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Quelle: Pressestelle Kleinmachnow

Drückjagd, Petition und Bürgerantrag

Bürger streiten über Wildschweine in Kleinmachnow

Sie kommen immer wieder, und meist auch noch mit reichlich Nachwuchs: Wildschweine machen in Kleinmachnow immer wieder Ärger. Eine Drückjagd hat etwas Ruhe gebracht. Nun regt sich Widerstand dagegen. Von Marie-Therese Harasim und Philipp Rother

Die Gemeinde Kleinmachnow (Potsdam-Mittelmark) war im vergangenen Juli international in den Schlagzeilen. Etwa 30 Stunden lang wurde rund um den Ort nach einer Löwin gesucht, Hunderte Polizisten waren im Einsatz. Dann wurde Entwarnung gegeben. Das Tier sei höchstwahrscheinlich ein Wildschwein, hieß es.

Die Journalisten, Polizisten und Wildtierexperten zogen schnell wieder ab, das Wildschwein blieb. Und mit ihm viele seiner Artgenossen. Wie viele Wildschweine es in Kleinmachnow wirklich sind, sei nicht bekannt, sagte Gemeindesprecherin Martina Bellack auf Nachfrage: "Sie leben im Wald, sie können nicht gezählt werden."

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Etwa 30 Stunden lang wurde in Berlin und Brandenburg nach einer Löwin gesucht, hunderte Polizisten waren im Einsatz. Am Freitag wurde Entwarnung gegeben. Das Tier sei höchstwahrscheinlich ein Wildschwein, sagen Experten.

Die Tiere folgen noch immer uralten Wildwechseln und stören sich nicht daran, dass dort nun Häuser stehen. Im Gegenteil: Sobald sie bei ihren nächtlichen kilometerweiten Wanderungen auf Nahrung stoßen, kommen sie immer wieder. Und Nahrung finden sie in Kleinmachnow jede Menge. Das beginnt auf den Maisfeldern der Region, geht weiter mit den Eicheln der Straßenbäume, mit Fallobst in den Gärten und mit einem reichen Angebot an Egerlingen und Larven in gut gewässerten Gärten und Komposthaufen.

Die Tiere dringen immer wieder in Gärten ein und plündern Mülltonnen - vor allem rund um den Stolper Weg. Die Siedlung zählt zu den am stärksten von den Wildschweinen heimgesuchten Orten in Kleinmachnow. Anwohner fordern nicht nur dort schon länger Maßnahmen gegen die Tiere. Auch Hunde wurden in der Dämmerung bereits angegriffen.

Drückjagd im November

"Es ist schon ein Problem, eine Plage", berichtete Bellack. Daher sei im November auch eine sogenannte Drückjagd durchgeführt worden. Jäger der Berliner Forsten und der Jagdgenossenschaft Kleinmachnow/Stahnsdorf hatten dabei nahe des Stolper Wegs 16 Wildschweine erlegt [kleinmachnow.de]. Bei einer solchen Jagd werden die Tiere gezielt in Richtung der zuvor aufgestellten Jäger getrieben. Beteiligt waren insgesamt 13 Treiber und 16 Jäger.

Danach sei es in Kleinmachnow "ruhiger geworden", so Bellack. Das sei auch der Sinn der Jagd gewesen. Einerseits sollte der Wildbestand reduziert werden, anderseits sollte den Tieren der Aufenthalt in diesem Waldstück nachhaltig vermiest werden. "Die merken sich das", so Bellack. Das Kleinmachnower Wohnviertel sei bisher ein "sicherer Ort" für die Wildschweine gewesen. Dagegen habe man vorgehen wollen.

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Die Jagd sei nicht angekündigt worden, um keine Schaulustigen sowie Umweltschützer, die die Tiere vorher verscheuchen, anzulocken, hieß es im Nachgang. Eigentlich sollten auch weitere Drückjagden stattfinden. Nun regte sich aber Widerstand: Das Bündnis für Wildtierrespekt hat eine Petition gegen solche Drückjagden auf Wildschweine im Kleinmachnower Ortsgebiet ins Leben gerufen.

792 Unterstützer (Stand: 6.2.2024, 10:30 Uhr) haben sich in den vergangenen Tagen eingetragen. Es solle keine "Sondergenehmigung für Jagden in innerörtlichen Bereichen" geben, lautet eine Forderung. Stattdessen sollten "wirkungsvolle Vergrämungskonzepte" umgesetzt werden [campact.de].

Petition soll an Bürgermeister übergeben werden

Die Initiatorinnen und Initiatoren der Unterschriftensammlung waren am Freitag und Montag für eine Stellungnahme nicht zu erreichen. Christine Herling, eine der Mitinitiatorinnen, kam aber bereits in den "Potsdamer Neuesten Nachrichten" [Bezahlinhalt] zu Wort: "Wir sind aber nicht grundsätzlich gegen die Jagd - nur gegen die Bewegungsjagd." Diese sei zu gefährlich für Anwohner, Haustiere und letztlich auch die Jäger. Die Jagd vom Hochsitz aus, die "Ansitzjagd", sei sicherer, denn da werde das Geschoss von der Erde gefangen, sagt sie. Es stimme aber, dass sie auch aufwändiger sei. Den Bürgern seien die Gefahren nicht klar, so Herling.

Wenn 800 Unterschriften zusammen gekommen sind, will das Bündnis gemeinsam mit Anwohnern diese an den Bürgermeister von Kleinmachnow und Stahnsdorf, Michael Grubert (SPD), die Jagdgenossenschaft Kleinmachnow und Stahnsdorf, die Leitung des Südwestkirchhofs Stahnsdorf sowie das Forstamt Grunewald übergeben.

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Jagdpachtverträge laufen aus

Anlass für die Petition ist auch, dass die aktuellen Jagdpachtverträge auslaufen [kleinmachnow.de], zum 1. April sollen neue geschlossen werden. Die bejagbaren Flächen der Gemeinde werden für fünf Jahre an zwei Pächter verpachtet. Nur sie und von ihnen autorisierte Jäger dürfen auf den Flächen jagen. Es ist im Gespräch, dass auch Drückjagden in den neuen Verträgen zum Thema werden.

Die 20.000-Einwohner-Gemeinde wolle nun erst einmal die neuen Jagdpachtverträge schließen, erklärte Bellack. Erst danach werde das weitere Vorgehen besprochen. Parallel beraten die Gemeindevertreter laut Bellack über einen Bürgerantrag [gemeindekleinmachnow.de], der ein entschlossenes Vorgehen gegen die Wildschweine fordert. Darin wird der Bürgermeister aufgefordert, "erneut eine Ausnahmegenehmigung für den Abschuss von Schwarzwild" innerhalb des befriedeten (urbanen) Teils von Kleinmachnow zu beantragen. Zudem soll der Landtag um rechtliche Änderungen "zur effektiveren Reduzierung von Schwarzwild innerhalb von Ortschaften" gebeten werden.

Beitrag von Marie-Therese Harasim und Philipp Rother

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