Gewalt gegen Zugbegleiter
Um das Personal besser vor Übergriffen zu schützen, bietet die Deutsche Bahn Mitarbeiterinnen und Mitarbeiten künftig das Tragen von Bodycams an. Die kleinen Kameras hatten sich in einer Testphase bewährt.
Die Deutsche Bahn bietet Zugbegleiterinnen und Zugbegleitern in Regionalzügen künftig bundesweit das Tragen von Bodycams an. "Das Angebot gilt ab sofort. Die Bodycams können auf Wunsch getragen werden. Die Kolleginnen und Kollegen können sich jetzt dafür anmelden", teilte die Bahn der "Tagesschau" mit.
Die am Körper getragenen Kameras sollen dabei helfen, das Bahnpersonal besser vor Angriffen von Fahrgästen zu schützen. Testphasen hätten gezeigt, dass die Geräte deeskalierend wirkten, erklärte Evelyn Palla, Vorständin Regionalverkehr der Deutschen Bahn. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die bei den Pilotprojekten eine Bodycam getragen haben, hätten seither keinen körperlichen Übergriff erfahren.
Das Angebot gelte zunächst nur für die etwa 5.000 Kundenbetreuerinnen und -betreuer im Nahverkehr der Deutschen Bahn. "Unsere Mitarbeitende sind das Rückgrat für den Bahnverkehr. Umso mehr müssen wir sie noch besser vor Übergriffen schützen", sagte Palla. Im Jahr 2023 wurden demnach 1.328 DB-Mitarbeitende im Nahverkehr angegriffen.
Eine DB-Sprecherin erklärte rbb|24, bei Fahrkartenkontrollen, bei der Durchsetzung des Hausrechts sowie am Rande von Volksfesten, Großveranstaltungen und Fußballspielen komme es immer wieder "zu verbalen und tätlichen Übergriffen gegen DB-Mitarbeitende". Positive Erfahrungen aus den BodyCam-Testphasen – auch in Berlin, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern - zeigten demnach, dass Mitarbeiter, die über die Pilotierungsphase hinaus bis heute eine BodyCam tragen, seither keinen körperlichen Übergriff ausgesetzt gewesen seien. Auch die verbalen Attacken seien stark rückläufig, so die Sprecherin weiter.
"Unsere Kolleg:innen tragen die BodycCams auf der Brust. Im Eskalationsfall sind die Bilder live auf einem Monitor am Gerät zu sehen, sodass der Angreifer sich selbst sieht." Dies sei überraschend und wirke deeskalierend, so erklärte die Sprecherin. "Insbesondere bei alkoholisierten und aggressiven Personen." Bevor die DB-Mitarbeiter ihre Kameras einschalten, müssen sie das ankündigen. Die Aufzeichnung läuft dann so lange, bis die Mitarbeiter durch einen weiteren Tastendruck die Aufzeichnung beenden. Auf diese Bilder darf nur die Bundespolizei im Rahmen von strafrechtlichen Ermittlungen zugreifen.
Bereits für das Jahr 2022 hatte die Bahn einen starken Anstieg der Übergriffe auf Mitarbeiter gemeldet, was unter anderem auf das Durchsetzen der Maskenpflicht in den Zügen während der Corona-Pandemie zurückgeführt wurde. Zuletzt hatten die Fahrgastzahlen im Nahverkehr auch wegen der Einführung des Deutschlandtickets spürbar zugenommen.
Auch die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) hatten Mitte März ein Pilotprojekt zur Einführung von Bodycams für Beschäftigte im Sicherheitsdienst gestartet.
Laut BVG sollen vor allem an Schwerpunktbahnhöfen der U-Bahnlinien U7 und U8, aber auch im gesamten U-Bahn-Netz, vorerst 18 Bodycams eingesetzt werden. Die BVG hoffe, damit Konfliktsituationen vorzubeugen, zu entschärfen und die Aufklärung von Vorfällen zu erleichtern, hieß es. Geplant sei eine zwölfmonatige Testphase.
Sendung: rbb24 Inforadio, 24.03.2024, 18:30 Uhr
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