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Video: rbb24 | 18.04.2024 | Nachrichten | Quelle: picture alliance/dpa-Zentralbild/M.Skolimowska

Friedrichshain-Kreuzberg

Bisheriger Organisator macht Bezirk für "MyFest"-Absage verantwortlich

Ein "MyFest" in Berlin-Kreuzberg wird es auch in diesem Jahr nicht geben. Organisator Halis Sönmez sagt, Bezirksbürgermeisterin Clara Herrmann habe "schlicht kein Interesse" daran. Und auch Innensenatorin Iris Spranger zeigt sich verärgert.

Der Organisator und Mitbegründer des "MyFests" Halis Sönmez hat nach dem Ausfall der einstigen Traditionsveranstaltung Vorwürfe gegen den Bezirk erhoben. Es liege an der Friedrichshain-Kreuzberger Bezirksbürgermeisterin Clara Herrmann (Grüne), dass das Fest auch in diesem Jahr nicht stattfinde, sagte Sönmez rbb|24.

Er gab allerdings auch zu, die Planungen nicht wie im Vorjahr vorangetrieben zu haben. Grund dafür seien Todesfälle im engsten Familienumfeld gewesen.

Der Bezirk hatte in der vergangenen Woche bereits bestätigt, dass das "MyFest" erneut nicht stattfinden wird und seinerseits darauf hingewiesen, es habe nie eine konkrete Planung gegeben. Außerdem würden sich Anwohner ein anderes Konzept für den 1. Mai wünschen, hieß es vom Bezirk.

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Sönmez will sich schon mit Polizei und Innenverwaltung vorbesprochen haben

Sönmez sagt nun allerdings, er habe sehr wohl im Januar die ersten Schritte eingeleitet, um bereit zu sein für die Planungen des "MyFests". Er habe mit dem zuständigen Polizeiabschnitt gesprochen und sich versichern lassen, dass sein Sicherheitskonzept aus früheren Jahren weiterhin genehmigungsfähig sei. Auch beim Innenverwaltung habe er sich erkundigt und positive Rückmeldung erhalten.

"Nach unserer und meiner Bewertung liegt es an der Bürgermeisterin Clara Herrmann, dass das MyFest auch in diesem Jahr nicht stattfindet. Sie hat schlicht kein Interesse, dass dieses traditionsreiche MyFest wiederauflebt", schreibt Sönmez in einem Brief an rbb|24 und andere Medien. Im vergangenen Jahr habe er die Planungen noch engagiert vorangetrieben und sei gescheitert. In diesem Jahr habe er auch ein bisschen abgewartet, "ob vom Bezirk was kommt", das war nicht der Fall. Bevor er die Sondergenehmigungen - wie in der Vergangenheit üblich - tatsächlich beantrage, so Sönmez, brauche er zumindest eine Zusage vom Bezirk, dass die finanzielle Unterstützungen (wie in der Vergangenheit) erfolgen wird. Sonst gehe er als gemeinnütziger Verein ein zu großes Risiko.

Da kein Signal vom Bezirk kam und er familiäre Probleme hatte, seien ihm diese dann wichtiger gewesen, sagt Sönmez im Telefongespräch mit rbb|24 auf die Frage, wieso er die Planungen in diesem Jahr nichtmehr genau so energisch wie im Vorjahr betrieben habe.

Spranger "hochverärgert" über Absage

Die Polizei antwortete bislang noch nicht auf eine rbb24|Anfrage, wie sie zur Absage steht und ob es tatsächlich im Januar den Kontakt mit Sönmez gab. Innensenatorin Iris Spranger (SPD) allerdings hatte sich unabhängig von den nun vorgebrachten neuen Darstellungen Sönmez' bereits am Montag im Innenausschuss zum 1. Mai und in diesem Zusammenhang auch zum Ausfall des MyFests geäußert.

Sie teile die bereits bekanntgewordene Kritik am Bezirk, sagte Spranger dort. Das MyFest sei "über viele Jahre hinweg ein Aushängeschild des friedlichen, vielfältigen und toleranten Miteinanders in Berlin gewesen". Es habe der Gewalt keinen Platz geboten, "weil wir dadurch den Platz besetzt haben."

Spranger sagte, sie sei "hochverärgert" darüber, dass das Fest auch in diesem Jahr nicht stattfinde und habe der Bezirksbürgermeisterin deshalb sogar einen Brief geschrieben, in dem sie sie bat, es sich nochmal zu überlegen. Sie wies auch darauf hin, dass, es kaum alternative friedliche Festangebote zum MyFest gebe. "Es sind insgesamt 13 Seiten von Veranstaltungen, die mir gemeldet wurden aus den Bezirken und den kleinsten Anteil hat Friedrichshain-Kreuzberg. Genau da findet es aber auf der Straße statt", sagte Spranger. Lediglich das Kinder- und Jugendfest im Böcklerpark sei mit Bezirksunterstützung organisiert worden. "Das ist zu wenig", sagte Spranger.

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Der Bezirk stützt seine Ablehnung gegenüber dem "MyFest" vor allem auf eine Anwohnerumfrage aus dem Jahr 2018. Darin wurden neben grundsätzlicher Zustimmung zum Fest auch Dinge an der Organisation kritisiert: es sei zu voll und zu laut, zu viel Müll entstehe. Vom Bezirk hieß es deshalb explizit, man wolle stattdessen auf kleinere Kiezfeste setzen. Diese finden aber kaum statt. Eine Bezirkssprecherin sagte dazu auf rbb|24 Anfrage lediglich, man sei als Bezirk nicht für die Organisation solcher Kiezfeste zuständig.

Innensenatorin Spranger will den Bezirk aber nicht aus der Verantwortung nehmen: Friedrichshain-Kreuzberg stünden pro Jahr 265.000 Euro zur Verfügung nur für die Planung und Durchführung kultureller Veranstaltungen im Rahmen eines Deeskalationsprogramms zum 1. Mai. "Ich bin verärgert darüber, ehrlich gesagt", sagte Spranger.

Sönmez will 2025 einen neuen Anlauf starten

Sönmez ist noch aus ganz anderen Gründen sauer: Die Umfrage zum "MyFest" stammt aus dem Jahr 2018. Er habe die Kritik bereits 2019 in seinem angepassten Konzept berücksichtigt und ein deutlich kleineres Fest veranstaltet, mit weniger Musikbühnen beispielsweise und mehr Toiletten, so Sönmez. Die damalige Bezirksbürgermeisterin habe die Verbesserungen anschließend gelobt.

Dass die alte Umfrage jetzt, sechs Jahre später und unter einer anderen Bezirksregierung, als Begründung für eine Abkehr vom Fest genutzt wird, verstehe er nicht. Zumal, das zeigt sich beim Blick auf die Zahlen, die Ergebnisse damals auch weit weniger eindeutig ablehnend waren, als es der Bezirk heute gerne darstellt. Immerhin waren 60 Prozent der Befragten grundsätzlich für eine Fortsetzung des Festes. "Die Leute waren glücklich, wir hatten keine Krawalle, wir hatten Verkaufsstände, Toiletten, die Polizei hält sich zurück und wir waren die einzigen, die Demonstrationen durch lässt. Wir haben kein Problem mit Demos - also eigentlich haben wir alles getan, was gut ist für Berlin", sagt Sönmez.

Er hat das MyFest grundsätzlich noch nicht aufgegeben. Im Sommer werde er aus der Türkei zurück nach Berlin kommen und anschließend eine Unterschriftenaktion starten, kündigt Sönmez an. "Ich möchte auf jeden Fall 2025 ein MyFest veranstalten", sagt er.

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