rbb24
  1. rbb|24
  2. Panorama
Video: rbb24 Brandenburg aktuell | 26.03.2024 | Andreas B. Hewel | Quelle: dpa/Patrick Pleul

DWD-Energiebilanz 2023

"Der Einfluss der Erneuerbaren macht Wetterdaten unverzichtbar"

Wetterdaten sind im Zeitalter erneuerbarer Energien wichtig für die Stromproduktion. Netzbetreiber nutzen sie, um den Stromfluss zu prognostizieren. In Berlin hat der Deutsche Wetterdienst dazu eine Bilanz veröffentlicht. Von Stephanie Teistler

Laut Daten des Deutschen Wetterdiensts (DWD) ist 2023 ein gutes Jahr für die Erneuerbaren Energien in Deutschland gewesen. In der Wetterbilanz des DWD heißt es, 2023 war windreich und strahlungsstark (Details siehe Infokästen).

"Dass ein Energiesystem, das zunehmend auf Wind und Sonne aufsetzt, wetterabhängiger wird, ist keine Überraschung", so Frank Kaspar vom DWD. Der Wetterdienst arbeite deshalb seit einigen Jahren mit Partnern aus dem Energiesektor zusammen – deren Daten und Auswertungen sollen dabei helfen, die Versorgungssicherheit der erneuerbaren Energien zu stärken.

Von Neuenhagen nach Wustermark

Neue Hochspannungsleitung "Nordring" für erneuerbare Energien in Betrieb

An 100 Tagen Strombedarf aus Erneuerbaren gedeckt

Mit diesen Daten arbeitet etwa der Netzbetreiber 50Hertz. Ein Tag wie dieser Dienstag – frischer Wind, viel Sonne, dünne Schleierwolken – sei hervorragend aus Sicht der Erneuerbaren Energien, sagt Mike Ruben, Fachgebietsleiter bei 50Hertz in Neuenhagen.

Im Schnitt liegt der Anteil erneuerbarer Energien im Netz von 50Hertz bei 70 Prozent. Im vergangenen Jahr habe man an etwas mehr als 100 Tagen den Strombedarf in der 50Hertz-Zone sogar zu hundert Prozent aus Erneuerbaren decken können. An einzelnen Tagen habe man zusätzlich bis zu 70 Prozent exportiert.

DWD-Energiebilanz 2023

Sonnen-Bilanz 2023

Bei der Sonnenstrahlung – Globalstrahlung genannt – lag 2023 im Durchschnitt der vergangenen Jahre. Mit 1.144 Kilowattstunden pro Quadratmeter lag die Ausbeute aber etwas niedriger als noch im Rekordvorjahr 2022 (1.227 kWh/m²). Seit Beginn der Auswertung 1991 zählen die vergangenen Jahre zu den strahlungsreichsten. Für die Daten wertet der DWD Daten von Satelliten und Wetterstationen aus. In Berlin/Brandenburg weichen die Zahlen nur wenig vom Bundestrend ab – die gemittelte Globalstrahlung fällt im bundesweiten Vergleich nur etwas geringer aus.

Wind-Bilanz 2023

Bundesweit lag etwa der Mittelwert für die Windgeschwindigkeit bei knapp unter 6 Metern pro Sekunde. Schaut man sich die Daten seit 1950 an, lag 2023 damit in den Top 10 der windreichsten Jahre in Deutschland. Für die Region Berlin/Brandenburg lag der Mittelwert sogar etwas höher. Allerdings: für die Region ist es damit eher ein durchschnittliches Wind-Jahr gewesen, denn hier weht der Wind im Mittel stärker. Gemessen wird die Windgeschwindigkeit in 100 Metern Höhe – also in etwa der Nabenhöhe einer Windkraftanlage.

"Je nachdem, wo der Strom durch Wind und durch Sonne eingespeist wird, kann das zu Stromflüssen bei uns im Netz führen, die herausfordernd sein können", sagt Ruben. Die Aufgabe von 50Hertz sei es deshalb, frühzeitig herauszufinden, wo es im Stromnetz zu Engpässen oder Überlastungen kommt. Wird besonders viel Strom aus erneuerbaren Quellen produziert, muss 50Hertz etwa gegensteuern, indem es konventionelle Kraftwerke runterregelt.

Wetterdaten werden Viertelstunden-genau prognostiziert

Die Wetterdaten und -modelle des DWD und anderer Anbieter helfen dabei, solche Herausforderungen zu erkennen. "Wir schauen bereits heute bis zu einer Woche im Voraus auf die Wetterentwicklung und versuchen, erste Indikationen für Groß-Wetterereignisse, also etwa starke Stürme im Herbst, abzuleiten", so Ruben. Im Laufe der Woche würden diese Voraussagen mit immer feineren, neueren Informationen ergänzt. Bis zu einer Viertelstunde vor Echtzeit könne 50Hertz so prognostizieren, wie der Einfluss des Wetters auf das Netz ist.

In seiner Energiewetter-Bilanz erhebt der DWD neben Wind und Sonnenstrahlung auch andere Faktoren. Sonnenscheindauer, Temperatur und Niederschlag spielen dabei eine Rolle. Von ihnen hängt zum Beispiel ab, wie hoch der Heizenergiebedarf in einem Jahr ausfällt. 2023 war mit der deutschlandweiten Mitteltemperatur von 10,6 Grad Celsius das wärmste Jahr seit Beginn der Wetteraufzeichnung 1881.

Neue Prognosen rechnen auch Saharastaub mit ein

Der DWD arbeitet bereits daran, noch weitere Details in seine Auswertungen zum Energiewetter einfließen zu lassen. Neu dabei sei ab März die Prognose zum Saharastaub in der Atmosphäre, kündigen die Meteorologen an. Der feine Sand sorge bereits 30- bis 40-mal pro Jahr dafür, dass die Stromproduktion von Solarenergie in Deutschland merklich zurückgeht. Der DWD stellt deshalb Prognosen für solche "Staubausbrüche" zur Verfügung.

Eine hundertprozentige Voraussage werde aber auch angesichts des Klimawandels und spontaner Wettereignisse nicht möglich sein. Dennoch: Auf die Wetterdaten bei der Stromverteilung verzichten könne man nicht mehr, so Fachgebietsleiter Ruben. "Das würde nicht funktionieren."

Sendung: rbb24 Inforadio, 26.03.2024, 16:00 Uhr

Beitrag von Stephanie Teistler

Artikel im mobilen Angebot lesen