Beelitz
Auf der Waldbrandfläche von 2022 im Beelitzer Stadtwald werden weitere vier Hektar wieder aufgeforstet - und zwar mit Pferden, die im Gegensatz zu Forstmaschinen kaum Bodenschäden verursachen. Eingebracht werden Laubbaumsamen. Von Philipp Rother
Rund 230 Hektar Brachland hat der große Waldbrand im Jahr 2022 im Beelitzer Stadtwald (Potsdam-Mittelmark) hinterlassen - eine Fläche, die fast so groß ist wie der Berliner Wannsee. Vier Hektar entlang des Bahndamms hat sich die Stadt Beelitz nun vorgenommen – sie sollen so wieder aufgeforstet werden, dass der neue Wald gegen Brände und auch gegen den Klimawandel widerstandsfähig ist.
Gearbeitet wird nicht mit schweren Maschinen, sondern mit Pferden und Pflug. Das Bild vor Ort wirkt ein wenig wie aus einer anderen Zeit: Zwei Tiere ziehen schnaufend einen Pflug über den Waldboden. Er reißt tiefe Furchen, in die in einem zweiten Arbeitsschritt das Saatgut - Eicheln und Kastanien - gestreut wird.
Geführt werden die Rückepferde von Juliane Rensch und ihrem Mitarbeiter. "Der Einsatz hier sieht zwar vielleicht romantisch aus, ist aber für uns harte Arbeit - der lockere Waldboden ist ja nicht eben", erklärt Rensch, die mit zwei Kaltblütern und zwei Maultieren von ihrem Reiterhof aus Lychen (Uckermark) nach Beelitz gekommen ist. In der Heimat ziehen die Tiere meist Kutschen und Kremser.
Das Gelände zwischen dem Fercher Weg und der Bahnstrecke erinnert an eine Mondlandschaft, hinter kleinen Hügeln ragen zahlreiche Baumstubben aus dem Boden, dazwischen liegt vertrocknetes Gehölz. Die Pferde ziehen davon unbeeindruckt ihre Bahnen - jedes Tier ist maximal zwei Stunden eingespannt, dann wird gewechselt.
"Es ist schonender, als wenn man hier mit schweren Maschinen fährt – die Pferde haben nur einen kleinen Tritt", so Rensch. Daher bleibt der Boden trotz der Bearbeitung gut gelockert. Maschinen würden mit ihren breiten Rädern viel mehr Druck ausüben. Der Boden solle nicht verletzt werden, ergänzte der Beelitzer Stadtförster Martin Schmitt. Daher werde gerne mit Pferden gearbeitet. Auch per Drohne wurde nahe Beelitz schon Saatgut abgeworden.
Damit der neue Wald dem Klimawandel besser trotzen kann, hat sich der Förster dafür entschieden, die Laubbaumsamen direkt auszusähen statt Baumsetzlinge. Was dann wächst, sei deutlich widerstandsfähiger bei starken Trockenereignissen: "Durch die natürliche Wurzelentwicklung kommen sie besser ans Wasser, besser an die Nährstoffe", so Schmitt.
"Die Pferde bringen insgesamt rund 700 Kilogramm Saatgut ein – vor allem Roteichen, aber auch Traubeneichen und Kastanien", sagt der Beelitzer Stadtförster. Damit solle entlang der Bahngleise ein sogenannter Waldbrandriegel entstehen. Die Roteichen haben besonders große Blätter, in etwa wie ein Handteller - keine andere Baumart in Deutschland hat größere Blätter.
Fällt das Laub im Herbst, bedeckt es den Waldboden, sodass auch im Frühjahr kein Gras wächst. Zudem komme weniger Sonnenlicht durch die Kronen der Laubbäume. Auch das sorgt für weniger Wachstum am Boden darunter. "Das hemmt die Ausbreitung von Bränden, die unter anderem durch Funkenflug am Zug entstehen könnten, deutlich", erklärt Schmitt. In einem Nadelwald wachse deutlich mehr Gras am Boden.
Nach der Saat werde die Fläche im Beelitzer Stadtwald noch eingezäunt, damit weder Wildschweine noch Rehe die Aussaat zunichtemachen, so Schmitt weiter. Bis der neue Mischwald gewachsen sein wird, dauere es allerdings mehrere Generationen, also rund 40 bis 60 Jahre.
Sendung: Antenne Brandenburg, 12.03.2024, 17:12 Uhr
Mit Material von Claudia Stern/Antenne Brandenburg
Beitrag von Philipp Rother
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