Der feuchte Winter freut die Angler: Flüsse sind über Ufer getreten, haben Wiesen überflutet und damit ideale Laichgewässer für Hechte geschaffen. Es scheint ein gutes Hechtjahr zu werden. Von Iris Wussmann
Links und rechts der Berste bei Freiwalde (Dahme-Spreewald) haben sich die Wiesen in riesige Seen verwandelt, nachdem der Fluss angeschwollen und über das Ufer getreten war. Hinzu kommt der viele Niederschlag der letzten Wochen und Monate. "Das lässt das fischereiliche Herz höherschlagen", sagt Daniel Müller vom Landesanglerverband Brandenburg (LAVB).
Für ihn ist es ein herrlicher Anblick. "Wir sehen hier eine klassische Hechtwiese, wie wir sie schon lange nicht mehr gesehen haben", so Müller. Ein Anblick, den es zurzeit an fast allen Fließgewässern in Brandenburg gebe. Es sei ein "wirklich sehr schönes Winterhochwasser", sagt er. "Wir hoffen, dass es lange so bleibt."
Daniel Müller | Quelle: rbb/Wussmann
Noch gibt es in den Seen auf den Wiesen nach einem ersten Rundumblick keine Fische, doch das wird sich bald ändern. In Wathosen läuft Müller ins Wasser, misst die Temperatur. Die Laichzeit beginnt ab fünf Grad, sein Thermometer stoppt bei knapp neun. Das seien sehr gute Bedingungen, sagt er.
Damit dürften jetzt die ersten Hechte aus der Berste zum Laichen kommen, das wäre zeitiger als sonst. Eigentlich passiere das erst im März, sagt Müller. Die Hechtmännchen würden in der Regel zuerst eintreffen.
Gehemmter Kannibalismus
Die kleinen Männchen buhlen um die Weibchen - und die verschonen sie ausnahmsweise. Die Natur habe bei der Fortpflanzung die Besonderheit eingerichtet, dass die Weibchen eine Fraßhemmung haben. "Die großen Weibchen würden die kleinen Männchen in der Regel einfach fressen, weil Kannibalismus bei den Hechten sehr verbreitet ist", so Müller.
Während der Fortpflanzung sei das aber "alles ein bisschen auf Null" gestellt. Es könne zwar passieren, dass ein Fisch mal einen Biss abbekommt, "aber der ist wahrscheinlich eher dem Liebesspiel geschuldet."
"Ideale Bedingungen"
Rund zwölf Tage später schlüpfen die Larven. Müller rechnet damit, dass es rechts und links neben der Berste bald von Larven wimmeln wird. Sie werden schließlich zurück in den Fluss schwimmen, wie auch die ausgewachsenen Hechte.
Dieser Winter könnte der nasseste seit Beginn der Aufzeichnungen in Berlin und Brandenburg werden. Dadurch entspannt sich die Situation in den Wäldern des Spree-Neiße-Kreises - vor allem bis in bestimmte Tiefen, sagt Forstamtsleiterin Britta Lolk.
Dafür gibt es laut Müller mehrere Wege. "Wir haben Meliorationsgräben, wir haben Abzweige, irgendwo muss das Wasser ja herkommen. Das ist kein reiner Kapillardruck." Die Hechte würden diese Wege suchen. "Sie spüren sowas, die merken, wo es flacher wird, sie suchen an den Uferbereichen." Deshalb sei es wichtig, dass das Wasser langsam von der Wiese zurückgeflutet werde.
Bis die Minihechte von diesem Jahr als kapitale Fische an einer Angel zappeln, dauert es vier Jahre. Damit es mehr Hechte in den Flüssen und damit mehr Nachwuchs gibt, bräuchte es laut dem Experten viele feuchte Winter wie diesen - einem Winter mit "idealen Bedingungen", so Müller. "Es geht nicht besser als dieses Jahr."