So viel Europa war selten: Die Europawahlen stehen im Juni an, die Fußball-Europameisterschaft kommt, und das Bezahlen wird ebenfalls europäischer gedacht. Das bringt einige Änderungen mit sich, beim Bahnfahren mitunter auch neue Pflichten.
Jugendliche wählen mit
Größere Veränderungen wird es im Juni möglicherweise in der Zusammensetzung des EU-Parlaments geben. Am 9. Juni findet die Europawahl statt. Die Vertreter des Parlaments erlassen gemeinsam mit EU-Kommission und Ministerrat Gesetze, die meist für die gesamte Europäische Union gelten.
In Deutschland darf wählen, wer seinen Hauptwohnsitz seit mindestens drei Monaten hier hat, in einem Wählerverzeichnis geführt ist und - das ist neu - mindestens 16 Jahre alt ist. Erstmals bei der Europawahl dürfen nun auch Jugendliche ihre Stimme abgeben. Damit hat sich die Zahl der Wahlberechtigten von rund 61,5 Millionen bei der letzten Wahl 2019 auf rund 65 Millionen Menschen bei dieser Wahl erhöht.
Erstmals dürfen in Deutschland 16-Jährige an der Europawahl teilnehmen. Grund genug für einige Kandidaten sich mit Schülern in Berlin zu treffen. Das Ergebnis: klassischer Frontalunterricht. Vorne wird gesprochen, hinten gelauscht. Von Sebastian Schöbel
Fahrplan, Reservierungen, Bahncard - Neues bei der Bahn
Einige Änderungen wird es vor allem auch für Bahnkunden geben. Der Wechsel vom Winter- auf den Sommerfahrplan steht am 9. Juni an - dem Tag, an dem auch die Bahncard in ihrer bisherigen Form zu verschwinden beginnt. Die Bahncard 25 und 50 wird es ab dem 9. Juni nur noch in digitaler Form geben. Kunden benötigen dann ein Profil in der Bahn-App. Wer kein Smartphone hat, kann sich allerdings auch ein Ersatzdokument ausdrucken. Vorhandene Plastikkarten können bis zum aufgedruckten Gültigkeitsende genutzt werden.
Die wahrscheinlich größte Änderung ab Juni betrifft Fahrten mit dem ICE. Auf ausgewählten internationalen Strecken führt die Deutsche Bahn zwischen Juni und September eine Reservierungspflicht ein. Das betrifft Fahrten von und nach Dänemark, Belgien, Österreich, Tschechien und die Niederlande. Der Grund? Die Fußball-Europameisterschaft, während der alle Fans und Urlaubsreisende möglichst sorgen- und stressfrei reisen sollen, sagt die Bahn.
Die Fußball-Europameisterschaft selbst beginnt dann am 14. Juni. Auf der Wiese vor dem Reichstag können sich Fans in der "Fan-Zone" austauschen und die Übertragungen der Spiele sehen. Ein großes Public Viewing gibt es außerdem vor dem Brandenburger Tor. Dort werden alle Spiele, die im Berliner Olympiastadion stattfinden (15. / 21. / 25. / 29. Juni), alle Spiele der deutschen Nationalmannschaft sowie alle Spiele der Ausscheidungsrunde übertragen.
Ab Juli dürfen Vermieter die Kosten für einen Kabel-Fernsehanschluss nicht mehr an die Mieter weitergeben. Denn dann fällt das sogenannte Nebenkostenprivileg weg. Die wichtigsten Fragen und Antworten im Überblick.
Neue Verträge beim Kabelfernsehen
Apropos übertragen. Millionen Mieter müssen spätestens am 30. Juni geklärt haben, wie sie in ihrer Wohnung künftig weiter das Fernsehprogramm übertragen haben wollen. Ab Juli dürfen Vermieter die TV-Gebühren nämlich nicht mehr auf die Nebenkosten umlegen. Die bisherigen Verträge sind damit beendet. Rund zwölf Millionen Mieter müssen nun selbst entscheiden, wer das Programm liefern soll. Falls Sie sich noch nicht entscheiden konnten oder trotz der vielen Vertreterbesuche von Kabelfernseh-Unternehmen zum ersten Mal von Ihrer neuen Wahlfreiheit hören: Hier gibt es noch einige Hintergründe und Hinweise zu den Kosten.
Ein Tagesausflug ohne Bargeld? Das ist in Brandenburg nicht immer ohne weiteres ratsam. Denn viele Dienstleister verweigern die Kartenzahlung. Neben Gebühren und Funklöchern, spielt auch das Trinkgeld eine Rolle. Sorgen bereitet jetzt auch die Mehrwertsteuer.
Weitere Möglichkeit beim Zahlen mit dem Handy
Beim Thema Geld gibt es ab Juni auch eine Wahl mehr, und zwar im Zahlungsverkehr. Die Bankeninitiative EPI (European Payments Initiative ) bringt im Juni die digitale Geldbörse "Wero" an den Start. Die erste Ausbaustufe wird Deutschland, Frankreich und Belgien umfassen und den Kunden von Sparkassen, Volks- und Raiffeisenbanken sowie der Deutschen Bank ermöglichen, untereinander Handy-zu-Handy-Zahlungen durchzuführen. Später sollen weitere Länder und Funktionen hinzukommen.
Ziel von EPI ist es, ein europaweit einheitliches System zum Bezahlen per App aufzubauen und eine Alternative zu Bezahldiensten von US-Konzernen wie Paypal, Google oder Apple zu etablieren.