Grünheide (Oder-Spree)
Zuletzt stimmten Anwohner gegen eine Erweiterung des Tesla-Geländes in Grünheide. Weil sie befürchten, dass das Votum übergangen wird, besetzen nun Umweltaktivisten in luftiger Höhe das beroffene Waldgebiet. Die Polizei reagiert bislang abwartend.
Hinweis: Dieser Artikel wird nicht mehr aktualisiert. Eine neue Meldung zum Protest in dem Waldstück beim Tesla-Werk finden Sie hier.
Umweltaktivisten halten seit der Nacht zu Donnerstag ein Forststück nahe des Tesla-Werks in Grünheide (Oder-Spree) besetzt. Zwischen dem Werk und dem Bahnhof Fangschleuse haben sie auf dem Areal, auf dem der US-Elektroautobauer eine Werksgelände-Erweiterung plant, Baumhäuser errichtet, wie rbb-Reporter berichten.
Nach Gesprächen mit den Protestierenden hat die Polizei vor Ort beschlossen, dass die Aktivisten in den kommenden Tagen in dem Waldstück bleiben können, zunächst bis zum 15. März mit der Option auf eine Verlängerung. Die Polizei stelle sich auf längerfristige Proteste ein, sagte ein Sprecher am Nachmittag dem rbb.
Mit dem Versammlungsleiter sei die Kommunikation mit der Polizei besprochen worden. Ein Bescheid über Auflagen für die Protestler werde derzeit von der Versammlungsbehörde erarbeitet, sagte der Sprecher weiter. Dabei geht es etwa um ein Verbot des Betretens der nahen Bahnanlagen, um Gefahren auszuschließen.
Die Sprecherin des Brandenburger Umweltministeriums, Frauke Zelt, sagte über die Aktion, das Waldstück gehöre zum Landesforstbetrieb. "Wir beobachten das", sagte sie.
Die mittlerweile 100 Aktivisten hatten in der Nacht zu Donnerstag begonnen, in dem Gebiet nahe dem Bahnhof Fangschleuse Baumhäuser und Zelte zu errichten. Dort will der US-Konzern einen Güterbahnhof, Lagerhallen und einen Betriebskindergarten bauen. Rund 100 Hektar Wald müssten dafür gerodet werden. Die Aktivisten der Initiative "Tesla stoppen" befürchten negative Auswirkungen auf die Umwelt und für die Anwohner, auch weil sich das Gelände in einem Trinkwasserschutzgebiet befindet.
Sie fordern zudem, dass sich die Entscheidungsträger an ein Votum der Bürger von Grünheide halten. Diese hatten sich kürzlich in einer Befragung mehrheitlich gegen die Erweiterungspläne ausgesprochen. Das Ergebnis ist nicht bindend, die Gemeindevertreter müssen darüber noch entscheiden.
Die Bürgerinitiative Grünheide unterstützt die Proteste. Der Sprecher der Initiative, Steffen Schorcht, sagte dem rbb, man sei zwar von der Aktion überrascht worden, verfolge aber die gleichen Ziele. "Wir solidarisieren uns mit den Aktivisten", sagte auch die Vorstandschefin des Vereins für Natur und Landschaft in Brandenburg, Manu Hoyer, am Donnerstag. Sie freue sich, dass sich so viele junge Menschen für das Wasser und für den Wald einsetzten.
Die Lage vor Ort ist derweil friedlich, ruhig und entspannt, wie rbb-Reporter berichten. Die Polizei ist mit einzelnen Einsatzkräften vor Ort, um die Situation zu beobachten. Laut einiger Aktivisten seien jedoch auch Polizisten in Zivil, also ohne erkennbare Polizeiuniform unter den Anwesenden gewesen. Spaziergänger oder Sympathisanten seien jedoch weiterehin willkommen, sich den Protest oder das Camp anzusehen, heißt es von den Besetzern.
Kurzzeitig wurde der Zugverkehr unterbrochen, weil Personen auf den Gleisanlagen vermutet wurden. Ein Hubschrauber überflog dazu das Gebiet. Diese Information habe sich dann aber nicht bestätigt, wie Polizeisprecher Kamenz informierte.
Auch Aktivisten der Gruppe "Robin Wood" sind seit Donnerstag nach eigenen Angaben vor Ort und haben unter dem Motto "Wald statt Monsterfabrik" eine Holz-Plattform in einem der Baumwipfel befestigt, auf der Kletternde verweilen können. Sie fordern von Tesla sowie von den Verantwortlichen in Gemeinde, Land und Bund, "alles zu tun, um die Erweiterung zu stoppen und eine klimagerechte Mobilitätswende voranzubringen", wie es in einer Pressemitteilung heißt.
"Wir sind heute hier, um Tesla-Chef Elon Musk und allen die ihm helfen, seine Gigafabrik noch größer zu machen, die rote Karte zu zeigen", wird in der Mitteilung eine Aktivistin mit dem Namen Lotte zitiert. Musk wolle demnach vor den Toren Berlins große Waldflächen für die Produktion von Millionen Elektroautos roden und versiegeln. Das gefährde die Trinkwasserversorgung, schade dem Klima und bremst die Verkehrswende aus.
Mit dem Protest-Camp richte man sich gegen die Ausbaupläne des US-Elektroautobauers. "Ich bin hier, weil ich noch Hoffnung habe, dass wir uns nicht alles von Mega-Konzernen gefallen lassen müssen", sagte Aktivistin Caro Weber.
Tesla will sein 300 Hektar großes bestehendes Werksgelände um einen Güterbahnhof, Lagerhallen und einen Betriebskindergarten erweitern. Dafür sollen mehr als 100 Hektar Wald gerodet werden. "Uns geht es vor allem um das Trinkwasserschutzgebiet", so Weber weiter.
Die Initiative vertraue nicht darauf, dass die Politik dem Willen der Einwohner folgen werde, da schon das bestehende Werk mit Sondergenehmigungen gebaut worden sei. Ein Teil des Tesla-Geländes liegt im Trinkwasserschutzgebiet. Tesla hatte sein Werk auch über vorzeitige Zulassungen errichtet.
Sendung: Antenne Brandenburg, 29.02.2024, 16:30 Uhr
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