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Audio: rbb24 Inforadio | 27.03.2024 | Alexander Goligowski | Quelle: rbb

Prachtbau in Wünsdorf

Neues Leben im Haus der Offiziere?

Einst war das Haus der Offiziere in Wünsdorf ein Prachtbau – mittlerweile bröckelt der Putz gewaltig. Seit vor Jahrzehnten die Rote Armee hier abzog, steht das Gebäude leer. Aber jetzt tut sich vielleicht was. Von Alexander Goligowski

Was hier seit Jahrzehnten geschieht, sieht man sofort, wenn der Wachschutz in Wünsdorf (Teltow-Fläming) das Tor öffnet: Die Natur erkämpft sich langsam, aber sicher das Gelände um das Haus der Offiziere zurück. Der riesige Bau - zu Kaiserzeiten als Heeressportschule gebaut - war zu DDR-Zeiten Vergnügungsort der Generalität der Roten Armee. Seit dem Abzug der Truppen 1994 steht das riesige Gebäude leer.

Mittlerweile ist von der einstigen Prachtansicht nur noch wenig zu sehen. Hohe und dichte Nadelbäume verdecken die Sicht auf ein Gebäude, das an allen Ecken an Substanz verliert. Der Putz bröckelt, Feuchtigkeit setzt dem Mauerwerk zu. Lenin auf seinem Sockel vor dem Haupteingang schaut ohnehin schon immer in die Ferne und bekommt von dem Verfall nichts mit.

Zweiteilige rbb-Doku "Lost Places" über Geisterfabriken und Klinikruinen in Berlin und Brandenburg

Lost Places – fast jeder hat schon einmal solch einen verlassenen und verfallen Ort gesehen, beim Vorbeifahren, am Stadtrand oder mitten im Wald. Der Film "Geisterfabriken" von Karoline Kleinert erkundet die Geheimnisse der drei spektakulärsten Industrieruinen Brandenburgs. Im Anschluss erzählt die Doku "Klinikruinen" von Lutz Rentner die unbekannten Geschichten dreier ehemaliger Krankenhäuser in Berlin und Brandenburg. Beide "Lost Places" sind am 27. März in der ARD Mediathek und ab 20.15 Uhr im rbb Fernsehen zu sehen.

Keine Ruine - ein Sanierungsfall

Aber – eine Ruine ist das Haus der Offiziere nicht, keine Fass ohne Boden, wenn es um eine Sanierung ginge. Die Fenster sind weitestgehend intakt, und wo sich ein Loch im Dach auftut, wird von der derzeitigen Eigentümerin, der Landesentwicklungsgesellschaft, möglichst schnell wieder abgedichtet. Der Aufwand, das Gebäude zu sichern, wird dennoch von Jahr zu Jahr größer. 20.000 Euro mindestens investiert das Land im Jahr in Sicherungsmaßnahmen, beschreibt die Chefin der Landesentwicklungsgesellschaft Birgit Flügge die Lage: "Das Objekt wird nicht besser. Es muss – das ist unser Herzenswunsch – wieder in eine Nutzung kommen."

Die Chancen dafür stehen so gut wie nie, sagt Flügge: "Wir sind jetzt mit einem Investor relativ weit. Es gab viele Behördengespräche, der Investor weiß, worauf er sich einlässt, wenn hier eine Sanierung ansteht." Der nächste Schritt sei, das Projekt in der Stadtverordnetenversammlung der Stadt Zossen (Teltow-Fläming) vorzustellen, so Flügge. Das könnte noch in diesem Jahr passieren. Mehr Details verrät Birgit Flügge noch nicht, denn Verhandlungen über ein Investment in ein so großes Objekt sind sensibel. Mehr als einmal sind Investoren bereits nach großen Plänen mit diesem Baudenkmal wieder abgesprungen.

Für die Landesentwicklungsgesellschaft geht es beim Verkauf des Hauses der Offiziere nicht in erster Linie um das Höchstgebot. Nachdem in der Vergangenheit einige Male attraktive Liegenschaften an Investoren verkauft wurden und danach weiter dem Verfall preisgegeben waren, hat man aus diesen Fehlern gelernt. "Vor allen Dingen muss das Konzept wirklich tragfähig sein", sagt Birgit Flügge. "Wir haben alle nichts davon, wenn jemand schöne Konzepte vorlegt und hinterher lässt sich das nicht realisieren und wir haben eine Investruine."

Wacht die Schlafstadt bald auf?

600 Hektar – eine Fläche dreimal so groß wie Monaco – umfasst das gesamte einstige Armee-Gelände in Wünsdorf. 40.000 Soldaten des Oberkommandos der Sowjetischen Streitkräfte in Deutschland lebten hier zu DDR-Zeiten mit ihren Familien. Nach dem Abzug der Roten Armee vor 30 Jahren wurde ein Teil der einstigen "Verbotenen Stadt" zum Wohnort für Tausende Brandenburger. Ruhig lebt man hier im Grünen, lebendig ist der Ortsteil Wünsdorf-Waldstadt jedoch nicht. Böse Zungen nennen ihn Schlafstadt.

Serie

"Bau fällig": Die Geschichte besonderer Berliner Bauten

Die rbb|24.de-Serie "Bau fällig" schaut in Texten, Bildern und Videos auf die Geschichte außergewöhnlicher, leerstehender Berliner Bauten. Im Inneren der Gebäude wird die Historie sichtbar. Für einige Häuser gibt es für die Zukunft spannende Pläne.

Mit einem guten Konzept könnte nun vielleicht auch das Haus der Offiziere wieder ertüchtigt und zum lebendigen Zentrum auf dem Areal werden. War es früher exklusiv für den Generalstab der Roten Armee mit seiner Schwimmhalle, dem Theater, Kino und einem Casino, könnte es jetzt zum öffentlichen Ort werden. Das sieht jedenfalls das Investorenkonzept vor, soviel verrät Flügge: "Das war keine Bedingung, aber es ist sicherlich etwas, das von der Bevölkerung hier positiv aufgenommen werden wird."

Birgit Flügge von der Landesentwicklungsgesellschaft bemüht sich, Zuversicht zu verbreiten. Trotzdem gibt es rund um das "Haus der Offiziere" noch viele Konjunktive und Fragen. Unklar ist zum Beispiel, ob das Investorenkonzept den Stadtverordneten zusagen wird. Und ob es bei allen Denkmalschutzbestimmungen und aktuellen Baupreisen zeitnah finanzierbar ist. Bis jetzt ist es jedenfalls noch nicht einmal öffentlich vorgestellt. Aber wenn es gut läuft, werden alle Fragen noch in diesem Jahr geklärt.

Sendung: rbb24 Brandenburg Aktuell, 28.03.2024, 19:30 Uhr

Beitrag von Alexander Goligowski

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