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Audio: Antenne Brandenburg | 27.03.24 | Daniel Friedrich | Quelle: rbb/Daniel Friedrich

Interview | Lokführer Tom Burkow

"Mehr Freizeit könnte Quereinsteiger motivieren, das Loch zu schließen"

Schon früh steht für den Cottbuser Tom Burkow fest, dass er bei der Bahn arbeiten will. Im Interview spricht der 23-jährige Lokführer über Zuspruch und Unverständnis für die Streiks der vergangenen Monate.

rbb|24: Herr Burkow, für Sie stand schon in der Jugend fest, dass Sie nach der Schule eine Ausbildung bei der Bahn anstreben. Weshalb wollten Sie unbedingt Lokführer werden?

Tom Burkow: Da wird halt viel unterwegs waren, kam die Idee, dass man Lokführer werden könnte. Das klang für mich sehr interessant, dass man immer woanders ist und die ganze Technik dahinter.

Als Lokführer fahren Sie täglich Menschen nach Nauen, Dresden und Frankfurt (Oder). Sind Sie in der Ausbildung gut auf den Job vorbereitet worden?

Die Ausbildung ist wirklich sehr gut strukturiert und man fühlt sich eigentlich auch auf alles vorbereitet, sobald man ausgelernt hat. Und man ist sich bewusst darüber, für wieviele Leute man Verantwortung hat.

Keine Streiks mehr

Bahn und GDL erzielen Tarifeinigung - Option auf 35-Stunden-Woche kommt

Die Lokführergewerkschaft GDL und die Deutsche Bahn haben in ihrem monatelangen Tarifstreit eine Einigung erzielt und damit weitere Streiks abgewendet. Bis 2029 soll die Option auf eine 35-Stunden-Woche für Lokführer eingeführt werden.

Dennoch war Ihnen schnell klar, dass der Job als Lokführer nicht immer einfach ist. Hat sich das Arbeitspensum im Laufe Ihrer bisherigen Laufbahn verändert?

Wir fangen zu verschiedensten Tages- und Nachtzeiten an. Das kann früh um 3.15 Uhr sein, aber auch mal abends um 23.00 Uhr. Selbst die paar Jahre, die ich jetzt dabei bin, hat man gemerkt, dass die Schichten voller gepackt wurden, stressiger gemacht wurden und auch die Schichtdauer sich verlängert hat. An manchen Tagen sind durchaus noch Schichten offen, weil auch Züge mal ausfallen müssen, wenn's hart auf hart kommt. Es ist hart an der Grenze.

Sie sind Mitglied in der Lokführer-Gewerkschaft GDL und haben sich an den Streiks beteiligt. Gab es in Ihrem Umfeld Verständnis dafür?

Der engere Bekanntenkreis, da haben alle Verständnis dafür. Weil die entsprechend die Arbeitsbedingungen ja mitkriegen. Da war das Verständnis von vornherein gegeben. Und aus dem etwas entfernteren Bekanntenkreis kommt schon mal so eine Aussage wie "Verdient ihr nicht schon genug?" oder "Warum wollt ihr so wenig arbeiten?"

Das liegt auch daran, dass Lokführer fehlen: deutschlandweit gibt es 450 offene Stellen. Jetzt haben sich Deutsche Bahn und die Gewerkschaft der Lokführer, der Sie auch angehören, im Tarifkonflikt auf weniger Wochenstunden bei vollem Lohnausgleich geeinigt. Denken Sie, dass das den Berufsstand stärkt?

Ich denke, es wird mehr Leute motivieren, wenn man den Anreiz hat, dass man ein bisschen mehr Freizeit hat dadurch, dass die Wochenstunden sich absenken. Sodass sich doch - vielleicht gerade für Quereinsteiger - mehr Leute überlegen, zur Bahn zu wechseln und das bestehende Loch damit zu schließen.

Wollen Sie bis zum Renteneintritt Lokführer bleiben?

Wenn der Personalmangel weiter bestehen bleibt, ob das dann auf Dauer so funktioniert, ist die andere Frage. Weil es halt schon sehr belastend ist.

Vielen Dank für das Gespräch!

Das Interview führte Daniel Friedrich für Antenne Brandenburg. Der Text ist eine gekürzte und redigierte Fassung.

Sendung: Antenne Brandenburg, 26.03.2024, 17.50 Uhr

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