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Audio: rbb24 Inforadio | 15.05.2024 | Jan-Christoph Kitzler | Quelle: Picture Alliance/Vladimir Menck/SULUPRESS.DE

76. Jahrestag

Palästinensische Demonstration zum "Nakba"-Tag friedlich verlaufen

Eine für Mittwoch angemeldete Demonstration zum palästinensischen Nakba-Tag ist friedlich verlaufen. Ein weiterer Protest ist für Samstag angekündigt. Das Ereignis jährt sich zum 76. Mal, es steht für viele Palästinenser für den Verlust ihrer Heimat.

In Berlin-Charlottenburg hat am Mittwochabend eine Demonstration zum sogenannten Nakba-Tag stattgefunden.

Eine Polizeisprecherin hat dem rbb mitgeteilt, dass etwa 600 Menschen an der Kundgebung teilgenommen haben. Sie sprach von einem friedlichen Verlauf. Als einzigen Vorfall nannte die Sprecherin, dass eine verbotene Fahne gezeigt worden sei.

Auch am Samstag soll anlässlich des Nakba-Tags eine Demonstration mit dem Titel "Palestine will be free" vom Oranienplatz in Kreuzberg vorbei am Außenministerium zum Brandenburger Tor ziehen. Angemeldet sind 2.000 Menschen.

Im vergangenen Jahr hatte die Berliner Polizei mehrfach pro-palästinensische Demonstrationen verboten und zur Begründung auf die Gefahr verwiesen, dass es zu "antisemitischen und volksverhetzenden Ausrufen, Gewaltverherrlichungen, dem Vermitteln von Gewaltbereitschaft und dadurch zu Einschüchterungen sowie Gewalttätigkeiten" kommen könnte. Trotzdem gab es einige Demonstrationen in Neukölln und auch Tumulte und kleinere Randale.

Nakba erinnert an 15. Mai 1948

Zum 76. Mal jährt sich am 15. Mai die sogenannte "Nakba" (auch: al-Nakba), arabisch für Katastrophe. Damit bezeichnen Palästinenserinnen und Palästinenser die Flucht und Vertreibung aus dem heutigen Staatsgebiet Israels im Zuge des ersten arabisch-israelischen Krieges, der 1949 endete. Eng verwoben ist das Ereignis mit der Staatsgründung Israels am 14. Mai 1948 - damals erklärte sich Israel unabhängig von der britischen Mandatsherrschaft. In Folge wurde es von einer Allianz arabischer Staaten angegriffen.

Interview | Michael Barenboim zu Protest an FU

"Die Menschenrechte gelten für alle, außer anscheinend für Palästinenser"

Berliner Uni-Dozenten verteidigen in einem offenen Brief pro-palästinensische Proteste an der Freie Universität. Aus der Politik ernten sie dafür scharfe Kritik. Dafür hat ein Unterzeichner des Briefs, Professor Michael Barenboim, kein Verständnis.

Der Nakba-Tag ist heute ein Tag des Protests gegen den Verlust der Heimat für viele Palästinenser. Zentrale Symbole sind Flaggen, aber auch Schlüssel, die die Rückkehr in ihre Heimat und Häuser symbolisieren. 1998 erklärte Jassir Arafat, der damalige Vorsitzende der Palästinensischen Befreiungsorganisation, den 15. Mai offiziell fest zum Tag der Nakba. An zahlreichen Orten weltweit kommt es dann zu Kundgebungen und Protesten von Palästinensern. 2023 haben die Vereinten Nationen [externer Link] die Nakba erstmals mit Reden und einem Konzert gewürdigt.

Die Bedeutung der Nakba für Palästinenser heutzutage wird als kollektives Trauma und aktuelle Lebensrealität beschrieben. Denn bereits vor, während und nach dem arabisch-israelischen Krieg Ende der 1940er Jahre flohen immer wieder Palästinenser aus dem heutigen Israel.

Viele der Flüchtlinge und ihre Nachkommen leben heute in der Westbank, Gaza und in den umliegenden arabischen Ländern. Einige haben Staatsbürgerschaften dieser Länder, viele leben aber auch als Staatenlose in Flüchtlingslagern. Laut den Vereinten Nationen sind in der Region heute etwa 5,7 Millionen Menschen als palästinensische Flüchtlinge registriert. Viele erleben dadurch Nachteile, wie beengtes Wohnen, Probleme bei den Arbeitsmöglichkeiten und Beschneidung persönlicher Freiheiten. Als Flüchtlinge sind sie auf ein gutes Zusammenleben mit Aufnahmeländern wie Syrien, Jordanien oder dem Libanon angewiesen - doch auch hier kommt es zu Spannungen.

Palästinensische Diaspora lebt auch in Berlin und Brandenburg

Die palästinensische Diaspora reicht inzwischen auch nach Europa. Wie viele Menschen palästinensischer Abstammung etwa in Deutschland leben, ist allerdings schwer zu sagen, denn viele von ihnen sind Bürger anderer arabischer Länder. Schätzungen gehen von etwa 200.000 aus.

Laut Statistischem Bundesamt waren zum Stichtag 31.12.2022 in Berlin 645 Palästinenser gemeldet. In Brandenburg waren es 45 Palästinenser. Schätzungen für Berlin gehen allerdings von 35.000 bis 45.000 Palästinenserinnen und Palästinensern aus - viele davon kamen in den 1970er Jahren aus dem Libanon nach Deutschland. Für Brandenburg gibt es keine entsprechenden Schätzungen.

Sendung: rbb24 Inforadio, 15.05.2024, 6:28 Uhr

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