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Video: rbb24 Abendschau | 12.12.2023 | Cathrin Bonhoff | | Quelle: Morris Pudwell

Gesprengte Blitzersäule

"Von organisierter Kriminalität bis zur Raser- und Tuningszene ist vieles denkbar"

Schon zum zweiten Mal wird mitten auf dem Berliner Kurfürstendamm eine Blitzersäule gesprengt. Ein Motiv oder Tatverdächtige gibt es nicht. Klar ist aber: Die gezielten Angriffe verursachen enorme Kosten und bringen am Ende wenig. Von Lisa Schwesig

Mitten in der Nacht explodiert lautstark eine Blitzersäule auf dem Kurfürstendamm in Berlin-Wilmersdorf. Die Teile der gesprengten Anlage fliegen rund 60 Meter weit. Verletzt wird dabei niemand, auch Sachbeschädigungen werden nicht gemeldet. Unbekannte sollen in der Nacht zu Dienstag Gas in die Säule eingeleitet und sie so zur Explosion gebracht haben, erklärt die Berliner Gewerkschaft der Polizei (GdP) auf Anfrage von rbb24.

Es ist nicht der erste Vorfall dieser Art und auch nicht das erste Mal an dieser Stelle. Vor sieben Wochen wurde am selben Ort bereits die Blitzanlage gesprengt. Ob es einen Zusammenhang gibt, werde geprüft. Anja Dierschke, Leiterin der Pressestelle der Berliner Polizei, sagt dazu: "Bisher konnten zu beiden Sachverhalten keine Tatverdächtigen ermittelt werden. Die Ermittlungen dauern an."

Dass es sich bei der Sprengung um einen bloßen Zufall handelt, schließt die GdP aus. "Die Herangehensweise spricht für eine geplante Tat und da ist von organisierter Kriminalität bis hin zur Raser- und Tuningszene, die sich durchaus gern in dem Bereich bewegt und ganz nebenbei mit Gas auskennt, vieles denkbar", sagt Gewerkschaftssprecher Benjamin Jendro.

Berlin-Wilmersdorf

Tempoblitzer auf dem Kurfürstendamm gesprengt

Säule am Ku'damm sorgt für Kostenexplosion

Insgesamt wurden in diesem Jahr nach Polizeiangaben bisher nur vier Geschwindigkeits- und Rotlichtmesssäulen in Berlin mutwillig beschädigt. Die Kosten belaufen sich jedoch auf 120.550 Euro. Dabei entfallen allein 120.000 Euro auf die zwei Sprengungen der Anlage auf dem Kurfürstendamm. Zum Vergleich: Im vergangenen Jahr wurden der Berliner Polizei sechs Fälle von Manipulation gemeldet. Der Gesamtschaden belief sich auf 2.300 Euro.

In den meisten Fällen werden der Polizeistatistik zufolge Blitzer mit Farbe beschmiert oder Facettengläser beschädigt. Eine Sprengung bleibt die Ausnahme. In der Anschaffung kosten solche stationären Geschwindigkeits- und Rotlichtüberwachungsanlagen laut Polizei etwa 120.000 bis 150.000 Euro. Die Kosten für sogenannte Enforcetrailer belaufen sich Gewerkschaftsangaben zufolge sogar auf 200.000 Euro. Diese grauen Kästen sind mobil versetzbar und häufig unter Brücken oder an Ausfahrten auf Autobahnen im Einsatz.

Die Manipulationen nützen den Verursachenden wenig. Denn die Bilddaten werden bei modernen Geräten digital verschlüsselt in Echtzeit an zentrale Rechner übermittelt. Wie die Blitzeranlagen genau geschützt werden, will die Polizei allerdings nicht sagen. Jendro von der Gewerkschaft der Polizei spricht von Alarmsensoren, die in modernen Anlagen verbaut werden. Zwar könne man Farbattacken oder Sprengungen so nicht verhindern, es werde aber ein Streifenwagen hingeschickt, sobald die Säule ein Signal absetzt.

Berlin

Unbekannte sprengen Blitzersäule auf dem Ku'damm

Auch in Brandenburg kommt es zu Vorfällen

Auch in Brandenburg kommt es immer wieder zu Manipulationen von Tempoblitzern. Der Pressesprecher des Polizeipräsidiums, Mario Heinemann, spricht aber von weniger als 20 Fällen im Jahr 2022. "Dabei ist das Beschmieren der Geräte der überwiegende Fall." Häufig werde Graffiti vor das Sichtfenster aufgetragen, um zukünftige Messungen zu verhindern, so Heinemann. "Sprengungen gab es bislang bei uns nicht."

Aus der Polizeidirektion Cottbus heißt es, man habe vereinzelt Fälle, "aber nur wenn jemand sehr sauer war", so Sprecherin Ines Filohn. Sie kenne lediglich einen Fall von einer umgerissenen Blitzersäule im Landkreis Spree-Neiße. In Brandenburg sind im Gegensatz zu Berlin Gemeinden und Kommunen für die Installation und Instandhaltung von Geschwindigkeits- und Rotlichtmesssäulen in Ortschaften und Städten zuständig, auf Autobahnen ist es die Polizei.

Sendung: rbb24 Abendschau, 12.12.2023, 19:30 Uhr

Beitrag von Lisa Schwesig

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