Steigende Corona-Zahlen als Erinnerungsnotiz vor Weihnachten
Zum Jahresende gibt es bundesweit immer mehr Menschen, die sich mit Corona infizieren. Auch in Berlin und Brandenburg können Experten den Trend anhand von Abwasseranalysen bestätigen. Experten raten deshalb zur Vorsicht.
Abwasserdaten belegen: Corona-Viruslast bundesweit am Höhepunkt
In Berlin sanken die Werte zuletzt, in Brandenburg stiegen sie
Nach wie vor gibt es auch schwere Erkrankungen und Todesfälle
Experten raten bei Familientreffen zu Weihnachten zum Masketragen
Fehlende Kolleginnen und Kollegen auf der Arbeit, ausgefallene Bahnen und Busse - die Krankheitswelle hat sich schon bemerkbar gemacht. Über 13.000 Menschen waren Ende November in der Region krank geschrieben und natürlich sind darunter auch Corona-Fälle.
Nur: Die eine Zahl, diese "Corona-Inzidenz" gibt es in diesem Winter nicht mehr. Keine systematischen Tests, keine (relevante) Inzidenz. Dennoch sagte der Leiter der Infektiologie an der Berliner Charité Leif Erik Sander im rbb24 Inforadio, er erwarte steigende Infektionszahlen in den nächsten Wochen. Es gibt noch Indikatoren und die deuten auf ein Comeback von Corona hin.
Viren verbreiten sich besonders gut, wenn es draußen kalt ist - das gilt neben Erkältungen auch für Corona. Doch wer kann überhaupt noch sagen, wieviele Menschen gerade infiziert sind? Und was muss ich befolgen, wenn mein Test anschlägt? Antworten auf einige wichtige Fragen.
Eine Corona-Welle im Abwasser dient als Indikator
Statistisch lässt sich der Anstieg am deutlichsten durch die Abwasserdaten [corona-pandemieradar.de] belegen: Demnach ist die Viruslast bundesweit auf ein Jahreshoch geklettert. Mit 977.000 Gen-Kopien pro Liter Wasser erreichte die Viruslast Ende November sogar einen historischen Rekordwert. Das liegt allerdings auch daran, dass die Abwasser erst seit anderthalb Jahren auf Corona überprüft werden und in den letzten Monaten immer wieder zusätzliche Messpunkte hinzukamen - eine Vergleich mit früheren Wellen ist damit kaum möglich, die kurzfristige Steigung allerdings durchaus signifikant: Anfang Oktober lag der Wert noch bei etwa 200.000 Gen-Kopien pro Liter Wasser.
Für die Region lässt sich allerdings sagen: Der deutliche bundesweite Anstieg zum Jahresende ist nicht an allen Messstationen zu belegen. In Berlin schwanken die Daten an allen vier Messpunkten [hygiene-monitor.de], zuletzt sanken sie hier wieder leicht. Von einem Zwischenhoch wie dem vorherigen Winter ist man hier noch deutlich entfernt. Das Abwasser in Potsdam und Frankfurt (Oder) beinhaltet gerade besonders viele Spuren von Coronaviren, Brandenburg an der Havel misst leicht steigende Werte. Die Kläranlage in Cottbus ist noch zu kurz dabei, um aussagekräftige Daten zu liefern.
Auch Corona-Zahlen aus den Krankenhäusern gibt es noch - und die steigen ebenfalls, allerdings in weniger rekordverdächtigen Höhen: Der Anstieg liegt bei rund 10 Prozent im Vergleich zur Vorwoche. Insgesamt gehen wieder mehr Menschen wegen Atemwegserkrankungen zum Arzt und es landen auch mehr von ihnen in Krankenhäusern. Neben Corona-Infektionen sind dafür Fälle von Rhino- und RS-Viren verantwortlich.
Corona war fast vergessen, nun nehmen die Erkrankungen wieder zu. Gleichzeitig gibt es seit Montag einen Impfstoff, der besser gegen neue Virusvarianten schützen soll. Die Mikrobiologin Heidrun Peltroche rät bestimmten Menschen, sich impfen zu lassen.
"Wir sehen immer wieder Menschen mit einer schweren Corona-Infektion"
Insgesamt seltener sind in diesem Jahr die Todesfälle mit Corona geworden. Auch die gibt es aber noch und auch ihre Zahl stieg in Berlin zuletzt wieder an. Genau wie die Zahl der Menschen, die auf Intensivstationen behandelt werden müssen. Beide Werte sind so hoch wie seit dem Frühjahr nicht mehr, aber auch noch sehr deutlich unter den Werten des letzten Winters. "Wir sehen immer wieder Menschen mit einer schweren Corona-Infektion, auch mit solchen, wie wir sie aus den vergangenen Jahren kennen", berichtet Experte Sander aus der Praxis.
Dennoch stellt auch er fest: "Die Sorgen, die man sich derzeit vor einer Corona-Infektion machen muss, sind geringer als noch vor ein paar Jahren." Viele Menschen seien geimpft oder hätten sich bereits mindestens einmal mit Corona infiziert. Das biete eine gute Immunisierung. Krank wird man trotzdem, aber vergleichbar mit einer Grippe (immer noch unschön). Vor allem Menschen mit Vorerkrankungen und Ältere seien allerdings ernsthaft gefährdet bei einer Infektion - daran ändern auch die aktuellen Varianten nichts. "Das erleben wir auch in den Kliniken", sagt Sander. Einzelne Menschen kann es immer noch heftig erwischen. Allerdings sei die Notlage nicht vergleichbar mit der in den vergangenen Jahren.
Am 1. März 2020 gab es den ersten Corona-Fall in der Region. Vom chinesischen Wuhan aus hatte sich eine zunächst rätselhafte Lungenkrankheit über die ganze Welt ausgebreitet - das Coronavirus veränderte sie nachhaltig.
Eine "Coronik" der Ereignisse vom Dezember 2019 bis zum 1. März 2021.
Gesundheitsminister raten zu Masken - auch Tests empfehlenswert
Menschen, die zu einer Risikogruppe gehören und Älteren empfehlen er und auch die Ständige Impfkommission deshalb eine Auffrischungsimpfung. Der angepasste Impfstoff würde guten Schutz vor den aktuellen Varianten bieten oder zumindest vor einem schweren Verlauf. Liege die Impfung hingegen schon lange zurück und sei auch in der Zwischenzeit keine Infektion geschehen, könne es immer noch zu schweren Corona-Verläufen kommen, sagt Sander. "Ein gewisses Maß an Vorsicht ist geboten", so der Infektiologe.
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) und seine Brandenburger Amtskollegin Ursula Nonnenmacher (Grüne) riefen außerdem bereits zum freiwilligen Tragen von Schutzmasken auf - zum Beispiel in Bussen und Bahnen. Dem schließt sich auch Sander an. Mit Blick auf das nahende Weihnachtsfest, bei dem traditionell Jung und Alt vor den Tannenbäumen zusammen kommen, empfiehlt sich außerdem der freiwillige Selbsttest. Gelernte Praxis wie der Impfschutz braucht aber auch die Erinnerung manchmal eine Auffrischung.