Kriminalität
Bei gut jedem dritten Fahrraddiebstahl in Potsdam wurde letztes Jahr ein Tatverdächtiger ermittelt. Grund dafür ist der Einsatz von Beamten in Zivil. Auch in Berlin wird verdeckt ermittelt, dort ist die Aufklärungsquote aber viel geringer. Von Helena Daehler
Auf dem Schreibtisch von Kriminaloberkommissar Tobias Wegbünder stapeln sich Akten in pinken Umschlägen. Er ist zuständig für den "Phänomenbereich Fahrraddiebstahl", wie er sagt. Als im Jahr 2021 in Potsdam eine sehr hohe Anzahl Fahrraddiebsstähle angezeigt wurde, habe man beschlossen, dem etwas entgegenzusetzen: "Fahrraddiebstahl wurde lange unterschätzt. Mittlerweile kosten die Räder aber mehrere Tausend Euro. Wir mussten aktiv werden."
Seit zwei Jahren gibt es gezielte Maßnahmen, um die Anzahl der Fahrraddiebstähle zu verringern. Dazu zählen unter anderem acht Beamte in Zivil, die jeden Tag in Potsdam unterwegs sind. Polizeihauptkommissar Thomas Vandersee koordiniert deren Einsätze: "Wenn Täter arbeitsteilig vorgehen, ist es für uns als Polizei besser, mehrere Kollegen zu haben, die die Tathandlung beobachten und dokumentieren können." So können mehr Beweise gesammelt werden, die vor Gericht verwertbar sind und zu Verurteilungen führen können.
Im Jahr 2021 gab es in der Stadt Potsdam 2.311 angezeigte Fahrraddiebstähle. Die Aufklärungsquote lag damals bei fünf Prozent und damit ähnlich niedrig wie in Berlin mit rund vier Prozent. Im ersten Jahr, in dem die zivilen Beamtinnen und Beamten in Potsdam unterwegs waren, sank die Anzahl angezeigter Fahrraddiebstähle auf 1.582 und die Aufklärungsquote stieg auf beachtliche 38,3 Prozent.
Als "aufgeklärt" gilt ein Fall, wenn der Diebstahl einem Täter oder einer Tätergruppe zugeordnet werden kann. Nicht immer finden die Fahrräder dann auch zurück zu ihren Besitzern.
Neben den zivilen Beamten habe man auch Änderungen vorgenommen beim Zusammentragen aller Informationen über bereits verübte Taten. Aus dem Wissen über Tätergruppierungen, Tathergänge und Tatorte ließen sich Muster erkennen, durch die man auch mit sichtbarer Polizeipräsenz präventiv wirken könne, so Wegbünder.
Zivile Kräfte werden auch bei der Berliner Polizei eingesetzt, wenn es um Bestrebungen geht, Fahrraddiebstahl zu verhindern. Allerdings lediglich "nach personeller Verfügbarkeit" und "bedarfsorientiert im Rahmen des täglichen Dienstes", wie ein Sprecher mitteilt. Die Polizei Berlin stehe zum Thema Fahrraddiebstahl im stetigen Austausch mit den Polizeien anderer Bundesländer, insbesondere aber mit vergleichbaren Großstädten wie Frankfurt am Main, Bremen oder Stuttgart.
Der messbare Erfolg durch die Aufklärungsquote ist in Potsdam laut Kriminaloberkommissar Tobias Wegbünder auch für das laufende Jahr absehbar: "Wir werden vielleicht nicht ganz an die hohe Zahl der Aufklärungsquote herankommen, aber tendenziell sieht es sehr gut aus, dass auch in diesem Jahr unsere Maßnahmen gut funktioniert haben." Um die 30 Prozent aller Diebstähle, schätzt Wegbünder, werden dann einem Täter oder einer Tätergruppe zugeordnet werden können.
Sendung: rbb24 Inforadio, 10.12.2023, 11:45 Uhr
Beitrag von Helena Daehler
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