15. Februar 1945
Kurz vor Ende des Zweiten Weltkrieges wurden große Teile von Cottbus durch Bombenangriffe zerstört. Am Donnerstag gedenkt die Stadt der Opfer - und erinnert eindringlich daran, dass die Gewalt ursprünglich von deutschem Boden ausging.
In Cottbus wird am Donnerstag der Opfer des alliierten Bombenangriffs auf die Stadt kurz vor Ende des zweiten Weltkriegs gedacht. Am 15. Februar 1945 waren große Teile der Stadt in Schutt und Asche gelegt worden, darunter der Bahnhof und weite Teile des Stadtteils Spremberger Vorstadt.
Mehrere Gedenkveranstaltungen finden deshalb am Donnerstag in Cottbus statt. Aufgrund der Correctiv-Recherche, laut der bei einem Geheimtreffen Deportationspläne für Millionen Menschen aus Deutschland besprochen worden waren, steht das Gedenken auch unter dem Motto "Nie wieder ist jetzt!"
Mehr als 400 Flugzeuge der US-Armee hatten am 15. Februar 1945 den Angriff auf Cottbus geflogen. Hauptziel war der Cottbuser Hauptbahnhof, wo Munitions- und Truppentransporte, aber auch Flüchtlingstransporte aus Schlesien und Ostbrandenburg geparkt waren.
Besonders betroffen von den Zerstörungen war die Cottbuser Südstadt mit dem Bahnhof, dem Klinikum, Wohnhäusern und Kirchen. Nach offiziellen Zahlen kamen dabei etwa 1.000 Menschen ums Leben, 2.500 wurden verletzt. Mehr als 13.000 Menschen waren nach dem Angriff obdachlos.
Am Donnerstag gedachten deshalb Ordnungsdezernent Thomas Bergner und Schüler der Cottbuser Sportschule der Opfer des Angriffs. Kurz vor 12 Uhr am Mittag nahm außerdem Oberbürgermeister Tobias Schick an einer Andacht in der Cottbuser Lutherkirche teil. Die Andacht findet traditionell jedes Jahr in den Minuten statt, in denen die Kirche 1945 von Bomben zerstört worden war. Auch Zeitzeugen, die den Angriff selbst miterlebten, waren am Donnerstag beim Gedenken dabei.
Für den Nachmittag hat außerdem das Bündnis "Cottbuser Aufbruch" zu einer Kundgebung auf dem Cottbuser Altmarkt eingeladen. In seinem Aufruf erinnert das Bündnis daran, dass die Gewalt des Zweiten Weltkriegs, die auch Cottbusern das Leben gekostet hat, von Deutschland selbst ausgegangen war - etwa bei Luftangriffen und Flächenbombardements von Warschau, Rotterdam oder London. Allein in der britischen Hauptstadt starben rund 4.000 Zivilisten durch die deutschen Angriffe.
Außerdem geht das Bündnis auf die jüngsten Rechercheergebnisse von "Correctiv" ein. "In den Protokollen, die vorliegen, diskutieren die Neuen Rechten einschließlich Vertreter der AfD und der Werteunion wieder ganz offen über Vertreibung von Menschen mit Migrationsgeschichte, sie nennen es Remigration, dies schließt auch politische Gegner mit ein. "Damit verlassen diese Menschen unsere Verfassung", mahnt der Cottbuser Aufbruch in seinem Aufruf.
Nach der Kundgebung ist im Alten Stadthaus zudem eine Lesung geplant.
Der 15. Februar als Gedenktag war in Cottbus jahrelang von Neonazis missbraucht worden. Anhänger der rechtsextremen Partei NPD (mittlerweile "Die Heimat") hatten mit anderen extrem Rechten den Tag genutzt und bei Märschen und Kundgebungen von alliierten "Kriegsverbrechen" gesprochen. Die Deutschen waren dabei vor allem zu Kriegsopfern stilisiert worden. Die Verantwortung Deutschlands als Ausgangspunkt des Zweiten Weltkriegs war hingegen nicht thematisiert worden.
Im Zuge des Protests gegen die Neonaziaufmärsche waren immer wieder die geplanten Routen der Rechtsextremen von Demonstranten blockiert worden. Auch die Zivilgesellschaft engagierte sich mit Demonstrationen, das Bündnis Cottbuser Aufbruch gründete sich.
Die Andacht in der Cottbuser Lutherkirche ist von der Kirche selbst organisiert worden. Neonaziaufmärsche gibt es mittlerweile nicht mehr.
Sendung: Antenne Brandenburg, 15.02.2024, 10:00 Uhr
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