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Video: rbb24 Brandenburg aktuell | 05.12.2023 | Carsten Krippahl | Quelle: dpa/Christin Klose

Berlin und Brandenburg

Deutlich mehr Menschen krankgeschrieben als in den Vorjahren

Es ist gerade Erkältungssaison: Schnupfen, Husten, Atemwegserkrankungen. Aktuelle Daten zeigen: Menschen in Brandenburg und Berlin sind in diesem Jahr deutlich häufiger krank als in den Vorjahren. Von Julian von Bülow

Von einem "Höchststand an Krankmeldungen" hat die Brandenburger Gesundheitsministerin Ursula Nonnemacher (Grüne) Anfang der Woche im rbb gesprochen. "Die Krankenkassen sagen: So viele Krankmeldungen wie im Moment haben wir lange nicht gehabt."

Dem rbb liegen aktuelle Daten zu Krankmeldungen vor. Sie stützen die Aussage, bezogen auf die vergangenen beiden Jahre. So sind etwa bei der DAK, bei der insgesamt rund 220.000 Erwerbstätige in Berlin und Brandenburg versichert sind, seit der letzten Oktober- bis zur letzten Novemberwoche deutlich mehr Menschen krankgeschrieben als 2021 und 2022.

Ende November 2021 waren es in Berlin insgesamt etwa 2.900 Krankschreibungen, nun zum gleichen Zeitpunkt etwa 6.450, also mehr als doppelt so viele. In Brandenburg waren es vor zwei Jahren rund 4.500 Krankschreibungen, in diesem Jahr etwa 6.600.

Als Hauptgrund für die seit Wochen ansteigenden Krankmeldungszahlen sieht die DAK vor allem Husten, Schnupfen und andere Atemwegserkrankungen, die mit der Winterzeit wieder häufiger auftreten. Bei diesen habe es zwischen Ende Oktober und Ende November einen Anstieg um 54 Prozent gegeben. Hinzu käme die starke Zunahme an Corona-Fällen. Deren Zahl habe sich zwischen dem 23. Oktober und 20. November fast verdreifacht, von 111 auf 308 Erkrankungen innerhalb einer Woche. Die absolute Anzahl an kranken Menschen wird höher sein, da Nicht-Erwerbstätige wie Kinder, Rentner oder ein Teil der Studierenden in dieser Statistik nicht erfasst werden.

Die AOK Nordost verglich die Krankmeldungen von Versicherten in Brandenburg von Mitte November 2022 und 2023 und stellte einen Anstieg um elf Prozent fest. Dabei haben insbesondere Atemwegserkrankungen und aktute Bronchitis um knapp 30 Prozent zugenommen, so die Versicherung. Auch die Barmer verzeichnete einen deutlichen Anstieg der Krankmeldungen unter ihren 873.000 Versicherten in Berlin und Brandenburg.

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Versicherungen: mehr als 20 Fehltage pro Beschäftigte

Die großen deutschen Versicherer meldeten bereits Ende November, dass 2023 die Menschen deutschlandweit überdurchschnittlich häufig beziehungsweise lang krank waren. "Aufgrund unserer Analyse gehen wir davon aus, dass wir 2023 zum ersten Mal seit vielen Jahren insgesamt auf deutlich über 20 Fehltage pro Beschäftigte und Jahr kommen werden", sagte der Vorstand der DAK Gesundheit, Andreas Storm.

Ähnlich äußerte sich der Vorstandschef der Techniker Krankenkasse, Jens Baas: Der Krankenstand bei den dort versicherten Erwerbstätigen in den ersten zehn Monaten des Jahres sei "überdurchschnittlich hoch". Er liege zwar leicht unter dem Wert des Vorjahreszeitraums, sei aber "deutlich höher als vor Corona", so Baas.

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Ausfälle bislang jahreszeitentypisch

Trotz der vielen Krankmeldungen sind die Auswirkungen und Ausfälle in der Infrastruktur für die Jahreszeit bisher üblich. So sprachen die S-Bahn und Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) auf rbb-Anfrage nur "punktuell" von Fahrten, die ausfallen, wenn sich jemand krankmelde und niemand einspringen könne. Auch die Berliner Stadtreinigung sowie Paket- und Postzusteller wie DHL und Deutsche Post sind nach eigenen Angaben wie zu dieser Jahreszeit üblich aufgestellt.

Die Berliner Senatsverwaltung für Bildung teilte auf rbb-Anfrage mit, Infektionsgeschehen und Krankheitsstand erschienen jahreszeitentypisch. Markus Hanisch, Berliner Sprecher der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) sagte hingegen: "Die vielen krankheitsbedingten Ausfälle verschärfen die ohnehin schon prekären Personalengpässe zusätzlich." Jeder Krankenfall zeige, dass das System überlastet sei. "An jeder Kita und jeder Schule fehlt Personal. Das ist auch schon ohne Krankheiten so. Krankheitswellen sind da schlicht nicht vorgesehen", so Hanisch. Ausfälle würden aber wiederum die Arbeitsbelastung der verbleibenden Mitarbeitenden erhöhen, so dass die Wahrscheinlichkeit steige, dass jene auch ausfielen.

Sendung: rbb24 Inforadio, 06.12.2023, 11:30 Uhr

Beitrag von Julian von Bülow

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