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Audio: Radioeins | 20.05.2024 | Andrea Masson im Interview | Quelle: picture alliance/Florian Gaertner

Landwirtin gibt Kurse

Hühner halten in der Großstadt - geht das?

Landwirtin Astrid Masson gibt Kurse für Großstädter, die sich gerne Hühner anschaffen wollen. In den vergangenen Jahren ist die Nachfrage kontinuierlich gestiegen. Im Gespräch mit dem rbb erklärt sie, was erlaubt ist - und wo wichtige Grenzen verlaufen.

rbb: Astrid Masson leitet den Bereich Ackerbau und Tierhaltung bei der Stiftung Domäne Dahlem und bietet einen Workshop an: Hühner halten für Einsteiger. Frau Mason, es soll ja Menschen geben, die finden schon die Hundehaltung in der Stadt dem Tierwohl nicht zuträglich. Aber Hühner? Das geht doch wahrscheinlich nur, wenn ich ein eigenes Haus mit Garten habe, oder?

Andrea Masson: Auf jeden Fall brauchen die Hühner irgendeine Form von Auslauf. Vier bis acht Quadratmeter pro Huhn sollten es schon sein, aber das könnte ja zum Beispiel auch ein größerer Hinterhof sein oder eine große Terrasse. Und es muss auch nicht das eigene Haus sein. Das kann auch eine Mietwohnung mit Garten sein. In Schrebergärten ist das Hühnerhalten leider meistens nicht erlaubt.

Mal angenommen, ich gehöre jetzt zu den wenigen Super-Privilegierten, die in Mitte ein tolles Penthouse haben mit großen Dachterrasse – da dürfte ich Hühner halten?

Es ist nicht verboten. In der Stadt darf man bis zu 20 Hühner und einen Hahn halten. Wobei der Hahn - und das ist kein Witz - ein Krähverbot hat von abends bis morgens jeweils 8 Uhr, was natürlich nicht zu realisieren ist. Also - ein Hahn ist in der Stadt eher nicht zu empfehlen.

Astrid Masson | Quelle: Domäne Dahlem

Aber Hühner auf einem Balkon – das würden Sie nicht wirklich empfehlen, oder?

Wenn es ein sehr großer Balkon ist, spricht eigentlich nichts dagegen. Man muss sich immer vorstellen: Wo kaufe ich meine Eier? Wie leben die Hühner dort? Einem Huhn sollte es bei mir mindestens genauso gut gehen wie dort, wo die Eier gelegt werden, die ich kaufe. Wenn man sich diese Frage stellt und zum Beispiel konventionelle Eier aus Nicht-Freilandhaltung kauft, dann kommt auch schon ein kleiner Balkon in Frage. Wichtig ist aber: Wenn man sich dafür interessiert, muss man sich natürlich intensiv informieren.

Was muss ich denn für so ein Huhn alles vorbereiten, damit ich es artgerecht halten kann?

Hühner brauchen auf jeden Fall erst mal Platz. Dann brauchen sie natürlich artgerechtes Futter. Sie brauchen immer frisches Wasser, sie sollten nachts vor Raubtieren geschützt sein, in der Stadt leider auch tagsüber, weil Füchse teilweise so zahm sind durch die Fütterung von Menschen, dass sie auch tagsüber die Tiere fangen.

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Ein Huhn macht ja auch Dreck. Kommt da viel Arbeit auf mich zu?

Hühner müssen eingestreut werden. Dafür kann man Laub nehmen oder Stroh oder Sägespäne. Wenn das dann irgendwann anfängt zu riechen, dann sollte man den Stall mal ausmisten und das in den Kompost geben. Wenn man einen Garten hat, kann man es auch einfach kompostieren. Und wenn das immer schön trocken ist, die Einstreu, dann riecht es auch nicht.

Haben Sie das mal ausgerechnet, was billiger ist - Eier von den eigenen Hühnern oder aus dem Laden?

Billiger ist es nicht. Es sei denn, man füttert die Hühner vorwiegend mit Essensresten. Oder wenn man auf dem Land wohnt, dann hat man natürlich die Möglichkeit, den Tieren größeren Auslauf zu gewähren. Dann können sie sich im Sommer auch Insekten und Samen selbst zusammensuchen. Das erspart im Sommer Futterkosten. Wenn man aber die Arbeit, die anfällt, miteinrechnet, dann spart man auf keinen Fall. Aber Arbeit würde ich das auch nicht nennen. Ein Hundehalter würde ja auch nicht anfangen, die Arbeitsstunden zusammenzurechnen, die er braucht, um mit dem Hund Gassi zu gehen. Das macht man ja zum Spaß.

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Ich wohne in Kreuzberg in einem Wohnhaus mit 23 Parteien. Wir hätten tatsächlich ein Stück Rasen hinterm Haus, da könnte man theoretisch Hühner halten. Sind Hühner denn ortsansässig? Oder sind das Fluchttiere, die, wenn sie nicht eingesperrt werden, auch einfach mal gucken, was bei den Nachbarn so los ist?

Ja, das würde auf keinen Fall gehen. Die würden natürlich hingehen und gucken. Kleinere Rassen können ja sogar fliegen, beispielsweise die Hamburger Möwchen. Schwere Rassen würden dahinlaufen, wenn sie nicht irgendwie eingegrenzt werden. Also: Hühner muss man auf jeden Fall einsperren. Und wenn man in einem Mietshaus mit anderen wohnt, müsste man sich natürlich mit allen anderen Mietern einigen, dass das auch gewünscht ist. Es gibt durchaus Projekte, wo Mieter gemeinsam Hühner halten.

Eine fiese Frage zum Schluss: So ein Huhn kann ja durchaus auch lecker sein. Muss ich das dann selbst schlachten?

Sie müssen sich schon vorher überlegen, was Sie machen, wenn das Huhn alt wird, ob sie dann ein Altersheim aufmachen wollen oder ob sie es schlachten wollen. Jedes Huhn hat ja auch einen Bruder. Wenn man jetzt also einen kauft, muss man sich überlegen, kauft man den Bruder mit, zieht man ihn auf und schlachtet ihn dann? Ich finde das einen ganz wichtigen Aspekt, dass sich die Leute der Natur dadurch nähern, dass sie eben diese Verbindung wiederherstellen zwischen Lebensmittel, Leben und Tod der Tiere. Das ist einer der wichtigsten Aspekte bei der urbanen Haustierhaltung von Nutztieren.

Frau Masson, wir danken Ihnen für das Gespräch!

Das Interview führte Stephan Karkowsky, Radioeins. Hier abgebildet ist eine gekürzte Fassung. Das komplette Interview können Sie nachhören, wenn Sie oben auf dem Titelbild den Playbutton drücken.

Sendung: Radioeins, 20.05.2024, 11:10 Uhr

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