Keine konkrete Gefahr für Bevölkerung
Die früheren RAF-Terroristen Ernst-Volker Staub und Burkhard Garweg halten sich vermutlich in Berlin auf. Und obwohl beide gefährlich sein könnten, besteht laut dem LKA Niedersachsen "keine konkrete Gefährdungslage" für Berlin.
Nach der Festnahme der früheren RAF-Terroristin Daniela Klette vermuten die Ermittler, dass sich ihre Komplizen Ernst-Volker Staub und Burkhard Garweg in Berlin aufhalten könnten. Das teilten das Landeskriminalamt (LKA) Niedersachsen und die Staatsanwaltschaft Verden am Donnerstag mit. Das Landeskriminalamt intensiviere daher die Fahndung in und um Berlin.
In den Wohnungen der beiden Gesuchten könnten sich Waffen- und Sprengmittel befinden, warnten die Ermittler. Es könne davon eine Gefahr für die Bevölkerung ausgehen. Es bestehe aber für Berlin "keine konkrete Gefährdungslage", stellte das LKA Niedersachsen am Abend klar.
Es sei dennoch nicht auszuschließen, dass von den gesuchten mutmaßlichen Räubern Staub und Garweg eine Gefahr ausgehen kann. Staatsanwaltschaft und LKA baten die Bevölkerung weiterhin um Mithilfe bei der Suche nach den flüchtigen Tatverdächtigen, riefen aber zugleich zur Wachsamkeit und Vorsicht auf.
Konkret wird Staub, Garweg und Klette zur Last gelegt, im März 1993 einen Sprengstoffanschlag auf die im Bau befindliche Justizvollzugsanstalt (JVA) Weiterstadt in Hessen verübt zu haben. Durch die Explosion war an dem Gebäude ein Schaden von rund 123 Millionen D-Mark entstanden.
Darüber hinaus soll das Trio sechs bewaffnete Überfälle auf Geldtransporter und Supermärkten in Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen zwischen 1999 und 2016. Konkret sollen Klette, Staub und Garweg laut Staatsanwaltschaft Verden für Taten in Stuhr, Wolfsburg, Hildesheim, Cremlingen, Bochum und Duisburg verantwortlich sein. Dem Trio wird dabei auch versuchter Mord vorgeworfen, weil auch Schüsse bei Überfällen gefallen sein sollen.
Klette war am Montagabend in Berlin-Kreuzberg festgenommen worden. Sie befindet sich mittlerweile in Untersuchungshaft. Die 65-Jährige war 30 Jahre untergetaucht und soll mit einer falschen Identität jahrelang in der Hauptstadt gelebt haben.
Ermittler hatten in Klettes Wohnhaus unter anderem Sprengmittel, mehrere Waffen und eine Panzerfaustgranate gefunden. Darunter seien eine Kalaschnikow, eine Maschinenpistole und eine Kurzwaffe samt Munition.
Wegen der Funde war das Wohnhaus von Klette in der Kreuzberger Sebastianstraße am Mittwoch evakuiert worden. Zeitweise wurden auch Menschen in einem gegenüberliegenden Gebäude in Sicherheit gebracht, und die Straße wurde teilweise gesperrt. Inzwischen konnten alle Anwohner in ihre Wohnungen zurückkehren.
Die Staatsanwaltschaft Verden und das Landeskriminalamt Niedersachsen fahndeten seit Jahrzehnten nach Klette sowie den früheren RAF-Terroristen Garweg und Staub. Sie gehören zur sogenannten dritten Generation der RAF.
"Rote Armee Fraktion" (RAF) ist die (Selbst-)Bezeichnung einer 1968 entstandenen linksextremen Vereinigung, deren Mitglieder versuchten, über gezielte terroristische Anschläge die politische und soziale Grundordnung in Westdeutschland gewaltsam zu verändern.
Die RAF bildete sich Anfang der 1970er Jahre aus radikalisierten ehemaligen Mitgliedern der westdeutschen Studentenbewegung. Bis in die 1990er Jahre verübte die Gruppe in Deutschland zahlreiche Attentate, bei denen insgesamt 35 Menschen ermordet und zahlreiche verletzt wurden.
Sendung: rbb24 Abendschau, 29.02.2024, 19:30 Uhr
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