Schmergow (Potsdam-Mittelmark)
Wer baut, kennt das: Streit gehört meist dazu. Die Konflikte strapazieren nicht nur die Nerven der Beteiligten. Im schlimmsten Fall steht dessen Baustelle tage- oder wochenlang still. Wie jetzt in der Kita Schmergow in der Gemeinde Groß Kreutz. Von Claudia Baradoy
Das Dorf Schmergow im Havelland hat 850 Einwohner und immerhin noch eine eigene Kita. 45 Kinder besuchen derzeit die Einrichtung, die in einer alten Bauernvilla untergebracht ist. Schon zu DDR-Zeiten war hier der Kindergarten.
Doch das Haus ist in die Jahre gekommen, seit Jahrzehnten ist an der alten Villa nichts mehr gemacht worden. Dach und Keller müssen dringend saniert werden. Zudem soll die jetzt noch im Keller befindliche Küche in einen modernen Anbau ziehen. Durch die Gemeindeverwaltung in Groß Kreutz (Potsdam-Mittelmark) sind die Arbeiten in Auftrag gegeben worden - und tatsächlich im Sommer dieses Jahres auch gestartet.
Eigentlich ein gutes Vorhaben. Doch gut ist nicht immer gut gemacht. Der Ortsbeirat und die Schmergower Eltern haben die Arbeiten stoppen lassen. Sie sind sauer, sagt Orstvorsteher Reinhard Keding: "Der Skandal ist eigentlich der, dass man die Eltern beziehungsweise alle Beteiligten nicht informiert hat und einfach losgelegt hat. Ohne einen Plan A bzw. einen Plan B zu haben. Das ist der Skandal. Und sie sehen ja hinter mir die Haufen jetzt seit August auch so liegen."
Keding deutet auf hohe Sandberge, die sich rund um das Haus türmen. Die Kellerwände sind freigeschippt, die Mauern wurden bereits abgedichtet. Es gibt provisorische Brücken, über die man in die Kita gelangt - und rundherum viel Matsch und Schlamm. Ein Stilleben - seit drei Monaten.
Kinder fühlten sich von den urplötzlich begonnenen Bauarbeiten, dem Lärm und Dreck überrumpelt, berichtet der Vater des kleinen Emil, Alexander Till: "Draußen, wenn man das Gelände betreten hat, hat man bereits die Bauarbeiter gesehen mit ihren Stemmhammern, und wenn man die Kita betreten hat, hat man den weißen Staub auf dem Boden liegen sehen. Wir sind mit dem Baubeginn einfach vor vollendete Tatsachen gestellt worden."
Auch waren die Eltern überrascht von der plötzlichen Ankündigung der Gemeindeverwaltung, die Kinder müssten während der Umbauarbeiten im Inneren in eine andere Einrichtung umziehen, sagt Vater Marcel Brunswig: "Bei einer Schließung und bei weiteren Baumaßnahmen ist die Alternative, unsere Kinder nach Jeserig in die Kita zu bringen. Aber das heißt für mich und meine Frau einen erhöhten Fahrtweg von 40 Minuten pro Tag, und das ist für uns beide Berufstätige natürlich extrem schwierig zu händeln." Und deshalb liegt nun das ganze Bau-Vorhaben auf Eis.
In Jeserig steht ein Hortgebäude leer. Zurzeit wird es von der Gemeinde nicht benötigt, dort könnten die Schmergower Kinder während der Bauarbeiten unterkommen, so die Idee vom Bürgermeister der Gemeinde, Reth Kalsow. Im Klartext bedeutet das aber einen zusätzlichen Fahrweg für die Eltern von rund 14 Kilometern pro Tour - über eine Straße, die von der vielbefahrenen Bahnlinie nach Magdeburg gekreuzt wird. Die Schranken sind oft zu, man muss lange warten.
Auf Nachfrage des rbb räumt Kalsow ein, dass es "kommunikative Probleme" mit den Eltern und bei der Planung gegeben hätte und verspricht: "Wir sind mit den Planern gerade dabei, den Bauzeitenplan so anzupassen, dass wir die Arbeiten, die im Gebäude sind und die Krach verursachen, auch die Arbeiten für den Anbau, jetzt komprimiert werden, so dass man einen Bauzeitenplan hat und sagt: Dann könnte man umziehen, dann erledigen wir die Bauarbeiten und nach einer gewissen Zeit gehts wieder zurück in die alte Kita."
Bedeutet: Die Arbeiten einerseits zu verkürzen und außerdem in die Sommerschließzeit zu verlegen. Soweit der Plan. Ob sich das beim augenblicklichen Handwerkermangel realisieren lässt, ist noch ungewiss. Ende offen.
Sendung: Antenne Brandenburg, 28.11.2023, 15:12 Uhr
Beitrag von Claudia Baradoy
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