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Audio: rbb 88.8 | 16.12.2023 | Josi Domaschke | Quelle: dpa/Sebastian Gollnow

Ein Jahr geplatzter Aquadom in Berlin

Ein Knall, eine Flutwelle und dann überall Wasser, Trümmer und tote Fische

In den frühen Morgenstunden des 16. Dezember 2022 gab es einen lauten Knall in Berlin-Mitte, dann flutete Wasser die Straße. Der Außenzylinder des Aquariums "Aquadom" war zerborsten. Bis heute läuft die Suche nach dem Grund.

Ein gewaltiger Knall, wie ein Blitzeinschlag, oder eine Explosion. Daraufhin eine Flutwelle und überall nur noch Wasser, Trümmer und tote Fische: So haben Gäste eines Hotels in Berlin-Mitte den Moment der Aquadom-Zerstörung in den frühen Morgenstunden des 16. Dezember 2022 beschrieben.

Eine Million Liter Wasser, die - als das zylindrische Aquarium urplötzlich zerbarst - in einer riesigen Flutwelle durch das Gebäude gespült wurden, hatten Teile der Fassade mitgerissen, Innenräume und die Straße vor dem Hotel verwüstet. Das Salzwasser war in die Berliner Kanalisation, aber auch in Keller gelaufen. Auch das DDR-Museum, das in unmittelbarer Nachbarschaft liegt, war betroffen.

Eine Politikerin, die in dem Hotel übernachtete, berichtete, innen im Hotel sei alles zerstört, überall lägen tote Fische herum. "Das ist ein großes Desaster für die Fische und das Hotel."

Giffey sprach von "regelrechtem Tsunami"

In dem vollständig zerstörten Becken lebten rund 1.500 Fische aus mehr als 100 Arten in einer Million Liter Salzwasser. Die meisten der Tiere seien bei dem Platzen des Aquariums und dem Auslaufen gestorben, sagte ein Sprecher der Berliner Feuerwehr im Laufe des Unglückstages noch vor Ort. Sie seien im Gebäude und auf der Straße verteilt worden.

Einige überlebende Fische wurden bei den Räumungsarbeiten in einer Wasserschale am Fahrstuhl gefunden. Auch 630 weitere Fische hatten Glück. Sie befanden sich zum Zeitpunkt der Havarie nicht im Aquadom, sondern in unterirdischen Zuchtbecken. Sie wurden gerettet und auf Berliner Zoo und Tierpark sowie das "Sea Life" und unter Spezialzüchtern verteilt, weil sie ebenfalls zu verenden drohten, weil der Strom ausgefallen war.

Größtes zylindrisches Aquarium der Welt

Zudem wurden mindestens zwei Menschen leicht verletzt. Dass das Unglück sich ereignete, als viele Menschen noch schliefen, könnte eine größere Katastrophe verhindert haben. "Wenn das Ganze nur eine Stunde später passiert wäre, dann müssten wir über furchtbare menschliche Schäden berichten", sagte die damalige Regierende Bürgermeisterin von Berlin, Franziska Giffey (SPD). Sie sprach von einem "regelrechten Tsunami", von "absoluter Zerstörung" und von "Glück im Unglück". Ähnlich äußert sich ein Sprecher der Eigentümerfirma Union Investment. In dem Hotel befanden sich zum Zeitpunkt des Vorfalls gegen 5:45 Uhr am Morgen etwa 400 Gäste.

Experten stellen Gutachten in Berlin vor

Klebenaht und Sanierung könnten Platzen des Aquadoms verursacht haben

Mehr als 700 Bruchteile haben Experten nach dem Aquadom-Unglück untersucht. Laut einem ersten Gutachten könnte es beim Zusammenbau des Aquariums bereits zu Fehlern gekommen sein. Das ist aber nicht die einzige Schadenshypothese.

Das Aquarium befand sich im Innenhof des Hotels, in der Mitte fuhr ein gläserner Fahrstuhl. Der Aquadom galt als das größte zylindrische Aquarium der Welt. Die Idee dafür hatte der Architekt Sergei Tchoban. Es ist nach mehrjähriger Bauzeit 2003 eröffnet worden.

Von Oktober 2019 bis Sommer 2022 wurde das Aquarium umfassend saniert und modernisiert, laut Giffey für zwei Millionen Euro. Zuvor soll es undichte Stellen gegeben haben.

Gutachten kann Ursache nicht endgültig klären

Warum genau das 16 Meter hohe Aquarium platzte, konnte bis heute nicht endgültig geklärt werdem, auch nicht durch ein vom Gebäude-Eigentümer in Auftrag gegebenes Gutachten im Herbst 2023. Es gibt drei Hypothesen.

Eine ist ein mögliches Versagen einer Klebenaht. Das sind die Stellen, an denen die einzelnen Teile des Aquariums während des Baus zusammengesetzt wurden. Es könne aber auch sein, dass das Wasserbecken bei einer Sanierung durch eine Kerbe im Sockel beschädigt wurde. Es seien etwa Hammerspuren entdeckt worden. Dadurch hätten sich Risse bilden können.

Im Zuge der Sanierung wurde das Becken vollständig entleert und möglicherweise zu spät wieder mit Wasser befüllt - das ist die dritte Hypothese: "Die Wand wurde im Übermaße ausgetrocknet", erklärte ein Experte. Dadurch könnten Spannungen im Acrylglas entstanden sein, die Risse verursachen oder begünstigen können.

Nach Havarie im Dezember

Riesenaquarium "Aquadom" wird nicht wieder aufgebaut

Das riesige Aquarium, das im Dezember in einer Hotellobby in Berlin geplatzt ist, soll nicht wieder aufgebaut werden. Der Aufwand sei zu hoch, heißt es vom Eigentümer. Auch ins Hotel selbst wird das Leben nicht so schnell wieder einkehren.

Aquarium wird nicht wieder aufgebaut

Bereits im Mai 2023 war bekannt geworden, dass das Aquarium nicht wieder aufgebaut werden soll. Was stattdessen in der Lobby passieren soll, wird nach rbb-Informationen Anfang 2024 bekanntgegeben. Das Hotel selbst wird voraussichtlich dann frühestens im Herbst wieder öffnen.

Sendung: rbb 88.8, 16.12.2023, 07:16 Uhr

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