In der Nacht von Sonntag auf Montag rollten Kolonnen laut hupender Traktoren und Lkw durch Berlin. Für die Menschen, die an den Zufahrtsrouten der Sternfahrer leben, war die Nacht kurz und laut. Von Yasser Speck
Für viele Berlinerinnen und Berliner endete die Nacht in den frühen Morgenstunden. Sie wurden unsanft von den Hupen der Traktoren und Lkw geweckt, die durch die Stadt fuhren. Ihr Ziel: die Straße des 17. Juni - und offensichtlich so viele Berlinerinnen und Berliner wie möglich zu wecken. Anders lässt sich das nächtliche Hupkonzert nicht erklären.
Das Signalhorn eines Traktors oder eines Lkw ist übrigens rund 110 Dezibel laut. Um es greifbarer zu machen: Damit ist es lauter als ein Presslufthammer. Und den möchte wohl kaum jemand die ganze Nacht vor dem Fenster haben. Aber genau das ist passiert. Es stellt sich die Frage: Warum schritt die Polizei nicht ein?
Großdemonstration am Brandenburger Tor: Tausende Landwirte haben die Bundesregierung aufgefordert, die geplanten Subventionskürzungen zurückzunehmen. Bundesfinanzminister Lindner wurde ausgebuht, hielt aber an seinem Kurs fest.
In Deutschland gilt Hupverbot
"Natürlich ist es verboten einfach hupend in der Weltgeschichte herumzufahren", bestätigt eine Sprecherin der Berliner Polizei. Und dennoch taten die Traktoren und Lkw genau das und raubten vielen Brandenburgern und Berlinern den Schlaf. Die fünf Zufahrtsrouten zur Demo waren vorab bekannt und das nächtliche Hupen der Demonstranten war kaum zu überhören. rbb|24 hat bei der Berliner Polizei nachgefragt, warum sie die Lärmbelästigung dennoch gewähren lies.
Die Berliner Polizei antwortet schriftlich. "Auf den regulären Zufahrtsrouten zu der angemeldeten Versammlung haben die Einsatzkräfte alle Veranstaltungsteilnehmenden, die unzulässigen Lärm verursacht haben, angesprochen und das Hupen unterbunden", heißt es aus der Pressestelle der Berliner Polizei.
Diese Aussage steht im krassen Kontrast zu dem, was Menschen berichten, die an genau diesen offiziellen Zufahrtsstraßen wohnen.
Nächtlicher Lärm an den offiziellen Zufahrtsrouten
Eine WG aus Charlottenburg, die an der offiziellen "Route 5 - West" wohnt, schreibt rbb|24 auf Instagram folgendes: "Wir wohnen direkt am Kaiserdamm und seit heute Nacht um 2 Uhr wird gehupt und geböllert. An Schlaf war spätestens seit 4 Uhr nicht mehr zu denken."
Andere wählen drastischere Worte.
So zum Beispiel ein Anwohner des Tempelhofer Damms. Dort führt die "Route 4 - Süd" entlang. Er schreibt dem rbb per Mail. "Das ist nicht Ausübung von Meinungs- oder Versammlungsfreiheit, sondern einfach nur unverhohlener, brutaler Terror!". Er sagt, es treffe die falschen. Er hätte keine Einwirkung auf die Anliegen der Demonstranten. Dennoch würden sie ihm in den vergangenen Tagen den "Schlaf und den letzten Nerv rauben".
Quelle: rbb
Diese und weitere Zusendungen zeichnen ein deutliches Bild: Die Polizei hat offenbar nicht überall, wie sie selbst sagt, "alle Veranstaltungsteilnehmenden, die unzulässigen Lärm verursacht haben, angesprochen und das Hupen unterbunden".
Bauernverband schweigt zum nächtlichen Hupen
Der Deutsche Bauernverband hat zu der Demonstration am Montag aufgerufen. Diesem Aufruf sind Tausende Menschen gefolgt und störten die Ruhe der Nacht. Wusste der Bauernverband von dem Hupkonzert? Das hat rbb|24 den Deutschen Bauernverband schriftlich gefragt. Leider gab der Bauernverband keine Antworten auf diese Fragen.
Die Demonstration der Bauern am Brandenburger Tor ist mittlerweile beendet. Es scheint, als könnten die Berlinerinnen und Brandenburger in der kommenden Nacht ruhiger schlafen. In der Nacht von Donnerstag auf Freitag könnten sich Ohrenstöpsen allerdings wieder lohnen. Dann rollen die Spediteure an. Sie wollen am Freitag am Brandenburger Tor demonstrieren.
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