Malerarbeiten
Seit mehr als zehn Jahren gibt es Streit um die bunte Fassade des "Happy-Go-Lucky"-Hostels in Berlin-Charlottenburg. Der Inhaber weigert sich, diese zu übermalen. Nun wird eine vom Bezirk beauftragte Firma tätig. Das Gerüst steht bereits.
Am Hostel "Happy Go Lucky" in Berlin-Charlottenburg haben am Montag unter Polizeischutz die Vorarbeiten für die Übermalung der bunten Fassade begonnen. Auch am Dienstag waren Arbeiter vor Ort.
Zunächst werde das erforderliche Baugerüst aufgestellt, teilte der Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf mit. Danach sollen die Malerarbeiten beginnen.
Inhaber Alexander Skora hatte noch am Montag per einstweiliger Verfügung versucht zu erreichen, dass das Gerüst wieder abgebaut wird. Es versperre den Lieferzugang des Hostels am Stuttgarter Platz, hieß es darin unter anderem. Skora monierte auch, dass eine Baustellenabsicherung fehle. Dadurch seien die Hostelgäste in Gefahr. Die Entscheidung des Landgerichts steht noch aus.
Zuvor hatte das Landgericht bereits einen anderen Antrag auf Erlass einer einstweiligen Verfügung zurückgewiesen. Der Eigentümer müsse dulden, dass ein Gerüst "aufgrund der angedrohten Ersatzvornahme" aufgestellt wird, hieß es darin. Darüber hinaus gebe es "keinen Unterlassungsanspruch hinsichtlich des Übermalens der Fassade".
Die Wand muss beige oder grau übermalt werden. Das hatte das Oberverwaltungsgericht (OVG) Berlin-Brandenburg nach einem jahrelangen Rechtsstreit entschieden und damit der Klage des Ordnungsamtes Charlottenburg-Wilmersdorf stattgegeben.
Die Auseinandersetzung reicht zurück bis ins Jahr 2012, als der Eigentümer Skora die Fassade orange streichen ließ und ein Schriftzug darauf die Internetadresse des Hostels zeigte. Dies wertete der Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf als "unzulässige Werbung".
2016 beauftragte Skora den irischen Street-Art-Künstler Dom Browne damit, die Fassade zu besprühen. Seitdem ist das Haus am Stuttgarter Platz ein buntes Kunstwerk aus Smileys, Pilzen, imperialen Sturmtruppen aus den "Star Wars"-Filmen und Porträts von Jack Nicholson, Kurt Cobain und Bruce Lee. Der Schriftzug wurde in "Happy Go Lucky Hearts" ohne Internetadresse geändert. Damit könne nicht mehr von Werbung die Rede sein, hieß es damals von Skora.
Das Bezirksamt wollte dies dulden, knüpfte das aber an Bedingungen, die Skora wiederum nicht erfüllen wollte. Der Streit eskalierte: Am Ende stand die Entscheidung des Berliner Verwaltungsgerichts, wonach das - so wörtlich - "schreiend bunte" Streetart-Gemälde den Blick auf ein nahes denkmalgeschütztes Haus beeinträchtigt. Bei einer "Verunstaltung des Ortsbildes" sei die "Kunstfreiheit nicht schrankenlos", hieß es in dem Urteil.
Der Betreiber des Hostels spricht von "Zensur" und hat alle Fristen verstreichen lassen, die Fassade selbst zu übermalen. Der Bezirk hat deshalb eine Malerfirma beauftragt. Die will den Job bis Jahresende erledigt haben.
Sendung: rbb24 Abendschau, 13.11.2023, 19:30 Uhr
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