Protestaktion
Am zweiten Tag nach Beginn des Protests in einem Wald in der Nähe des Tesla-Werks sind vor Ort nur wenige Polizisten zu sehen. Dutzende Aktivisten sind aktuell im Kiefernwald und haben Baumhäuser gebaut. Ein längerer Protest ist zu erwarten.
In dem von Aktivisten besetzten Waldstück in der Nähe des Tesla-Werks in Grünheide (Oder-Spree) verläuft die Protestaktion weiterhin friedlich: Die Lage ist am zweiten Protest-Tag ruhig geblieben und neben den 50 bis 70 Aktivistinnen der Initiative "Tesla stoppen" und der Gruppe "Robin Wood" waren am Freitagvormittag nur zwei Polizeibeamte zu erkennen, wie rbb-Reporter berichten. Die Polizei hält sich zurück.
Die Aktivisten haben etwa ein Dutzend Baumhäuser in etwa acht bis zehn Metern Höhe errichtet. Viele von den sichtbar jungen Menschen halten ihre Gesichter bedeckt, um von der Polizei nicht erkannt zu werden, heißt es vor Ort. Die Protestierenden wollen nach eigenen Angaben die geplante Rodung des Kiefernwaldes verhindern. Auch der hohe Wasserverbrauch von Tesla wird kritisiert.
Unterschiedliche Meinungen gibt es, wenn es um die Zukunft des Tesla-Werks geht. Manche Aktivisten fordern einen kompletten Betriebstopp, wie sie dem rbb sagten. Grund dafür seien die Umweltauswirkungen der Fabrik und ein ungenügender Arbeitsschutz. Andere hingegen fordern, dass Tesla die Produktion auf "nachhaltigere" Fortbewegungsmittel wie beispielsweise Züge umstellen soll.
Dutzende Aktivisten hatten in der Nacht zu Donnerstag einen Protest begonnen und das Forststück zwischen dem Tesla-Werk und dem Bahnhof Fangschleuse besetzt. Auf diesem Areal plant der US-amerikanische Elektroautohersteller eine Erweiterung seines Werksgeländes. Zudem errichteten die Aktivisten Baumhäuser und Zelte, wie rbb-Reporter berichteten. An diesem Samstagnachmittag sind auch ein Waldspaziergang aus Protest gegen Tesla geplant und ein Klavierkonzert im Wald.
Tesla will etwa 100 Hektar Wald roden, um das Werksgelände in Grünheide zu erweitern. Geplant seien neben dem 300 Hektar großen bestehenden Werksgelände ein Güterbahnhof, Lagerhallen und ein Betriebskindergarten. Mit der Erweiterung des Geländes will Tesla auch indirekt ermöglichen, künftig mehr Autos am Standort Grünheide bauen zu können.
Im Februar sprach sich eine Mehrheit der Anwohner Grünheides bei einer Bürgerbefragung gegen die jetzigen Erweiterungspläne. Danach kündigte Tesla weitere Gespräche zu dem Thema an.
Die Aktivisten richten sich nach eigenen Angaben auf einen wochenlangen Protest ein. "Je länger die Besetzung dauert, desto besser", sagte eine Sprecherin der Initiative "Tesla stoppen" am Freitag. Die Polizei will den Protest der Aktivisten bis zum 15. März dulden. Eine Verlängerung ist möglich, die Polizei stelle sich ebenfalls auf langfristige Proteste ein, sagte ein Polizeisprecher am Donnerstag dem rbb.
Die Bürgerinitiative Grünheide unterstützt die Proteste der Aktivisten. Der Sprecher der Initiative, Steffen Schorcht, sagte dem rbb, man sei zwar von der Aktion überrascht worden, verfolge aber die gleichen Ziele. Am Freitag rief die Bürgerinitiative Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) dazu auf, das Camp zu besuchen und mit den Besetzern zu sprechen.
Die Unternehmensverbände Berlin-Brandenburg (UVB) rieten Tesla zu einer offensiveren Kommunikation und Informationspolitik. "Es ist eine ein bisschen ungewöhnliche Strategie, mit niemandem zu sprechen, außer mit den zuständigen Stellen", sagte der UVB-Hauptgeschäftsführer Alexander Schirp dem rbb. "Da ist sehr viel Luft nach oben, weil man ja Botschaften senden kann, die auch die Kraft haben zu überzeugen", so Schirp im rbb24 Inforadio.
In der Kritik steht das Tesla-Werk auch, weil es nach amtlichen Messungen bestimmte Abwasserwerte in Grünheide überschritten hat. Der zuständige Wasserverband Strausberg-Erkner kam deshalb am Freitag zu einer Sondersitzung zusammen. Das Ergebnis: Tesla muss derzeit nicht mit einem Stopp seiner Abwasser-Entsorgung rechnen.
Sendung: rbb24 Inforadio, 01.03.2024, 13:45 Uhr
Mit Material von Magdalena Dercz
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