen Universitäten. Wie teuer die jeweiligen Reinigungen werden, stand noch nicht fest.
Vor genau einem Monat haben Mitglieder der Klima-Gruppe auch das Brandenburger Tor mit oranger Farbe beschmiert, das Denkmal konnte immer noch nicht vollständig gereinigt werden. Nach Polizeiangaben wurden nach der Tat im September 14 Personen festgenommen. Ermittelt werde wegen gemeinschädlicher Sachbeschädigung, hieß es.
Die Gruppe "Letzte Generation" hatte sich in einer Mitteilung zu der Tat bekannt. Demnach seien präparierte Feuerlöscher benutzt worden.
Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner (CDU) kritisierte die Aktion. Das Wahrzeichen sei Symbol für Berlin als Stadt der Freiheit. "Einer Stadt, die auch für freie Meinungsäußerung und faire Debatten über unsere Zukunft steht", sagte Wegner. "Mit diesen Aktionen beschädigt diese Gruppe auch unseren freiheitlichen Diskurs über die wichtigen Themen unserer Zeit und Zukunft."
Am Dienstag blockierten Aktivisten der "Letzten Generation" außerdem erneut die A100. Zwischen Kaiserdamm und Messedamm Nord stellten sie einen Transporter quer zur Fahrbahn in Richtung Norden. Vier von ihnen klebten sich auf der Fahrbahn fest.
Zuvor hatten sich vier weitere Aktivisten an der Wilhelmstraße, Ecke Hallesches Ufer in Kreuzberg ebenfalls auf der Fahrbahn festgeklebt. Diese Aktion sei bereits beendet, so die Polizei.
Für den 28. Oktober kündigte die Gruppe eine "Massenbesetzung" der Straße des 17. Juni in Berlin an.
Sendung: rbb24 Inforadio, 17.10.2023, 11:00 Uhr
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