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Audio: Antenne Brandenburg | 28.03.2024 | Philipp Gerstner | Quelle: rbb/P. Gerstner

Eberswalde

150 Kilo Kaffee mit dem Lastenrad in Hamburg abgeholt

Weil die Herstellung und der Transport von Kaffee CO2-intensiv ist, haben Jugendliche aus Barnim 150 Kilogramm Kaffee mit dem Rad von Hamburg nach Eberswalde transportiert. Dabei komplett klimaneutral zu bleiben, klappte am Ende nicht ganz.

Mit etwa 150 Kilogramm Kaffee im Gepäck sind Jugendliche des Kirchenkreises Barnim am Mittwochabend in Eberswalde (Barnim) eingetroffen. Vergangenen Samstag war die Gruppe mit drei E-Lastenrädern nach Hamburg aufgebrochen, um dort den Kohlendioxid-armen und fair trade zertifizierten "Segelkaffee" abzuholen.

Der Kaffee aus Südamerika ist nun in der Eberswalder Waldstadtrösterei angekommen, wo er weiterverarbeitet und verkauft wird. Rund 640 Kilometer hat die Gruppe von vier Jugendlichen und zwei Betreuern über fünf Tage zurückgelegt.

Die Kaffeebohnen stammen aus dem Zentralamerikanischen Staat Honduras. Mit einem Segelschiff wurden sie nach Hamburg transportiert.

Eingeführt im September 1961

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Bewusster Konsum von Genussmitteln

Ziel des Projektes sei gewesen, fair gehandelte Lebensmittel in Ostbrandenburg zu etablieren, sagte Viktoria Ebert von der evangelischen Jugend im Barnim dem rbb. Auch sollte die Aktion ein Zeichen für Nachhaltigkeit und bewussteren Konsum von Genussmitteln setzen. Die gesamte Produktions- und Lieferkette des Kaffees werde oft unterschätzt. "Wenn man den Kaffee CO2-neutral haben möchte, dann ist das enorm und bewundernswert, was die Menschen da schaffen", so Ebert.

Dem stimmt auch Heinrich Oehme von der evangelischen Jugend im Barnim zu. "Jugendliche dürfen auch lernen, dass Kaffee ein Luxusgut ist und dass es sich lohnt sich dafür abzustrampeln", so Oehme weiter.

Geplatzter Reifen zu Beginn der Tour

Die Tour sei allerdings nicht ohne Herausforderungen gelaufen, sagte Finn-Eric Schulz, der eines der Lastenräder fuhr, dem rbb. Gerade in den ersten Tagen hätten die Jugendlichen mit viel Regen und Kälte zu kämpfen gehabt. "Wir sind teilweise bei zwei Grad morgens gestartet und wir haben uns vor allem auf unserer Strecke und wie viel wir am Tag schaffen, teilweise deutlich überschätzt", sagte der 20-Jährige. Zudem habe es Streckenabschnitte gegeben, die bergig und windig waren, sagte Noah Dietrich. "Mit viel Gegenwind und keinem Rückenwind, das hat es sehr anstrengend gemacht", so der 15-Jährige.

Doch neben schlechtem Wetter und schwierigen Konditionen sei das schwerwiegendste Malheur schon kurz nach dem Start passiert. Ein Lastenrad fiel am Samstag wegen eines geplatzten Reifens aus. "Das hat uns eine Stunde Zeit gekostet und bei dem engen Zeitkorsett, das wir hatten, war das für den ersten Tag ein richtiger Wermutstropfen", so Oehme.

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Begleitfahrzeug für mehr Flexibiliät

Daraufhin hatte die Gruppe entschlossen, ein Begleitfahrzeug einzustellen, welches auch mehr Flexibilität brachte und den Jugendlichen erlaubte, zwischen Etappen kurze Entspannungspausen einzulegen. "Klar wäre es toll gewesen, die Kaffeesäcke die ganze Zeit auf dem Rad hier nach Eberswalde zu bringen. Aber das war letzten endes überhaupt nicht drin. Das ist auch ein Lernprozess, dass zu akzeptieren, dass wir auch Grenzen haben", sagte Oehme. Diese Erkenntnis sei ein Teil der Jugendarbeit und ein wichtiger Lerneffekt.

Ganz klimaneutral blieb die Tour dann also doch nicht. Dennoch sei Oehme glücklich, dass die Gruppe ihr Ziel erreicht habe. "Der Kaffee ist da und es ist toll, dass wir das geschafft haben und dass wir richtig viel Schweiß reingesteckt haben."

Deutschland weltweit größter Kaffee-Importeur

Kaffee ist in Deutschland ein beliebtes Genussmittel. Anbau, Verpackung, Röstung und Transport verbrauchen allerdings viel CO2. Laut einer Studie der Non-Profit-Organisation Greenpeace sind vor allem der Anbau sowie die Zubereitung durch den Endverbraucher ausschlaggebend für den schlechten CO2-Fußabdruck. Den Angaben zufolge entstehen 20 bis 50 Prozent des CO2 beim Anbau. So produziert der Anbau von einem Kilo frischer Kaffeebohnen in Costa Rica oder Nicaragua bei konventioneller Landwirtschaft 0,26 bis 0,67 Kilogramm CO2, heißt es weiter.

Dazu kommen die Emissionen vom Transport nach Europa. Der Greenpeace-Studie zufolge war die EU im Jahr 2019 der weltweit größte Importeur von Kaffee, mit 3,4 Millionen Tonnen importiertem Kaffee - etwa 45 Prozent aller Kaffeebohnen.

Sendung: Antenne Brandenburg, 28.03.2024, 15:42 Uhr

Mit Material von Philipp Gerstner

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