Lehrkräftepreis geht nach Wittstock
Große Ehre für die Wittstocker Lehrerin Ellen Gottschalk: Sie wurde in Berlin mit dem "Deutschen Lehrkräftepreis" ausgezeichnet. Die Sonderpädagogin der kreislichen Mosaik-Förderschule ist die einzige Preisträgerin aus Brandenburg.
Die Schülerinnen und Schüler der Mosaik-Förderschule in Wittstock/Dosse (Ostprignitz-Ruppin) singen, tanzen und musizieren - die Proben für die Aufführung des schuleigenen Theaterstücks laufen auf Hochtouren. Lehrerin Ellen Gottschalk steht am Klavier und leitet die Probe. Seit 1991 ist sie Klassenlehrerin an der Schule, seit 26 Jahren leitet sie das Musiktheaterprojekt.
Jedes Schuljahr wird mit allen Schülerinnen und Schülern ein neues Theaterstück aufgeführt, Gottschalk bereitet es liebevoll und mit viel Hingabe vor. Die Aufführungen sind so beliebt, dass viele Schulen, Kindergärten und Rentnertreffs der Umgebung sie besuchen. "Alle Gäste bestaunen zutiefst, was die Schüler mit besonderem Förderbedarf erreichen können", sagt Schulleiterin Asami Schulz.
"Es ist erstaunlich, dass Frau Gottschalk immer passende Rollen und Texte für alle Schüler mit Förderbedarf findet", ergänzt die Schulleiterin. Auch die Schüler mit intensiven Unterstützungsbedarfen, die auf Gehhilfe oder Rollstuhl angewiesen sind, werden ins Theaterstück integriert. "Sie bindet auch alle Kolleginnen und Kollegen ein. Daher ist das Theater ein tolles Gemeinschaftsprojekt. So entsteht ein großes Wir-Gefühl", berichtet Schulz weiter.
Die Mosaik-Schule liegt unweit des Dosseteichs vor den Toren der Wittstocker Altstadt. Ihr Angebot richtet sich an junge Menschen mit einer kognitiven Behinderung ab einem Alter von sieben Jahren und kann in begründeten Einzelfällen bis zum Erreichen des 21. Lebensjahres in Anspruch genommen werden.
Die Schule mit dem sonderpädagogischen Förderschwerpunkt "geistige Entwicklung" unterstützt die Schülerinnen und Schüler auf dem Weg der Persönlichkeitsbildung und der Ausbildung einer angemessenen Umweltbeziehung. Nach der Wende wurden auf dem Gebiet der früheren DDR vielerorts solche Förderschulen gegründet. Zu dem Zeitpunkt hatte sich auch Gottschalk beworben. Als diplomierte Deutsch- und Kunstlehrerin hatte sie zuvor schon an einer Schule gearbeitet, später hat sie dann noch einen Abschluss in Sonderpädagogik gemacht.
"Ich hatte zuvor keine Berührungspunkte mit Kindern mit Beeinträchtigung", so Gottschalk: "Mich hat sofort bewegt, dass man die Kinder im Ganzen sieht und sie dennoch in der Gemeinschaft individuell fördern kann. Man kann alle Sinne einbeziehen." Es sei kein Abarbeiten von einzelnen Fächern, sondern "ein Entwickeln der Kinder in ihrer Persönlichkeit", berichtet die Lehrerin weiter: "Ich habe gemerkt, dass ich mit meinem Lieblingsfach Musik viel bewirken kann. Das hat mich besonders herausgefordert." Manche ihrer Schüler begleitet die gebürtige Wittstockerin schon seit ihrer Einschulung als Klassenlehrerin und hat damit ihre Entwicklung maßgeblich beeinflusst.
Ellen Gottschalk sei "mit aller Sicherheit die weltbeste Lehrerin", sagt eine Schülerin. Sie glaube fest an das Entwicklungspotenzial der Schüler und sei mit "allergrößtem Engagement und mit Herzblut" dabei. "Ob in der Schule oder außerhalb des Unterrichts tut sie alles, um die Schüler zu selbstbewussten, selbstständigen und glücklichen Schülern zu erziehen", ergänzt ein anderer Schüler.
Auch Schulleiterin Asami Schulz ist voll des Lobes: "Frau Gottschalk erkennt schnell das große Potenzial eines jeden Schülers mit Behinderung." Darüber hinaus ermögliche sie den Schülern, Theatervorstellungen oder Musicals zu besuchen. Auch bei Übernachtungen begleitet sie ihre Schülerinnen und Schüler.
Nun wurde das Engagement Gottschalks auf Initiative von Schulleiterin Schulz mit dem "Deutschen Lehrkräftepreis" in der Kategorie "Ausgezeichnete Lehrkräfte" gewürdigt. Der Wettbewerb wird seit 2020 von der Heraeus Bildungsstiftung und dem Deutschen Philologenverband (DPhV) gemeinsam getragen und durchgeführt. Der Preis ist Gottschalk am Montagvormittag in Berlin übergeben worden.
"Frau Gottschalk ist eine überaus engagierte Kollegin. Wir sind froh, dass ihre Leistungen gewürdigt wurden", sagt Schulz: "Sie hat immer ganz schnell die Stärken und positiven Seiten der Schüler bemerkt. Das ist ganz besonders. Auch ihre Teamfähigkeit ist eine große Stärke."
Die Sonderpädagogin der kreislichen Mosaik-Förderschule in Wittstock ist die einzige Preisträgerin aus Brandenburg. Der Sonderpreis "Umwelt und Nachhaltigkeit" geht nach Berlin. Leonie Bücker und Nina Wegner vom Berliner Albert-Einstein-Gymnasium werden für das Projekt "Grüne Chemie – für mich, für dich und unsere Zukunft" geehrt. Im Rahmen dessen lernten die Schülerinnen und Schüler durch kreative Experimente und Versuchsabläufe, wie sich nachhaltige Kosmetikprodukte herstellen, gesunde Nutzpflanzen kultivieren oder Stoffkreisläufe schließen lassen.
Sendung: rbb24 Brandenburg aktuell, 29.04.2024, 19:30 Uhr
Mit Material von Franziska Tenner
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