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Video: rbb24 Abendschau | 16.02.2024 | L. Schwarzer | Quelle: dpa/Stratenschulte

Umfrage Uni Göttingen

Berlins Lehrkräfte haben laut neuer Studie "digitalen Stress"

Einer Studie zufolge haben Berliner Lehrkräfte Lust auf digital gestützten Unterricht – aber die schlechte Organisation durch den Senat bremst sie aus. Die Lehrergewerkschaft fordert bessere Rahmenbedingungen für den Einsatz von Medien. Von Oda Tischewski

Biologieunterricht, Thema "Lebensraum Meer": Bilder von Anglerfischen und Seegurken, Audios von Walgesängen, Videos von schwappenden Inseln aus Plastikmüll. Dazu Artikel mit Studienergebnissen und Internetquellen von Umweltverbänden. Multimediale Unterrichtsvorbereitung – es könnte so einfach, so bunt, so interessant sein.

Gegenteil von "gut" ist "gut gemeint"

Doch im Biologieraum ist heute das Wlan ausgefallen, der Zugriff auf Webseiten oder Videos hat sich damit schon einmal erledigt. Bleiben noch die Dateien, die die Lehrerin auf ihrem Dienst-Tablet gespeichert hat. Aber leider wurde die App, durch die sich das Tablet mit der digitalen Tafel verbinden lassen würde, von der Schulverwaltung nicht genehmigt. Die Tafel bleibt weiß. Mit Markern können Zahlen, Daten und Fakten per Hand aufgeschrieben werden. Im Hintergrund laufen sich Overhead-Projektor und Video-Recorder warm – vielleicht kommt es doch noch zu einem Comeback? Digitalisierung an Berliner Schulen – das Gegenteil von "gut" ist "gut gemeint".

Lehramtsstudentin in Berlin

"Ich weiß nicht, wie guter Unterricht geht"

Fast die Hälfte der Lehramtsstudierenden in Deutschland bricht das Studium ab. Warum ist das so? Yasser Speck hat eine Master-Studentin aus Berlin getroffen, die den Ablauf des Studiums scharf kritisiert und von Burnout spricht.

Eine Studie der Uni Göttingen zeigt: An den Berliner Lehrerinnen und Lehrern liegt es nicht, wenn digitale Technologien im Unterricht keine oder wenig Verwendung finden. Aber: Je störungsanfälliger, unsicherer oder benutzerunfreundlicher die digitale Infrastruktur ist, desto weniger Mehrwert bringt sie im Unterricht, desto weniger wird sie genutzt und desto mehr Stress verursacht sie. Nicht nur, weil für am Ende sinnlose Vorbereitung wertvolle Zeit vergeudet wurde, sondern auch, weil die Panne vor der Klasse deren Konzentration und Aufmerksamkeit kostet.

Über 2.000 Lehrkräfte befragt

Dennoch nutzen 93 Prozent der Befragten die Möglichkeiten mindestens einmal in der Woche – und viele hätten gern noch mehr, sagt Frank Mußmann, der Leiter der Göttinger Studie: "Wir haben die Frage 'Wie häufig möchten Sie digitale Medien einsetzen' seit 2020 mehrfach gestellt und sehen, dass die Lehrkräfte noch immer regelmäßig antworten, mehr digitale Medien einsetzen zu wollen im Unterricht, nämlich 75 Prozent - und das, obwohl wir mittlerweile einen Digitalisierungsschub hatten."

Knapp 2.400 Lehrerinnen und Lehrer haben an der Studie teilgenommen. Sie berichten oft über ganz banale Probleme: Apps, deren Einsatz sinnvoll wäre, die aber von der Schulbehörde nicht genehmigt werden, Konnektivitätsprobleme zwischen Geräten, zu wenig Zeit für eine Einarbeitung in neue Hardware. 71 Prozent der Teilnehmerinnen und Teilnehmer gaben an, die "Auswirkungen der Digitalisierung" seien ein Hauptfaktor für ihre Arbeitsbelastung.

GEW: nicht nur Geld ist das Problem

Anne Albers von der Berliner Gewerkschaft für Erziehung und Wissenschaft sagt, dass hier nicht allein Geld das Problem sei. Der Senat müsse sich eingehend mit den Organisationsproblemen beschäftigen. "Ganz konkret: Es braucht IT-Personal, die Endgeräte müssen endlich gut und funktional sein, das heißt, man muss die Lehrkräfte fragen, was die eigentlich brauchen. Und natürlich müssen auch die Schulen besser ausgestattet werden, die technische Infrastruktur muss entwickelt werden. Wir haben da Vorschläge, wir haben Forderungen, Frau Günther-Wünsch weiß, dass wir gesprächsbereit sind."

Berlin

Lehrkräfte beklagen lange Wartezeiten auf Verbeamtung

Seit knapp einem Jahr können angestellte Lehrkräfte in Berlin beantragen, verbeamtet zu werden. Rund 10.000 haben das schon getan, aber nur für rund 1.400 wurde der Antrag bisher bewilligt. Von Kirsten Buchmann und Tobias Schmutzler.

Kein Berliner Spezial-Problem

Digitaler Stress, verursacht durch eine lückenhafte Infrastruktur – das ist kein Berliner Spezial-Problem. Lehrerinnen und Lehrer in anderen Bundesländern klagen über ganz ähnliche Probleme, manch einer kann da vielleicht sogar der "Kreidezeit" wieder etwas abgewinnen.

Maximilian Tessenow ist Deutsch- und Philosophielehrer an einer Neuköllner Sekundarschule und hat beides kennengelernt: Durch den lang geplanten Umzug in einen Neubau hat sich die Situation an seiner Schule schlagartig gebessert – heute gilt sie als "Leuchtturm" der Digitalisierung. Das hat Vorteile, bringt aber auch neuen Stress mit sich: "Wir nutzen in der Schule browserbasierte Programme, um mit Kolleginnen und Kollegen, aber auch mit Schülerinnen und Schülern in Kontakt zu stehen. Und dann kriegt man auch schon mal die Antwort 'Sie antworten nie!' – das hat also auch zu einer Beschleunigung des Kommunikationsprozesses geführt."

Ein Drittel der Berliner Lehrkräfte – auch das hat die Studie herausgefunden – nutzt das dienstliche Tablet bis heute nie, ein Großteil davon hat es sogar unausgepackt in den Schrank gelegt. Lieber nehmen Lehrerinnen und Lehrer das eigene, private, Gerät – das ist bekannt, gewohnt, macht weniger Probleme und manchmal kann man eine Funktion auch einfach abschalten.

Sendung: rbb24 Inforadio, 16.02.2024, 17:50 Uhr

Beitrag von Oda Tischewski

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