Luftqualität
Seit Tagen verrät der Blick auf die Wetter-Apps am Morgen, dass die Luftqualität in der Hauptstadt schlecht ist. Woran das liegt und warum man im Sommer besser morgens statt abends joggen sollte. Von Yasser Speck
Wer in den vergangenen Tagen seine Wetter-App geöffnet hat, hat gesehen, dass die Luftqualität in Berlin immer wieder als sehr niedrig eingestuft wurde. Vor allem am Morgen war die Luft besonders schlecht.
Für den Wetterexperten Frederik Raff vom ARD-Wetterkompetenzzentrum ist das kein Zufall. "Wenn nachts wenig Windbewegung ist, sammeln sich die Abgase und weitere Schadstoffe an", sagt der Wetter-Experte. Da in den vergangenen Nächten verhältnismäßig wenig Wind geweht habe, sei die Belastung am Morgen dementsprechend hoch gewesen.
Luftbewegung und Windgeschwindigkeit seien entscheidende Faktoren, wenn es um Luftqualität gehe, so Frederik Raff. "Bei viel frischem Wind, werden die Schadstoffe schön aus der Stadt herausgetragen." Das sorge für eine gute Durchmischung der Luft.
In den vergangenen Tagen konnte man beobachten, dass im Laufe des Tages die Luftqualität in Berlin besser wurde. In Wetter-Apps hieß es ab mittags nur noch: mäßige Belastung. Das liege daran, so Raff, dass durch die Sonneneinstrahlung die Luft etwas in Bewegung gekommen sei und so die angestauten Schadstoffe doch noch aus der Stadt geweht worden seien.
Schlechte Luft bedeutet, dass in der Luft gesundheitsschädliche Teilchen enthalten sind. "Das können Schwefeloxide, Stickoxide oder zum Beispiel Feinstaub sein", so Frederik Raff vom ARD-Wetterkompetenzzentrum. Diese Schadstoffe kommen unter anderem vom vielen Verkehr der Großstadt und von den Schornsteinen der Häuser. Denn auch jetzt im März wird noch viel geheizt.
Dieser Feinstaub kann je nach Partikelgröße und eindringen in den Körper unterschiedliche gesundheitliche Folgen haben. Das Umweltbundesamt schreibt auf seiner Website: "Sie reichen von Schleimhautreizungen und lokalen Entzündungen in der Luftröhre und den Bronchien oder den Lungenalveolen bis zu verstärkter Plaquebildung in den Blutgefäßen [...]." Die Gefahr, eine Thrombose zu bekommen, kann dadurch steigen.
Im Sommer kommt zu den genannten Schadstoffen noch bodennahes Ozon hinzu. Ozon ist ein Gas, das uns in der Stratosphäre vor der UV-Strahlung schützt. Wenn im Sommer die Sonne besonders stark und viel scheint, bildet sich am Boden das sogenannte bodennahe Ozon. Dieses Gas reizt die Lunge. Deshalb empfiehlt Frederik Raff, im Sommer lieber am Morgen joggen zu gehen. Denn dann ist die Konzentration von bodennahem Ozon geringer als am Abend und es läuft sich leichter.
Die Lungenreizung kann laut Umweltbundesamt bei Asthmatikern deutlich stärker ausfallen als bei Nicht-Asthmatikern. "Empfindliche oder vorgeschädigte Personen sollten bei hohen Ozonwerten körperliche Anstrengungen im Freien am Nachmittag vermeiden", heißt es auf der Website. Außerdem sei Ozon ein Stoff, der "im Verdacht steht, beim Menschen Krebs auszulösen."
Wetterexperte Raff betont auch, dass die Luft in Berlin sowieso schlechter sei als auf dem Land. Das sei normal. "Da, wo viele Menschen auf engem Raum wohnen, ist die Luftqualität immer schlechter als im Umland."
Jahreszeiten spielen dabei aber auch ihre Rolle. Im Winter sei die Luft besonders schlecht, da so viel geheizt werde. "Im Winter kann sich bei windschwachem Hochdruckwetter schon mal so eine Art Luftkuppel über die Stadt legen, in der sich die Schadstoffe ungestört ansammeln", so Raff. Im Sommer ist, bis auf das bodennahe Ozon, die Luftqualität meist besser.
Bis auf den Sommer müssen Berlinerinnen und Berliner aber nicht warten, bis sich die Luft verbessert. Am Wochenende soll etwas Bewegung in die Luft kommen. Es wird wechselhafteres und windigeres Wetter erwartet. Da kommen zwar wenig Frühlingsgefühle auf, aber durchatmen kann man damit trotzdem besser.
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