FAQ
Spargel - manche lieben ihn, andere halten ihn für völlig überbewertet. Wir beantworten die wichtigsten Fragen zum Königsgemüse: Wann wurde der Spargel weiß? Warum riecht es auf der Toilette so? Und wer bitte ist Beelitzer Spargelkönigin 2024?
Zuerst war aller Spargel grün - in Südeuropa wird er noch heute vor allem so verspeist. Weiße Spargelsorten sollen aber bereits im 17. Jahrhundert in Europa angebaut worden sein. Man fing an, Spargelpflanzen abzudecken. Kein Sonnenlicht, keine Photosynthese - und damit werden keine Chlorophylle mehr produziert, die das Gemüse sonst grün erscheinen lassen.
Verschiedene Methoden wurden benutzt, um die Spargelpflanzen zu bedecken: zum Beispiel das Aufhäufen von Erde oder Abdeckmaterialien wie Sand, Stroh oder schwarze Folie.
Kommt wahrscheinlich darauf an, wen man fragt. In der Spargelregion Nienburg heißt es, dass der kommerzielle Spargelanbau im heutigen Deutschland ebenfalls in Niedersachsen, in der Nähe von Braunschweig begann. Es wird auf urkundliche Erwähnungen verwiesen.
Eine oft genannte historische Erwähnung, von Spargel als Gemüse, scheint es im "Verzeichnis der Kräuter und Bäume des fürstlichen Lustgartens des Herzog Christoph von Württemberg in Stuttgart" gegeben zu haben. Darauf verweisen Quellen aus Oberasbach in Bayern und aus Schleswig-Holstein.
In der Region des heutigen Deutschlands gab es Spargel schon in der Antike. Den Anbau beschreibt Cato bereits Anfang des 2. Jahrhunderts vor Christus. "Omnium in hortisrerum lautissima cura asparagis", schrieb Plinius der Ältere Ende des 2. Jahrhunderts, übersetzt: Die sorgfältigste Pflege aller Dinge im Garten gilt dem Spargel.
Die Römer haben Spargel in ihren Siedlungen angebaut. Das belegt zum Beispiel ein bleiernes "Warenetikett", das beim Ausheben einer Baustelle in Trier gefunden wurde. Mit seiner Aufschrift "Asparagus" ist das Etikett der vielleicht erste sichere archäologische Nachweis für Spargel in der römischen Zeit. Spargel galt dort als Delikatesse und wurde für seine kulinarischen und medizinischen Eigenschaften geschätzt.
In Brandenburg wurden laut Statistischem Bundesamt im Jahr 2023 22.200 Tonnen Spargel angebaut. Mehr baute nur Niedersachsen an - nämlich 22.800 Tonnen. Laut Statistik-Amt fuhren die märkischen Spargelhöfe im vergangenen Jahr die zweitgrößte Erntemenge seit 1991 ein. Nur 2018 wurde mit 23.200 Tonnen noch mehr geerntet. Spargel ist den Angaben zufolge weiter die bedeutendste Gemüsekultur in Brandenburg.
1861 wurde in Beelitz (Potsdam-Mittelmark) der erste Spargel von Glasermeister und Ackerbauer Karl Friedrich Wilhelm Herrmann auf dem Feld gepflanzt. Der Spargel gedieh prächtig auf den leichten, sandigen Böden mit unterschiedlichen Lehmanteilen in der Region um Beelitz.
In der Folge konnten die ersten Beelitzer Spargelstangen – ab 1870 in großen Mengen auch auf dem Berliner Markt – verkauft werden. Die Berliner sollen übrigens auch nach der Wende in Scharen gekommen sein, und den Bauern das Edelgemüse aus den Händen gerissen haben.
Mit Vereinen, Königinnen, Festen und Umzügen wird der Spargel gesellschaftlich breit vertreten. 2018 erhielt der Beelitzer Spargel den EU-weiten Schutz als geografische Angabe. Rund 70 Prozent der erntefähigen Brandenburger Spargelflächen liegen in Potsdam-Mittelmark. Weitere Felder liegen in den Landkreisen Oderhavel, Spree-Neiße und Havelland.
Und Spargel hat immer nur Saison - wegen seiner begrenzten Verfügbarkeit wird er als etwas Besonderes angesehen. Die Menschen freuen sich auf seine Rückkehr im Frühjahr. Und dann, gegen Ende Juni, haben sie Angst, dass das wohl der letzte Spargel der Saison ist.
Spargel macht einen großen Anteil der gesamten Gemüseanbaufläche Brandenburgs aus. Bis 2017 hatte die Spargelanbaufläche immer mehr zugenommen. Das Niveau der ertragsfähigen Fläche hat sich in den letzten fünf Jahren gehalten, zuletzt ist es wieder leicht gesunken. Die Betriebe sagen: Der Anbau hier in der Region sei nicht zuletzt durch die Einführung des Mindestlohns gefährdet.
Spargel enthält Asparaginsäure: Diese körpereigene Aminosäure, die sogar ihren Namen dem Gemüse verdankt, regt die Nierentätigkeit an und wirkt harntreibend. Auf diese Weise werden zusätzliche Abbau- und Schadstoffe vom Körper ausgeschieden.
Spargel könnte aufgrund seines Gehalts an Folsäure und Kalium auch positive Auswirkungen auf die Herzgesundheit haben. Zusammen mit der entwässernden Wirkung der Asparaginsäure kann es laut Kardiologen den Blutdruck senken.
Spargel enthält auch verschiedene Vitamine und Mineralstoffe: Vitamin K, Folsäure, Vitamin C, Vitamin A, Kalium und Eisen. Antioxidativ könnte die Erhöhung des körpereigenen Glutathionspiegels wirken. Zellschäden durch freie Radikale können vermindert werden und Entzündungen im Körper reduziert. Dabei hilt auch Rutin, das von Spargel und anderen Pflanzen als Farbstoff zum Schutz gegen UV-Strahlung gebildet wird.
Der Ballaststoffanteil ist nicht höher als bei vielen anderen Gemüsesorten. Allerdings enthält Spargel relativ viel des besonders für die Darmgesundheit gelobten präbiotischen Ballaststoffs Inulin.
Achtung: Spargel enthält, vor allem im Spargelkopf, viele Purine. Die sind sonst vor allem in tierischen Lebensmitteln und Hülsenfrüchten vorhanden und werden im Körper zu Harnsäure abgebaut. Gichtkranke sollten Spargel deshalb vorsichtig genießen, vielleicht nur kleinere Portionen testen.
Die Wurzel des wilden Spargels wurde schon lange vor dem Anbau und dem Verzehr als Heilpflanze genutzt. Die Inhaltsstoffe im Wurzelstock - darunter Flavonoide, Saponine, Vitamine, Mineralstoffe und ätherisches Öl - wirken harntreibend. Medizinisch eingesetzt wird er zur Durchspülungstherapie bei entzündlichen Erkrankungen der Harnwege und zur Vorbeugung gegen Nierengrieß.
Die indische Tradition des Ayurveda und die traditionelle chinesische Medizin nutzen Spargel für seine harntreibende Wirkung und weil er hilft, das Darmsystem zu reinigen und die Verdauung zu fördern.
Bei den Griechen heißt es, wurde der Spargel auch als Aphrodisiakum interpretiert. Als heiliges Kranzgewächs, das Aphrodite, der Göttin der Liebe und Schönheit geweiht war. Junge Brautpaare wurden mit "Asparagus" geschmückt. Der botanischen Gattungsbegriff ist die lateinische Schreibweise des griechischen Wortes "aspáragos".
Charakteristisch, schwefelartig, manchmal als ungewöhnlich empfunden: Für den speziellen Uringeruch ist Asparaginsäure im Spargel verantwortlich. Sie wird bei vielen Menschen nämlich so zersetzt, dass schwefelhaltige Abbauprodukte entstehen. Das, was man auf der Toilette riecht, ist im Grunde der flüchtige Schwefel.
Nicht alle Menschen nehmen diesen Geruch wahr, und die Gründe dafür sind nicht vollständig verstanden. Es gibt Hinweise darauf, dass die Fähigkeit, den charakteristischen Geruch von Spargel im Urin wahrzunehmen, genetisch bedingt sein könnte und mit individuellen Unterschieden im Stoffwechsel und der Zusammensetzung des Urins zusammenhängen könnte.
Wer mal rötliches Pipi haben möchte, kann übrigens etwas anderes Gesundes verzehren: Rote Beete oder Brombeeren. Und wer Spargel essen möchte, sich vom Uringeruch aber gestört fühlt: viel Wasser trinken und viel urinieren. Außerdem können bestimmte Lebensmittel helfen zu neutralisieren: Zitrusfrüchte, Petersilie, Sellerie und Pfefferminze. Andere können den Geruch verstärken, wie zum Beispiel Kaffee oder Alkohol.
Ja. "Weil der Spargel auch ohne wächst", sagt Max Scharkowski, der auf seinem Betrieb im brandenburgischen Kalkwitz (Oberspreewald-Lausitz) folienfrei arbeitet. Er beschäftigt während der Saison zehn bis 15 Menschen, die beim Ernten und acht die beim Verkaufen helfen.
Der relativ feste Kundenstamm, bedient über Direktvermarktung, muss bis Ende April oder Anfang Mai warten. Die Preise orientieren sich am Markt, liegen nach eigenen Angabe meist leicht darüber. Und die Spitzen der Spargelstangen sind leicht rosa gefärbt.
Folien werden auf vielen Brandenburger Feldern eingesetzt, weil sie für eine frühere Ernte sorgen und der Anbau wetterunabhängiger wird. Geschmack und Konsistenz seien ebenfalls verändert und als positiver empfunden, so Spargelbauern, die die Folie nutzen.
Die Auswirkungen auf den Naturschutz sind umstritten. Einig ist man sich, dass der Schaden an der Umwelt vor allem durch einen gewissenhaften Umgang und das lange Nutzen und ordentliche Recyceln der Plastikfolien reduziert werden kann.
Der Wasserverbrauch für den Anbau von Spargel ist im Vergleich zu anderen landwirtschaftlichen Kulturen übrigens moderat. Spargel ist eine mehrjährige Pflanze. Bewässerung sei vor allem am Ende der Saison wichtig, so Max Scharkowski. Ansonsten komme der Spargel oft auch ohne extra Bewässerung aus - abhängig vom natürlichen Regen. Eine Bewässerung auch vor dem Saisonende ist trotzdem üblich.
Spargelstangen wachsen aus unterirdischen Wurzeln. Wenn unsachgemäß, vor allem zu unvorsichtig, geerntet wird, könnten die Pflanzen verletzt und die folgenden Ernten beeinträchtigt werden.
Spargelstechmaschinen gibt es trotzdem. Sie bestehen aus einem Rahmen, der über die Spargelreihen gezogen wird, und speziellen Messern oder Stangen, die den Spargel aus dem Boden schneiden oder stechen. Diese Maschinen können entweder von Hand geführt werden oder an Traktoren oder andere landwirtschaftliche Fahrzeuge angebracht sein. Die Maschinen werden vor allem in großen Spargelbetrieben eingesetzt. Sie sind nicht-selektiv. Sie heben also einen gesamten Damm an und kappen die Stangen an einer gesetzten Höhe. Die Vermarktung der unterschiedlich langen Stangen muss angepasst werden.
Es gibt auch schon Versuche mit selektiven Ernterobotern, die mit Kamera und Ultraschallwellen einzelne Stangen ausmachen und stechen.
Die anstrengende Arbeit auf den Feldern aber machen bis auf Weiteres hauptsächlich die Saisonarbeitskräfte aus dem Ausland: Im vergangenen Jahr waren es laut Gartenbauverband Berlin-Brandenburg zwischen 4.000 und 4.500 Erntehelferinnen und -helfer. Die meisten kommen aus Polen und Rumänien. Der Vorteil aus Sicht der Arbeitgeber: Sie brauchen keine Arbeitserlaubnis für Deutschland und können bis zu 70 Tage als kurzfristig Beschäftigte im Land bleiben. In dieser Zeit müssen sie nicht sozialversichert werden. Der Arbeitgeber muss die Arbeiterinnen und Arbeiter lediglich bei der Krankenversicherung anmelden.
Das ist Lisa Münn. Die 22-Jährige aus Beelitz-Heilstätten stach am 4. April den offiziell ersten Spargel der Saison - in einem für sie genähtem Kleid, von dem sie den Rückenausschnitt besonders schön findet, wie sie sagt.
Der offizielle Auftritt in Klaistow war gleichzeitig Spargel-Stechpremiere. Damit hat sie noch keine besondere Erfahrung wie sie zuvor mit einem Lachen sagt: "Nur schon viel geschält habe ich." Die Freundin ihrer Schwester sei 2019 Spargelkönigin gewesen. Lisa Münn habe sie damals dafür bewundert.
Jetzt ist ihre Spargel-Königinnen-Zeit also gekommen. "Ich bin ein bisschen aufgeregt, aber freue mich, dass es jetzt losgeht", so Münn.
Sendung: rbb24 Brandenburg aktuell, 04.04.2024, 19:30 Uhr
Artikel im mobilen Angebot lesen