Erneuerbare Energien
Viele Brandenburger lehnen Windräder in ihren Gemeinden ab. Aber die Windkraftanlagen können auch für mehr Geld in der Gemeindekasse sorgen. Mühlenfließ etwa verzeichnet Mehreinnahmen in Millionenhöhe.
Die Gemeinde Mühlenfließ (Potsdam-Mittelmark) war jahrelang notorisch klamm. Die Gemeindevertreter stritten selbst über 2.000-Euro-Ausgaben. Diese Zeiten sind vorbei, denn inzwischen drehen sich in der Gemeinde 53 Windräder. Die produzieren jährlich rund 200.000 Megawattstunden Strom, genug für ca. 60.000 Haushalte.
Die Betreiber, die den Strom verkaufen, müssen auf ihren Gewinn Gewerbesteuer zahlen. Bisher sind so 4,77 Millionen Euro in die Mühlenfließer Gemeindekasse geflossen. Darüber hinaus müssen die Betreiberfirmen 10.000 Euro für jedes neu errichtete Windrad zahlen. Eine der fünf Firmen, die in Mühlenfließ Windräder betreiben, zahlt eine freiwillige Abgabe für jede erzeugte Kilowattstunde. So kommen weitere 50.000 Euro zusammen. Bürgermeister Jens Hinze will auch die anderen vier Betreiber überzeugen, die freiwillige Abgabe zu zahlen. "Aber das ist ein mühsamer Weg", sagt der parteilose Kommunalpolitiker.
Hinze freut sich über die Windrad-Einnahmen. "Damit werden wir die Budgets unserer fünf Ortsteile aufstocken, sodass die jeweiligen Ortsbeiräte entscheiden können, welche Projekte sie für notwendig erachten." So könne nun etwa eine neue Straße und ein Spielplatz gebaut werden. "Wir können endlich wieder gestalten", so Hinze.
Die Gemeinde im Amt Niemegk hat jetzt also mehr Geld. Andererseits sind inzwischen - wenn man die Abstandsflächen mitberechnet - fast 40 Prozent der Fläche von Mühlenfließ mit Windparks bedeckt. Die treffen auf ein geteiltes Echo in der Bevölkerung. Von "Spargelstangen" ist da die Rede. Die Windräder sähen "einfach nicht schön aus", sagt ein Mann aus dem Ortsteil Schlalach. "Und es geht nicht nur um das, was man von weither sieht, sondern auch um die Zufahrtsstraßen, die gebaut werden müssen", kritisiert Markus Bruns aus Niederwerbig. Andere Anwohner stören sich dagegen nach eigener Aussage nicht an den Windparks. Die hätten ihren Nutzen, auch wenn man sie manchmal höre. Aber das sei bei der Autobahn A9 nicht anders.
Auch Bürgermeister Hinze hat "vereinzelten Widerstand" gegen die Windräder wahrgenommen. Um die Akzeptanz zu verbessern, schlägt er vor, dass die Gemeinden mit viel Windkraft billigeren Strom bekommen. "Meine Vorstellung ist, dass der Preis dem entspricht, was hier als Kilowattstunde vor Ort erzeugt wird. Also zwölf bis 15 Cent." Wie realistisch das ist, wird sich zeigen. Bis dahin kann Mühlenfließ immerhin dank Windkraft mehr Straßen und Spielplätze bauen.
Sendung: rbb24 Brandenburg Aktuell, 29.10.2023, 19:30 Uhr
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