Angeln für die Wissenschaft
Mit Hilfe von Anglern haben Wissenschaftler die Entwicklungen im Grenzfluss Oder über Monate beobachtet. Sie sind zu positiven Ergebnissen gekommen, was die Fische angeht - auch wenn der Salzgehalt noch hoch ist.
Der Fischbestand in der Oder hat sich nach dem massiven Fischsterben wieder erholt: Das bestätigte das Potsdamer Institut für Binnenfischerei am Freitag dem rbb. Zusammen mit dem Landesanglerverband engagierte das Institut über 100 Angler für ein Forschungsprojekt, dessen Ergebnisse nun präsentiert wurden. Rund 450 Fische sollen die Angler zum ersten Wissenschaftsangeltag vergangenen Oktober aus dem Fluss geholt haben.
Gefunden wurden unter anderem Hecht und Barsch, Zander und Wels, Rapfen, Döbel, Blei und Güster und noch einige mehr, sagte Thilo Pagel, Forschungs Projektleiter am Institut für Binnenfischerei Potsdam-Sacrow, dem rbb.
Ziel der Forscher war es, festzustellen, wie und welche Populationen sich nach dem großen Fischsterben im Sommer 2022 entwickelt haben.
Pagel freue sich besonders darüber, dass sowohl Jungfische aber auch große laichfähige Fische durch die Angler gemeldet wurden. "Das zeigt, dass das Potenzial des Fischbestands da ist, sich auch nach der Umweltkatastrophe wieder zu erholen", so Pagel.
Das Institut will die gemeinsame Arbeit nun deutlich ausweiten. Zum einen sind im Juni und November weitere Angeltage für die Wissenschaft vorgesehen. Zum anderen werden die Oder-Angler nun gebeten, ihre Fänge über längere Zeiträume in einem Fangbuch auf Papier oder in einer Online-Variante festzuhalten.
Die Fangergebnisse und die besten Angelstellen an der Oder bleiben dabei geheim, sagte Daniel Müller vom Landesanglerverband dem rbb. Die Angler seien lediglich dazu aufgefordert, sich an der Fangbuchstudie zu beteiligen, wo die Daten anonymisiert und unter Berücksichtigung des Datenschutzes in die Oderstudie einfließen. "Denn nichts ist schlimmer, als wenn ich hier fünf Stunden sitze und keinen Biss habe", sagte Müller. "Und die Unkenntnis, ob die Fische nicht da sind oder ich einfach unfähig bin, diesen zu fangen", so Müller weiter.
Von einer Entwarnung für die Oder möchten die Forscher immer noch nicht reden. Trotz hoher Wasserstände ist zum Beispiel der Salzgehalt noch immer hoch. Er gilt als eine der Ursachen für das Fischsterben vor anderthalb Jahren.
Im August 2022 war es in der Oder zu einer Umweltkatastrophe gekommen. Als Gründe für das Fischsterben sahen Experten eingeleitetes Salz verbunden mit Niedrigwasser und hohen Temperaturen, so dass es zu einer massenhaften Vermehrung einer giftigen Algenart (Prymnesium parvum) kam. Diese Alge erzeugte wiederum eine giftige Substanz, die zum Tod von Fischen sowie anderer Organismen wie Schnecken und Muscheln führte.
Sendung: Antenne Brandenburg, 05.04.2024, 16:12 Uhr
Mit Material von Fred Pilarski
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