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Bauprojekte im Havelland
Seit einigen Jahren produziert die Region rund um Nauen mehr grünen Strom als sie verbrauchen kann. Windräder müssen sogar abgeschaltet werden. Daher sollen Rechenzentren entstehen, die den überschüssigen Strom "fressen" können. Von Heike Schüler
Wenn auf der Nauener Platte im Landkreis Havelland, einer 15 Meter hohen Hochebene aus der Eiszeit, mal wieder zu heftiger Wind weht, muss ein Teil der rund 200 Windkraftanlagen abgeschaltet werden. Der Strom kann nicht verbraucht werden, eine Überlastung droht.
Die Überproduktion soll künftig in Rechenzentren fließen. Der Landrat des Landkreises Havelland, Roger Lewandowski (CDU), plant, gleich mehrere dieser "Stromfresser" in der Region zu bauen. Er sieht für alle eine "Win-Win-Situation". Ein Rechenzentrum ist beispielsweise in Wustermark geplant.
Aber schneller ist offenbar die Gemeinde Brieselang. Die Gemeindevertretung hat jetzt einstimmig beschlossen, dass die Firma Datablock im Gewerbegebiet ein Rechenzentrum bauen darf. Bürgermeisterin Kathrin Neumann-Riedel (parteilos) freut sich, dass angesichts der fortschreitenden Digitalisierung ihre Gemeinde ein Stück mithelfen kann, dass das Internet funktioniert. Rechenzentren tragen unter anderem dazu bei, eine Infrastruktur bereitzustellen, so dass große Datenmengen verarbeitet, gespeichert, übertragen und verwaltet werden können. Diese Datenmengen werden für den Betrieb des Internets benötigt.
Das Baugrundstück für das Rechenzentrum liegt direkt an der Autobahn A10. Die Gemeinde hat daher mit dem Investor den Bau einer Lärmschutzwand ausgehandelt - eine Entlastung für die Bewohnerinnen und Bewohner. Zudem sind in einem städtebaulichen Vertrag weitere Zusicherungen festgeschrieben: Der Investor dürfe zur Kühlung der Anlagen kein Grundwasser entnehmen, sagt Neumann-Riedel. Geplant sei stattdessen eine Trockenkühlung in einem geschlossenen Kühlkreislauf.
Im Rahmen der kommunalen Wärmeplanung will die Gemeinde auch prüfen, wie die Abwärme des Rechenzentrums genutzt werden kann. Es könnte ein Wärmenetz entstehen, dass auch für die Heizungen der Bürgerinnen und Bürger von Vorteil sein könnte, erklärt Neumann-Riedel.
Es gibt aber einen Knackpunkt: Von den elf Hektar Grundstücksfläche sind fünf Wald. Aber selbst die Brieselanger Ortsvorsitzende Ilse-Dore Hahn (Grüne) sieht das eher gelassen: "Das ist ein Kiefernwäldchen mit Unterholz, und es gibt keinen schützenswerten Tierbestand", sagt sie. Außerdem müsse der Investor an anderer Stelle zum Ausgleich Laubbäume pflanzen. Die seien für das Klima viel wertvoller.
2028 soll das Rechenzentrum in Brieselang ans Netz gehen. Ganz auf grünen Strom können sich die Betreiber einer solchen Anlage aber nicht verlassen. Sie benötigt nämlich kontinuierlich Strom - auch dann, wenn sich die Windräder mal nicht drehen. Dennoch soll der grüne Strom aus dem Havelland an stürmischen Tagen künftig besser genutzt werden.
Sendung: rbb24, 14.03.2024, 16 Uhr
Beitrag von Heike Schüler
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