Prozessauftakt in Frankfurt (Oder)
Am Landgericht Frankfurt (Oder) muss sich seit Donnerstag ein Mann aus dem Tschad wegen zweifachen versuchten Totschlags verantworten. Er soll in einem Gästehaus in Biesenthal (Barnim) auf ein anderes Flüchtlingspaar eingestochen haben.
An zwei Stühlen hält sich das Opfer, ein 26 Jahre alter Mann aus Syrien, am Donnerstag im Gerichtssaal fest. Der Mann ringt hörbar nach Luft. Es fällt ihm schwer, die Anwesenheit seines mutmaßlichen Angreifers zu ertragen, berichten Reporter des rbb. Seine 26 Jahre alte Frau, die ebenfalls angegriffen wurde, verzichtete ganz darauf, beim Prozessauftakt dabei zu sein. Zu groß sei das Trauma, das das Paar erlebt habe.
Im Juni vergangenen Jahres kehrte das syrische Paar nach einem Einkauf in ihre Gemeinschaftsunterkunft in Biesenthal zurück. Diese teile es sich nach eigenen Angaben mit sechs weiteren Flüchtlingen. Als die gekauften Lebensmittel in verschiedene Kühlschränke geräumt werden sollten, kam es laut Anklage zum Streit mit dem Angeklagten, der den Kühlschrank für sich beanspruchte. Nach einer verbalen Auseinandersetzung soll der Angeklagte ein Messer gezogen und mehrfach auf das Paar eingestochen haben. Die Frau und der Mann wurden schwer verletzt. Die Anklage lautet auf zweifachen versuchten Totschlag, sagt Gerichtssprecher Michael Smolski am Donnerstag. "Es steht im Falle der Verurteilung eine Strafe von mindestens fünf Jahren im Raum. Es ist eine umfangreiche Beweisaufnahme vorgesehen, mit Vernehmung von rund 30 Zeugen."
Den ganzen Vormittag schildert der 26 Jahre alte Mann aus Syrien zum Auftakt vor Gericht, wie der Angriff abgelaufen ist und dass es bereits vorher zu kleineren Streitigkeiten mit dem Angeklagten gekommen sei.
Zum Prozessauftakt wollte sich der 33 Jahre alte Angeklagte nicht zu den Vorwürfen äußern. Er schüttelte jedoch bei der Aussage eines der Opfer immer wieder den Kopf.
Was letztendlich dazu geführt hat, dass der Konflikt zwischen den drei Personen in Biesenthal eskalierte, müssen nun die Richter am Frankfurter Landgericht aufklären. Insgesamt sind neun Verhandlungstage angesetzt. Ein Urteil in dem Verfahren soll es Ende März geben.
Sendung: Antenne Brandenburg, 15.02.2024, 15:40 Uhr
Mit Material von Dorett Kirmse
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