Gesundheit
Das Zahnmedizinisches Versorgungszentrum im Vivantes-Klinikum Neukölln bietet Behandlungen für Menschen mit Behinderung an. Jetzt werden die Räumlichkeiten anderweitig benötigt, Ende Februar geht es nicht mehr weiter. Zumindest nicht in Neukölln.
Einmal im Jahr zur zahnmedizinischen Prophylaxe gehen - das sollte jeder Mensch machen, um die eigene Zahngesundheit abzusichern. Doch viele Menschen fühlen sich beim Zahnarztbesuch unwohl. Dazu gehören auch viele Menschen mit Behinderung. Insbesondere gilt das für Personen, die nicht genau verstehen, warum da jemand in ihrem Mund mit fremdartigen Geräten rumhantieren möchte.
Diese vermeintlichen Routine-Eingriffe hat in Berlin bisher das Zahnmedizinische Versorgungszentrum auf dem Gelände des Vivantes-Klinikum Neukölln ausgeführt. Menschen mit Behinderung können dort unter Vollnarkose gesetzt werden - das kann ihnen die Angst nehmen und senkt die Verletzungsgefahr. Ende Februar wird die spezialisierte Einrichtung im Klinikum Neukölln geschlossen.
Dabei wurde das rollstuhlgerechte Versorgungszentrum speziell für die ambulante Behandlung von Menschen mit Behinderung vor rund zehn Jahren eröffnet, unterstützt durch die Senatsverwaltung für Gesundheit.
Dafür mieten die Zahnärzte bislang Räume mit rund 70 Quadratmetern Fläche im Vivantes-Klinikum Neukölln. Sie arbeiten dort aber unabhängig. Vivantes will den Mietvertrag jetzt nicht mehr verlängern. Der ärztliche Leiter des Zahnmedizinischen Versorgungszentrums, Alexander Moeglin, hat dafür kein Verständnis: "Das vorgeschobene Argument von Platzbedarf ist für mich nicht nachvollziehbar. Wir haben hier einen Neubau von 15.000 Quadratmeter gebaut. Das ist für mich dummes Zeug."
Der Klinik-Konzern Vivantes widerspricht ihm. Auf rbb-Anfrage schreibt Vivantes: "Die derzeit vom MVZ benötigten Räume werden dringend als Ausweichflächen während der Bau- und Sanierungsarbeiten gebraucht. Der Neubau am Klinikum wird erst 2025 bezugsfertig sein und ist für die Aufnahme eines MVZ nicht geeignet." Moegelin habe seit zwei Jahren Kenntnis von der Kündigung, so ein Vivantes-Sprecher weiter.
Hilfe kommt nun quasi in letzter Sekunde von der Zahnärztekammer Berlin. Alle Vermittlungsversuche der Berliner Gesundheitsverwaltung zwischen dem Klinik-Konzern und dem ärztlichen Leiter Moeglin waren bisher gescheitert.
Die Zahnärztekammer Berlin wurde nach eigenen Angaben erst spät über den Fall informiert und weiß erst seit einem knappen halben Jahr, dass die Einrichtung geschlossen werden soll. Das sagt der Präsident der Zahnärztekammer Berlin, Karsten Heegewaldt im Gespräch mit der rbb24 Abendschau. "Das sind sehr schützenswerte Patienten, die natürlich auch zahnmedizinisch versorgt werden müssen. [...] Wir haben an Lösungen gearbeitet und eine Lösung gefunden", so Karsten Heegewaldt weiter.
Das Zahnmedizinische Versorgungszentrum wird ab dem 1. März Räumlichkeiten auf dem Charité Campus Virchow-Klinikum beziehen. Dort können alle Patienten wie bisher zahnmedizinisch versorgt und behandelt werden. Dass es zu dieser Situation gekommen ist, bedauert Karsten Heegewaldt, denn "das Vivantes ist ein Klinikum, was zu einhundert Prozent dem Land Berlin gehört. Von daher wäre es natürlich schön gewesen, wenn man da intern eine andere Lösung hinbekommen hätte."
Sendung: rbb24 Abendschau, 28.01.2024, 19:30 Uhr
Beitrag von Martin Schmitz
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