rbb24
  1. rbb|24
  2. Panorama
Audio: Antenne Brandenburg | 25.04.2024 | Fred Pilarski | Quelle: picture alliance/Jens Büttner

Niederdeutsche Sprache in Brandenburg

"Ich finde es schön, wenn die Kinder einen mit 'Gooden Tach' ansprechen"

Nur wenige Menschen sprechen im Brandenburg die niederdeutsche Sprache. Damit das Plattdeutsch in der Region am Leben bleibt, bringt ein Verein Kindern in Prenzlau die Sprache bei. Die Landesregierung will nun die Sprache mit einem Gesetz fördern.

Im "Plattdütsch-Eck" der Bibliothek in Prenzlau (Uckermark) kloppen vier Frauen Karten auf den Tisch. Sie spielen ein Memory mit Begriffen aus der Harry-Potter-Welt. Ihre Aufgabe: Zu jedem deutschen Wort das richtige auf Platt ansagen, finden und aufdecken. "Tövertrick: das heißt Zaubertrick", sagt eine Teilnehmerin. Eigentlich ist das keine Spielrunde, sondern ein Platt-Arbeitskreis, der seinen nächsten Projekttag für Grundschüler vorbereitet. Wie viele andere Menschen in Brandenburg sorgen diese Frauen dafür, dass das Platt nicht verloren geht.

Doris Meinke leitet den Arbeitskreis und arbeitet als eine Art Plattdeutschbeauftragte der Stadt Prenzlau. Sie ist Vorstandsmitglied des Vereins für Niederdeutsch im Land Brandenburg, der sich für die Sprache einsetzt. In Prenzlau dient Meinke als Vermittlerin des Niederdeutschen – auch Plattdeutsch oder Platt genannt – und bringt Kindern an Prenzlauer Schulen die Sprache bei. Die Termine rund um das Thema Harry Potter seien sehr begehrt. Interesse käme vor allem aus Schulen von Prenzlau aber auch außerhalb der uckermärkischen Stadt, sagt Meinke. "Platt nimmt in der Uckermark Fahrt auf."

Premiere in Eisenhüttenstadt

DDR-Hotel Lunik öffnet als Theater noch einmal seine Pforten

Das einst beliebte DDR-Hotel Lunik ist seit 30 Jahren geschlossen. Eine Theatergruppe hat die Erinnerungen aufgearbeitet und schlüpft nun in die Rollen der Zeitzeugen. Bei der Premiere wurde das Hotel wieder lebendig. Von Eva Kirchner-Rätsch

Neues Gesetz soll Platt fördern

Prenzlau erlebt laut Meinke eine Wiedergeburt der niederdeutschen Sprache: Es gibt Stadtführungen, plattdeutsche Begrüßungsschilder und Spruchtafeln auf Parkbänken. Kinder würden die Sprache gern lernen, bei älteren Menschen sei sie noch da, sagt Meinke. Ihr gehe es aber auch um die mittlere Generation. "Sie sagen oft: Verstehen tue ich alles, aber sprechen muss man sich trauen", sagt Meinke.

Die Politik nimmt den Wunsch nach dem Spracherhalt offenbar ernst: Im Brandenburger Landtag wird aktuell ein Gesetzentwurf der Landesregierung diskutiert, der die niederdeutsche Sprache fördern soll. Nachdem 2022 der Schutz des Niederdeutschen in die Brandenburger Landesverfassung aufgenommen wurde, sollen jetzt landesrechtlichen Grundlagen dafür geschaffen werden: Unter anderem sollen Platt-Lehrkräfte unterstützt, Lernmittel finanziert und die Geschichte der Sprache in den Schulen angemessen vermittelt werden. Außerdem will die Landesregierung einen Beirat schaffen, um den Austausch mit der Sprachgruppe zu fördern.

Geburtshilfe in der Uckermark

Kreißsaal in Templin schließt endgültig

"Mein Vater hat bis zum Lebensende nur Plattdeutsch gesprochen"

In Brandenburg wird die niederdeutsche Sprache vor allem in den nördlichen Landkreisen gesprochen. Nur weniger als drei Prozent der Brandenburger hat eine aktive Sprachkompetenz im Platt, wie eine Umfrage des Instituts für niederdeutsche Sprache ergab. Demnach sprechen etwa zwei Millionen Menschen deutschlandweit Plattdeutsch.

Damit es mehr werden, sorgen in Prenzlau auch junge Menschen für die Verbreitung des Plattdeutschen. Eine von ihnen ist die 20-jährige Nele Hübner. Die angehende Bibliothekarin hat ein Zusatzstudium an der Uni Greifswald für niederdeutsche Sprachvermittlung belegt. Platt habe sie von ihrem Großvater gelernt, nun wolle sie es weitergeben. "Ich finde es schön, wenn die Kinder einen mit 'Gooden Tach' ['Guten Tag' auf Niederdeutsch] ansprechen, das ist auch mal eine Abwechslung."

Bei Doris Meinke war es noch ihr Vater, der Platt sprach – sogar als Muttersprache: "Die erste Fremdsprache, die er gelernt hat, war Hochdeutsch", sagt sie. "Mein Vater hat bis zum Lebensende nur Plattdeutsch gesprochen, und dafür hat er mächtig viel Prügel bezogen in der Schule." Heute sei es alles anders, ihr gehe es darum, die alte Sprache zu bewahren und zukunftsträchtig machen, so Meinke. "Da werden wir nicht aufhören."

Mit Material von Fred Pilarski

Hinweis: Wir haben das Zitat in der Überschrift und im Text angepasst. Nele Hübner sagte nicht ""Ich finde es schön, wenn die Kinder einen mit gutem Platt ansprechen"" sondern "Ich finde es schön, wenn die Kinder einen mit 'Gooden Tach' ansprechen". Wir bitten das Missverständnis zu entschuldigen.

Sendung: Antenne Brandenburg, 25.04.2024, 15:40 Uhr

Artikel im mobilen Angebot lesen