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Video: rbb24 Abendschau | 01.11.23 | 19:30 Uhr | Antje Tiemeyer | Quelle: rbb

Wohnanlage Reinickendorf

Mieter soll nach 84 Jahren sein Haus verlassen

Manfred Moslehner wohnt seit seiner Geburt in der Siedlung "Kleinkleckersdorf" und soll nun sein Haus für eine Modernisierung von Bad und Küche verlassen. Nachbarn solidarisieren sich mit ihm gegen die mögliche Verdrängung.

Sein gesamtes Leben lang hat Manfred Moslehner, genannt "Manne", in seinem Haus in der Kleinhaussiedlung Am Steinberg gewohnt. Er wurde 1939 sogar hier geboren. Nun fürchtet er, sich die Miete nicht mehr leisten zu können, wenn der Eigentümer Modernisierungen vornimmt.

Denn so sei es bereits anderen Anwohnern der "Kleinkleckersdorf" genannten Siedlung in Berlin-Reinickendorf ergangen, seitdem diese im Jahr 2010 vom Land Berlin an die private Entwicklungsgesellschaft "Am Steinberg" verkauft wurde. Das Bad und die Küche sollen nun erneuert werden, Moslehner lehnt das ab und würde die Renovierung lieber selbst vornehmen, "wenn ich wüsste, dass ich endgültig hier bleiben darf, bis eben zum Ableben", sagt der 84-Jährige.

Quelle: rbb

Nachbarn solidarisieren sich

"Manne bleibt, Manne bleibt!", singen Moslehners Nachbarn im Protest vor seinem Haus. Auf Transparenten steht "Kapital verdrängt uns", "Entmieten verbieten" und "Solidarität mit Manne" geschrieben. "Eine Wohnung ist kein Aktienpaket", sagt eine Anwohnerin aufgebracht, "und der Mann ist auch kein Aktienpaket!" Man behandle "Manne" wie Dreck, sagt ein anderer.

Die Anwohner beschreiben ähnliche Szenarien, die sich seit der Teil-Privatisierung der Wohnsiedlung vor dreizehn Jahren zugetragen haben sollen: "Dass Herrschaften kommen, von irgendeiner Firma, sich nicht ausweisen und ihn nötigen, die Wohnung und den Schlüssel heraus zu geben", beschreibt Hans-Hartmut Lenz von der Mietergemeinschaft "Am Steinberg".

Jährlich um 2,9 Prozent

Landeseigene Wohnungsunternehmen dürfen Mieten wieder erhöhen

Die landeseigenen Wohnungsunternehmen drängen auf mehr Mieteinnahmen. Der Senat hebt den Mietenstopp zum Jahresende zwar auf, hat eine mögliche Erhöhung aber bei 2,9 Prozent gedeckelt. Dafür sollen die Landeseigenen Gegenleistungen erhalten.

Psychische Belastung

Für viele sei das eine psychische Belastung. Für einige so sehr, dass sie sich im Krankenhaus haben behandeln lassen müssen, da sie dem Druck des Gerichtsvollziehers nicht standhalten konnten, schildert ein anderer Anwohner. Auch Manfred "Manne" Moslehner setzt die Situation zu, er könne nicht schlafen, sagt er.

Von den 38 Häusern der Siedlung sind bereits 20 verkauft worden. Seither würden ehemalige Bewohner systematisch rausgedrängt, sagen die Anwohner. Ob Manfred Moslehner in seinem Haus bleiben kann, ist noch offen, vom Vermieter gab es kein Statement dazu.

Sendung: rbb24 Abendschau, 1.11.2023, 19.30 Uhr

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