Studie belegt Potenzial für E-Roller und E-Bikes im Speckgürtel
Im Berliner Speckgürtel könnten E-Roller und E-Bikes eine nützliche Ergänzung zum ÖPNV sein. Das zeigt eine Studie der Technischen Hochschule Wildau in Zusammenarbeit mit dem E-Roller-Anbieter Bolt.
"Gerade in Stadtrandlage sind die Fahrzeuge ideal einzusetzen als Zubringer zum ÖPNV und auf Tangentialverbindungen, da wo der ÖPNV schwach ist oder gar nicht existiert", sagte Christian Rudolph, Verkehrsexperte der Technischen Hochschule Wildau, dem rbb. Diese Art der Mikromobilität könnte demnach beim Park-and-Ride das Auto auf dem Weg zur nächsten Haltestelle von Bus oder Bahn durch Elektro-Roller oder E-Bikes ersetzen, sowohl in Berliner Außenbezirken als auch in Städten und Gemeinden Brandenburgs mit guter ÖPNV-Anbindung nach Berlin.
Die Zahlen hätten "ganz deutlich gezeigt, dass gerade in den frühen Morgenstunden und den späten Abendstunden, wenn kein Bus fährt oder eben ganz selten, die Fahrzeuge sehr gern genutzt werden, um zur U-Bahn, S-Bahn oder Regionalbahn zu fahren oder eben von der Bahn nach Hause", so Rudolph.
Verkehrsexperte: Preis hat keinen Einfluss auf Nutzung
In Stadtrandlagen von Berlin würden Stationen für die Anbieter sinnvoll sein, um das Angebot wirtschaftlich zu betreiben. Denn wenn die Roller nicht überall eingesammelt werden müssten, wäre der Betrieb kostengünstiger, so Rudolph weiter.
In Reallaboren in Erkner (Oder-Spree) und Berlin war die Nutzungsfrequenz der Studie zufolge geringer als im Innenstadtbereich, im Verhältnis zur Einwohnerdichte wurden die E-Roller aber häufig genutzt. "Am meisten hat mich überrascht, dass die unterschiedlichen Preismodelle keine Auswirkungen auf das Nutzungsverhalten der Teilnehmenden hatte. Wir können das Angebot also nicht durch den Preis attraktiver machen", so Verkehrsexperte Rudolph. Bei den der Studie zugrunde liegenden Angeboten des Sharing-Angebots wurden drei unterschiedliche Preismodelle getestet.
Ein weiteres Ergebnis der Studie ist, dass E-Roller in den Tests deutlich den E-Bikes vorgezogen wurden.
Mögliche Subventionen durch Kommunen?
Wo und wie die Fahrzeuge geparkt werden, sei ein entscheidender Schlüssel für eine höhere Akzeptanz. Stationäre Leihsysteme seien unbedingt zu bevorzugen, um andere Verkehrsteilnehmende nicht zu behindern, sagt Rudolph.
Ziel der Studie war es festzustellen, ob E-Scooter und E-Bikes als Zubringer für die erste und letzte Meile – also die letzten ein bis zwei Kilometer – vom und zum öffentlichen Verkehr stark genutzt werden und wie sie eine sinnvolle, nachhaltige Ergänzung zum ÖPNV darstellen können. Die Reallabore liefen in den äußeren Berliner Stadteilen Lichtenrade und Zehlendorf von Juli 2022 bis Mai 2023, wo die Pkw-Dichte höher ist als in innerstädtisch gelegenen Bezirken Berlins. In Erkner lief das Experiment von September 2022 bis Mai 2023.
Paris hat sie im Sommer ganz verboten, in Berlin soll die Zahl der E-Scooter nun deutlich verringert werden: Die Senatsverwaltung will einen Teil der umstrittenen Roller aus der Stadt entfernen und eine Obergrenze einführen.
Knackpunkt für Anbieter von E-Fahrzeugen im Speckgürtel ist die wirtschaftliche Rentabilität. Um diese zu erreichen, brauche es laut dem an der Studie beteiligten E-Roller-Anbieter Bolt gegebenenfalls "Kompromisse zwischen Kommunen und Anbieter, vielleicht Subventionen, um sicherzustellen, dass die Menschen, die in ländlichen, suburbanen Räumen leben, künftig öfter von Mikromobilitätsdiensten profitieren können", so Dustin Williams von Bolt.