Nach Sichtungen in Vorjahren
Die Sorge ist nicht neu: Asiatische Tigermücken könnten wegen des Klimawandels auch in Berlin und Brandenburg bald heimisch werden. Da sie gefährliche Krankheiten übertragen können, wäre das ein Problem - auf das sich Berlin vorbereitet.
Im Bezirk Berlin-Mitte laufen die Vorbereitungen auf eine systematische Beobachtung der Verbreitung von Tigermücken in der Region. Ein entsprechendes Konzept könnte im Frühjahr in einer Arbeitsgruppe mit den Bezirken und der zuständigen Senatsverwaltung abgesegnet werden.
Amtsarzt Lukas Murajda, der den Monitoring-Vorschlag für den Bezirk erarbeitet, sagte am Montag, er wolle Evidenzen schaffen. Ab der kommenden Saison, die ungefähr im April beginne, wolle er damit Wissenslücken zu Mücken in Berlin und den von ihnen möglicherweise übertragenen Krankheitserregern schließen.
Die Asiatische Tigermücke kann gefährliche Tropenkrankheiten wie Zika- oder Denguefieber sowie mehr als 20 verschiedene Keime übertragen. Vor einigen Jahren vermehrten sich die Mücken bereits einmal in einem Kleingarten in Treptow-Köpenick. Damals gab es bereits die Vermutung, dass die Mücken in Deutschland überwintert hatten, weil alle Entwicklungsstadien in den Kleingärten nachgewiesen werden konnten.
Im vergangenen Sommer hatten die Berliner Behörden beschlossen, dass das Gesundheitsamt Mitte die zentrale Rolle bei dem Thema Tigermücke übernimmt. Alle Berlinerinnen und Berliner waren aufgerufen, Hinweise und tote Mücken an eine neue Anlaufstelle zu schicken. Nach Murajdas Angaben gingen im Spätsommer und Herbst, zwischen August und Ende Oktober, rund 300 Mails zum Thema ein. "Lustigerweise kommen immer noch ein paar Zuschriften, weil die Leute etwas im Keller finden oder noch irgendwo etwas gelagert haben", sagte er.
Bei den meisten Hinweisen habe es sich allerdings nicht um Tigermücken gehandelt. Die Einwanderer aus den Tropen könnten mit lokalen Mückenarten verwechselt werden, die ebenfalls ein schwarz-weißes Muster aufweisen, so Murajda.
Einen tatsächlichen Fund hat es aber gegeben: In Neukölln wurde Ende September eine Tigermücke gefangen, zuvor hatte es einen Foto-Hinweis gegeben. In der Nähe des Fundorts befindet sich eine Kleingartenkolonie. Dort sollen in diesem Jahr weitere Fallen aufgebaut werden. "Die Frage ist jetzt, ob Eier der Tigermücke dort auch überwintert haben", sagte Murajda.
Der Amtsarzt will die Kolonie zudem bei ihrem diesjährigen Saisoneröffnungsfest besuchen und eine Beratung zum Thema Tigermücken anbieten. Eine wichtige Vorsichtsmaßnahme sei es beispielsweise, keine Schalen mit Wasser als mögliche Brutstätten stehenzulassen. Asiatische Tigermücken können an deutlich kleineren Wasserstellen brüten als hierzulande etablierte Arten. Die tagaktiven Tigermücken gelten als eher flugfaul, normalerweise entfernen sie sich nur 100 bis 200 Meter von ihrer Brutstätte, weshalb auch die lokale Überwachung Sinn ergibt.
Auch in Berlin-Mitte sind systematisch aufgestellte Mückenfallen geplant, darüber hinaus bislang aber noch nicht. Ein extra Budget für das Projekt gibt es laut Nachrichtenagentur dpa bislang noch nicht.
Erkrankungen aufgrund von Tigermücken-Stichen sind in Berlin bislang noch nicht registriert worden. Wenn es auffällige Infektionen gibt, tauchen diese in einem amtlichen Meldesystem auf, anschließend seien Verknüpfungen mit Mückenfunden möglich. Dabei soll nicht nur die Tigermücke überwacht werden. "Uns interessiert nicht nur die Tigermücke. Sie ist sozusagen das Flaggschiff. Aber es gibt auch andere Mücken, die Krankheiten übertragen können", sagte Murajda.
Das Robert-Koch-Institut hatte gegenüber rbb|24 noch vor anderthalb Jahren allerdings vor allzugroßer Panik gewarnt. Damals hieß es, ein baldiger Ausbruch von Tropenfieber in Berlin sei trotz dem Einzug der Tigermücke unwahrscheinlich, denn die Mücke überträgt das Virus ja nur - die Viren selbst müssten also auch zunächst hier sein und diese bräuchten meist sehr warme Temperaturen. Es sei aber möglich, dass die Mücken einen infizierten Reiserückkehrer stechen und so zum Virusüberträger würden.
Bundesweit gibt es bereits seit längerem das Projekt "Mückenatlas", eine Kooperation des Leibnitz-Zentrums für Agrarlandschaftsforschung (ZALF) und dem Friedrich-Loeffler-Institut. Auch dieser baut auf Einsendungen von Bürgerinnen und Bürgern auf, bislang wurden rund 200.000 Stechmücken für die Forschung gefangen, heißt es auf der Projektwebseite. Ein Austausch zwischen dem Mückenatlas und dem Berliner Projekt besteht bislang nicht.
In Berlin-Mitte wird auch in dieser Saison um Einsendungen gebeten. Gesucht seien vor allem schwarz-weiß gestreifte Mücken, aber auch die Sichtung besonders vieler Mücken am Tag sei beispielsweise interessant, so Amtsarzt Murajda. Experten gehen davon aus, dass normalerweise erst ab Mai mit dem Auftreten von Tigermücken zu rechnen sei. Derzeit ist es für die Tiere noch zu kalt.
Sendung: Fritz, 26.02.2024, 16:30 Uhr
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